Die Meldungen von Naviirrfahrten häufen sich. Immer wieder gibt es Menschen, die ihrem Navigationsgerät blind vertrauen und dabei mit ihrem Lkw oder Pkw auf Radwege oder Forststraßen geleitet werden. Aufwendige Bergeaktionen sind die Folge.
Ende Juni wurde ein Lkw-Fahrer aus Belarus mit seinem Sattelschlepper vom Navigationsgerät auf eine Irrfahrt ins Brandenberger Tal im Bezirk Kufstein gelotst. Auf der schmalen Straße blieb er mit dem Schwerfahrzeug auf einer schmalen Brücke hängen – mehr dazu in Naviirrfahrt endet für Lkw auf enger Brücke.
Schilder warnen vor Irrfahrten
In der Gemeinde Vomp im Ortssteil Fiecht wurden mittlerweile Wegweiser, Hinweisschilder und Fahrverbote für Lkws angebracht, so Wolfgang Löderle, der stellvertretende Bezirkshauptmann von Schwaz: „Trotz dieser vielen, sehr auffälligen Verbote leiten die Navigationssysteme die Fahrer immer wieder in die Irre, auf einen sehr schmalen Gemeindeweg. Die Lkw-Fahrer ignorieren diese Verbotszeichen und folgen quasi blind den Vorgaben der Navigationssysteme.“
Die Achensee-Bundesstraße im Bezirk Schwaz ist ebenfalls ein Hotspot. Bei einer Staumeldung werden Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmer vom Navigationsgerät auf ihrem Weg zur Inntalautobahn über Steinberg und Brandenberg auf eine unbefestigte Straße umgeleitet. „Es ist eine Forststraße für Wanderer und Mountainbiker, die sicherlich nicht für den allgemeinen Verkehr geeignet ist“, erklärt Löderle. Bedienungsfehler können dazu führen, oft haben die weltweit agierenden Navianbieter aber auch nicht genügend Daten der Straßen- und Wegenetze in Tirol.
Große Konzerne nicht zu erreichen
Dieses Problem ist auch in der Abteilung Mobilitätsplanung des Landes bekannt. „Wir bekommen auch von Anrainern und Bürgermeistern Rückmeldungen, dass Ortsdurchfahrten für Schleichwege angeboten werden, die überhaupt nicht geeignet sind und bei denen es auch Fahrverbote gibt“, sagt Othmar Knoflach von der Abteilung Mobilitätsplanung gegenüber dem ORF.
Man versuche, die weltweit agierenden Konzerne, die Navigationsgeräte anbieten, von den Problemen zu informieren, so Knoflach. Es seien oft Fehler in den Kartengrundlagen. „Bei großen Navigationsbetreibern ist es aber oft schwer, einen geeigneten Ansprechpartner in Europa oder sogar weltweit zu finden.“
Navianbieter haben kein Interesse an Kartenmaterial
Österreich hat genaues Kartenmaterial aller Straßen- und Wegenetze und stellt dieses öffentlich im Internet zur Verfügung, auch für Konzerne, die Navigationsgeräte anbieten. Allerdings scheinen diese nicht immer daran interessiert zu sein: „Wir haben auch schon E-Mails geschrieben, auf die wir überhaupt keine Rückmeldung bekommen haben. Das ist natürlich unbefriedigend“, meinte Knoflach.
Es wird geraten, sich vor Reisen die Route genau anzusehen, sich wichtige Orte zu merken, die Reisedauer zu beachten und der lokalen Beschilderung zu folgen.