Sattelschlepper auf Brückengeländer hängengeblieben
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Verkehr

Naviirrfahrten sind wachsendes Problem

Falsche Navirouten führen Lkw- und Autofahrerinnen und -fahrer in Tirol immer wieder in die Irre. Österreich stellt zwar Straßenkarten öffentlich zur Verfügung, Navianbieter scheinen daran aber oft kein Interesse zu haben. Mit den Anbietern Kontakt aufzunehmen sei zudem meist nicht möglich.

Die Meldungen von Naviirrfahrten häufen sich. Immer wieder gibt es Menschen, die ihrem Navigationsgerät blind vertrauen und dabei mit ihrem Lkw oder Pkw auf Radwege oder Forststraßen geleitet werden. Aufwendige Bergeaktionen sind die Folge.

Ende Juni wurde ein Lkw-Fahrer aus Belarus mit seinem Sattelschlepper vom Navigationsgerät auf eine Irrfahrt ins Brandenberger Tal im Bezirk Kufstein gelotst. Auf der schmalen Straße blieb er mit dem Schwerfahrzeug auf einer schmalen Brücke hängen – mehr dazu in Naviirrfahrt endet für Lkw auf enger Brücke.

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Sattelschlepper auf schmaler Brücke hängengeblieben
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Ein Lkw-Fahrer wurde Ende Juni vom Navigationsgerät auf eine Irrfahrt ins Brandenberger Tal gelotst und blieb auf einer schmalen Brücke hängen
Hängengebliebener Sattelschlepper nach Navi-Irrfahrt
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Den Fahrer dieses Sattelschleppers lotste das Navigationsgerät im Jänner auf eine schmale Straße Richtung Bayreuther Hütte. In einer Kurve kam er nicht mehr weiter.

Schilder warnen vor Irrfahrten

In der Gemeinde Vomp im Ortssteil Fiecht wurden mittlerweile Wegweiser, Hinweisschilder und Fahrverbote für Lkws angebracht, so Wolfgang Löderle, der stellvertretende Bezirkshauptmann von Schwaz: „Trotz dieser vielen, sehr auffälligen Verbote leiten die Navigationssysteme die Fahrer immer wieder in die Irre, auf einen sehr schmalen Gemeindeweg. Die Lkw-Fahrer ignorieren diese Verbotszeichen und folgen quasi blind den Vorgaben der Navigationssysteme.“

Fahrverbotsschilder in Vomp
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In Vomp wird mittlerweile mit Schildern vor falschen Navianweisungen gewarnt

Die Achensee-Bundesstraße im Bezirk Schwaz ist ebenfalls ein Hotspot. Bei einer Staumeldung werden Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmer vom Navigationsgerät auf ihrem Weg zur Inntalautobahn über Steinberg und Brandenberg auf eine unbefestigte Straße umgeleitet. „Es ist eine Forststraße für Wanderer und Mountainbiker, die sicherlich nicht für den allgemeinen Verkehr geeignet ist“, erklärt Löderle. Bedienungsfehler können dazu führen, oft haben die weltweit agierenden Navianbieter aber auch nicht genügend Daten der Straßen- und Wegenetze in Tirol.

Große Konzerne nicht zu erreichen

Dieses Problem ist auch in der Abteilung Mobilitätsplanung des Landes bekannt. „Wir bekommen auch von Anrainern und Bürgermeistern Rückmeldungen, dass Ortsdurchfahrten für Schleichwege angeboten werden, die überhaupt nicht geeignet sind und bei denen es auch Fahrverbote gibt“, sagt Othmar Knoflach von der Abteilung Mobilitätsplanung gegenüber dem ORF.

Man versuche, die weltweit agierenden Konzerne, die Navigationsgeräte anbieten, von den Problemen zu informieren, so Knoflach. Es seien oft Fehler in den Kartengrundlagen. „Bei großen Navigationsbetreibern ist es aber oft schwer, einen geeigneten Ansprechpartner in Europa oder sogar weltweit zu finden.“

Von Innsbruck nach Achenkirch leitet das Navigationssystem einen über das Brandenberger Tal, dort herrscht Fahrverbot
ORF
Bei der Suche nach der besten Route von Innsbruck nach Achenkirch wird man über eine Forststraße im Brandenberger Tal geleitet, auf der allerdings ein Fahrverbot gilt

Navianbieter haben kein Interesse an Kartenmaterial

Österreich hat genaues Kartenmaterial aller Straßen- und Wegenetze und stellt dieses öffentlich im Internet zur Verfügung, auch für Konzerne, die Navigationsgeräte anbieten. Allerdings scheinen diese nicht immer daran interessiert zu sein: „Wir haben auch schon E-Mails geschrieben, auf die wir überhaupt keine Rückmeldung bekommen haben. Das ist natürlich unbefriedigend“, meinte Knoflach.

Es wird geraten, sich vor Reisen die Route genau anzusehen, sich wichtige Orte zu merken, die Reisedauer zu beachten und der lokalen Beschilderung zu folgen.