Gebi Mair
Liebl Daniel/zeitungsfoto.at
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„Sommergespräche“

Mair: Opposition als „Frischzellenkur“

Gebi Mair von den Grünen hat im ORF Tirol Sommergespräch nicht mit Kritik am ehemaligen Koalitionspartner ÖVP gespart. Er forderte, dass die Landesregierung bei Wohnen, Energie und Klimaschutz in die Gänge kommt. Abschiedsschmerz von der Macht gebe es bei ihm keinen, so Mair, der einräumte, dass die Grünen Opposition erst wieder lernen müssen.

Sendungshinweis:

„Tirol heute“, 17. Juli 2023, 19.00 Uhr in ORF2

Bei den Tiroler Grünen hat die Landtagswahl für Ernüchterung gesorgt, auch für ihren Landessprecher und Klubobmann Gebi Mair, der intern nicht unumstritten ist. Aus der Oppositionsarbeit will er wieder gestärkt hervorgehen. Opposition sei wie eine „Frischzellenkur“, man könne sich inhaltlich und personell erholen. Zudem sei man von den „Fesseln der ÖVP“ befreit worden.

Wasserstoffdiskussion „nicht rechtzeitig abgedreht“

Aus der Zeit der Grünen in der Landesregierung bereue er einiges, so Mair. Ganz aktuell etwa, dass es nicht rechtzeitig gelungen sei, die Wasserstoffdiskussion bei der Zillertalbahn rechtzeitig abzudrehen. Man hätte sich schneller für eine Oberleitung entscheiden sollen, so Mair, habe sich aber nicht rechtzeitig gegen Franz Hörl (ÖVP) durchsetzen können.

Gebi Mair, Laich Georg, ORF TIROL Sommergespräche
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Grünen-Klubobmann Gebi Mair im ORF Tirol Sommergespräch mit Chefredakteur Georg Laich

Auch seien viele Entscheidungen in der Coronazeit „unglücklich“ bzw. sogar „peinlich“ gewesen. Auch bedauerte Mair, dass beim leistbaren Wohnen nicht mehr gelungen ist. Man hätte wesentlich früher die Preisspirale beim Wohnen erkennen und wesentlich mehr Geld in die Hand nehmen müssen, so Mair.

Langversion ORF Tirol Sommergespräch Gebi Mair (Grüne)

Große Beutegreifer: Auf Dauer hilft nur Herdenschutz

Beim Klimaschutz kritisierte Mair fehlende Maßnahmen – von Regierungsseite gebe es Lippenbekenntnisse, aber zu wenig politische Taten. Keine zukunftsträchtigen Ansätze sah der grüne Klubobmann auch beim Dauerthema Wolf und Bär. Wenn einzelne „Problemtiere“ entnommen werden, sei das auch für die Grünen „nicht das grundsätzliche Problem“. Man wisse aber, dass ein Abschuss nichts nütze: „In Italien gibt es 2.000 Wölfe. Wenn man ein Revier freischießt, dann kommt der nächste Wolf nach.“ Deshalb helfe auf Dauer nur der Herdenschutz, so Mair. Da brauche es deutlich mehr Geld für die Bauern.

Teure Öffis

Auf die Frage von Katrin Janovsky aus Telfs, wie Klimaschutz gelingen soll, wenn gleichzeitig Öffis so teuer sind, sagte Mair, dass die Bevölkerung Druck auf die Politik ausüben müsse, um den öffentlichen Verkehr leistbarer zu machen und die Qualität zu verbessern. Der öffentliche Verkehr müsse eine bessere Alternative zum Auto sein.

Auf die Frage von Raphael Eichinger aus Innsbruck, welche Zukunftsperspektiven er für den Bildungsbereich in Tirol hat, sagte Mair, dass das Potenzial in der Bildung in Tirol überhaupt nicht ausgenützt werde. Er wiederholte die Forderung nach einem Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung und Kinderbildung, „wo jedes Kind die Bildung kriegt, die es schon als Kleinkind verdient“.

Rechtsanspruch auf Kinderbildung und -betreuung

„Ein bisschen predigen und dann zum Sonntagsessen“

Befragt nach seinem Berufswunsch als Kind, erzählte Mair, dass er Pfarrer werden wollte, weil er nicht nur den Pfarrer in seinem Heimatort Fulpmes „ziemlich lässig“ gefunden hat, sondern auch dessen Rolle in der Dorfgemeinschaft. „Ein bisschen predigen und dann am Sonntag zum Essen eingeladen werden“, so seine damalige Vorstellung vom Alltag eines Pfarrers.

Berufswunsch Pfarrer

Politisch interessiert sei er schon früh gewesen, erzählte er und erinnerte sich, wie er mit seiner Mutter Unterschriften für den Erhalt eines Schlepplifts in Fulpmes gesammelt hat. Bei den Grünen hat er zuerst als Pressesprecher angefangen, später wurde er dann selbst politisch aktiv. Mit ein Grund dafür sei die Tatsache gewesen, dass in der Politik relevante Entscheidungen getroffen werden – etwa, wer finanzielle Unterstützung bekommt. Und da habe er sich entschlossen, „da hau i mi volle eini“, so Mair.