Abgedeckte Dächer, Brände, steckengebliebene Aufzüge, umgestürzte Bäume, überflutete Keller – die Liste an Schäden nach dem Unwetter am Dienstagnachmittag ist lang. Verletzte wurden nicht gemeldet. Die Gewitterwarnung der GeoSphere Austria bleibt für ganz Tirol bis Mittwochfrüh aufrecht. Es könne in der Nacht zu weiteren Gewittern kommen, wie das Land mitteilte.
Die Zivilschutzwarnung in der Gemeinde Silz konnte unterdessen um 16.45 Uhr aufgehoben werden. Der Bürgermeister forderte dort die Bevölkerung auf, die Gebäude nicht zu verlassen. Der Grund waren herumfliegende Teile durch abgedeckte Dächer. Im Oberland befand sich zur Zeit des Unwetters auch Bundespräsident Alexander Van der Bellen. Er musste gemeinsam mit anderen Fahrgästen aus einem stehengebliebenen Zug in Roppen evakuiert werden.
Menschen saßen in Gondeln fest
In der Zillertal Arena standen Gondeln still. Insgesamt saßen dort 1.400 bis 1.600 Personen am Berg fest. 400 Leute erlebten das Gewitter in Gondeln der Rosenalmbahn mit. Sie konnten über einen Notbetrieb evakuiert werden. In der Gerlossteinbahn mussten 20 Personen aus Gondeln durch die Bergrettung geborgen werden. Bis 19 Uhr konnten alle Personen sicher ins Tal gebracht werden. In der Schlick im Stubaital (Bezirk Innsbruck Land) stürzte eine Gondel ab. Verletzt wurde dabei niemand.
Die Polizei Imst sprach auch von einem Blitzeinschlag. Die Leitstelle Tirol meldete einen Brand in Oetz. Feuerwehreinsätze gab es unter anderem in Umhausen, Roppen, Längenfeld, Rietz, Arzl im Pitztal, Telfs, Zirl, Ried i.O., Haiming, Schwaz, Weer, Oberperfuss, Pfaffenhofen und Wenns. Laut Geosphere Austria (ehem. ZAMG) wurden in Haiming, Umhausen und Hintertux an einigen Messstationen neue Windrekorde gemessen.
In mehreren polizeilichen Erstmeldungen war zudem von Bergnotfällen die Rede, etwa im Karwendelgebirge, aber auch in Münster und Imst. In der Andreas-Hofer Straße in Innsbruck wurde ein Dach durch eine Sturmböe weggerissen. Die Oberleitung einer Straßenbahn wurde dadurch zerstört, weshalb manche Straßenbahnlinien eingestellt bzw. eingeschränkt waren.
Auf der Igler Straße und bei den Sillhöfen blockierte ein umgestürzter Baum den Verkehr
Straßen zum Teil gesperrt
Zahlreiche Straßen waren aufgrund von umgestürzten Bäumen oder Murenabgängen gesperrt. Viele Sperren konnten inzwischen wieder aufgehoben werden. Die B 180 Reschenstraße zwischen Ried i.O. und Tösens (Bezirk Landeck) blieb vorsorglich gesperrt – eine Abklärung durch die Landesgeologie würde ehestmöglich erfolgen, eine lokale Umfahrung wurde eingerichtet, teilte das Land Tirol mit.
Bahnstrecken unterbrochen
Von Unwetterschäden betroffen war auch die Bahnstrecke zwischen den Bahnhöfen Telfs-Pfaffenhofen und Imst-Pitztal, so die ÖBB. Um 15.15 Uhr habe der Sturm zu massiven Schäden an der Oberleitung geführt, so ÖBB-Sprecher Christoph Gasser-Mair. Die Oberleitung müsse nun von den Bäumen freigelegt und anschließend kontrolliert werden. Über die Dauer der Unterbrechung konnte noch keine Angabe gemacht werden. Für den Nahverkehr wurde ein Schienenersatzverkehr eingerichtet. Auch die Brennerstrecke war betroffen. Reisende können sich auf der Webseite der ÖBB über aktuelle Einschränkungen informieren.
Stromversorgung in vielen Gemeinden unterbrochen
Betroffen war auch das Versorgungsgebiet der TINETZ, insbesondere das Ötz- und Pitztal, das hintere Zillertal sowie Teile des Bezirk Lienz. Zeitweise waren laut TINETZ bis zu 18.000 Haushalte in 31 Gemeinden unversorgt. Bis zum Abend konnte ein Großteil der Schäden behoben werden, so der Energieversorger.
An der 110 kv-Leitung im Ötztal kam es gegen 14:50 Uhr zu einem Ausfall. Davon betroffen waren die Umspannwerke Habichen und Sölden. „Aktuell arbeiten unsere Monteure an der Schadensbehebung im Abschnitt zwischen Längenfeld und Sölden. Die Wiederherstellung der 110-kV-Leitung erfolgt voraussichtlich im Laufe des Mittwochs“, informierte TINETZ-Einsatzleiter Hannes Knoll am Dienstagabend. Eine Ersatzversorgung bis Umhausen konnte inzwischen hergestellt werden.