Schafe an einem Bergsee
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Landwirtschaft

Herdenschutz mit guten Erfolgen

Herdenschutz in Tirol kann funktionieren – zu diesem Ergebnis kommt ein Zwischenbericht zu den laufenden Pilotprojekten auf drei Almen im Bezirk Landeck. Es gab dort bisher keine Risse durch große Beutegreifer. Die Maßnahmen kosten aber Geld.

Die Spisser Schafberg-Alm, die Lader Heuberg-Alm und die Verwall-Alm setzen beim Schutz ihrer Tiere auf Hirten, eine gelenkte Weideführung und auf Zäune. Zum Teil laufen die Projekte bereits im dritten Jahr.

Keine Risse an geschützten Tieren

Simon Moser leitet das Beraterbüro „Alpe“, er begleitet die Almen bei ihren Herdenschutzprojekten und zieht eine durchaus positive Bilanz: „Man hat auf den Projektalmen geschafft, was man sich vorgenommen hat. Also die Schafe soweit zu kontrollieren, dass man sie am Abend sammeln kann, um sie einzuzäunen und so das Rissrisiko zu minimieren. Man hat auf allen Almen, die da mitmachen, keine Risse an geschützten Tieren registriert.“

Hirtenhunde mit Hirten auf einer Alm
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Auf der Verwall-Alm werden Hirtenhunde eingesetzt

Finanzierung ist der Hauptpunkt

Aus dieser Zwischenbilanz heraus leite sich durchaus Potential für andere Almen in Tirol ab, sagte Moser. Bestimmte Voraussetzungen müssen aber gegeben sein: „Es muss ein genügend großes Almgebiet sein, damit genügend Futter für die Schafe da ist, die man als kompakte Herde führt. Auch die Wasserversorgung muss sichergestellt sein. Dann braucht es Personal und Unterkünfte für sie und Motivation. Sie müssen bereit sein, das zu machen. Dazu braucht es eine Finanzierung, das ist das Wichtigste. Meistens hören wir, das können wir nicht bezahlen, wie sollen wir das finanzieren? Das ist schon der Knackpunkt, denke ich.“

Eine Million Euro steht im Landesbudget für Herdenschutzmaßnahmen zur Verfügung. Diese Mittel fließen laut Land in die Pilotprojekte und deren wissenschaftliche Begleitung. 114 Euro kostet der Herdenschutz pro Schaf pro Saison in Tirol.

WWF verweist auf Herdenschutz als Lösung

Geht es nach dem WWF kann nur der Herdenschutz die Lösung sein – Kosten hin oder her. Dafür müssten auch Mittel zur Verfügung gestellt werden, sagt Christian Pichler, beim WWF für die großen Beutegreifer zuständig. „In Österreich stehen derzeit etwa 100.000 Schafe großteils ungeschützt auf den Almen. Das muss sich ändern. Wir brauchen in Österreich das Rad nicht neu erfinden. Wir können auf jahrzehntelange Erfahrung von Nachbarstaaten zurückgreifen. Hier hat sich gezeigt, dass der Herdenschutz eine ganz wichtige Rolle einnimmt. Besonders wichtig ist aber auch, eine sachliche Information der Bevölkerung. Und das fehlt derzeit alles in Tirol.“

Abschüsse seien jedenfalls nicht die Lösung. Schon gar nicht solche, die durch die Gesetzesänderung im Landtag erleichtert wurden, kritisierte der WWF einmal mehr. Christian Pichler: „Man muss sich schon sehr wundern über das mangelnde Wolfsmanagement in Tirol. Da werden Wölfe zum Abschuss freigegeben, obwohl man gar nicht weiß, ob es sich um einen Wolf gehandelt hat.“

Land hält Zäune auf Almen für unmöglich

Der zuständige Landesrat Josef Geisler von der ÖVP kennt den Bericht zu den Projektalmen. Er bleibt dennoch dabei: „Technischer Herdenschutz mit Zäunen ist auf den Tiroler Almen nicht möglich. Dort sind deshalb neben der Entnahme von Wölfen verstärkt Behirtungsmaßnahmen notwendig.“

Die Herdenschutzprojekte sind insgesamt auf fünf Jahre angelegt und sollen die Grundlage für weitere Entscheidungen sein.