Es gibt wieder rund 20 Steinböcke im Nationalpark in Kärnten
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Umwelt

Rechnungshof kritisiert NP Hohe Tauern

Wenn es nach dem Bundesrechnungshof geht, soll der Nationalpark Hohe Tauern in eine GmbH von Ländern und Bund zusammengefasst werden. Das empfahl der Rechnungshof in einem am Freitag veröffentlichten Bericht. Die bisherige Organisation habe strukturelle Schwächen.

Die aktuelle Organisationsform des Nationalparks sei historisch gewachsen. Aus heutiger Perspektive habe sie aber strukturelle Schwächen, stellt der Rechnungshof in seinem am Freitag veröffentlichten Bericht „Nationalpark Hohe Tauern“ fest. Die Prüferinnen und Prüfer empfehlen eine Neuorganisation des Nationalparks mit einer einheitlichen Bund-Länder-übergreifenden Struktur und einer einheitlichen Führung.

Nationalpark Hohe Tauern
Der Nationalpark Hohe Tauern ist mit 1.856 Quadratkilometern der größte Nationalpark im Alpenraum. Er erstreckt sich über die Länder Tirol, Salzburg und Kärnten. Der Tiroler Teil liegt in Osttirol.

Rechnungshof kritisiert auch Bauvorhaben

Als neue Organisation schlägt der Rechnungshof die Gründung einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH) mit den drei Ländern Tirol, Salzburg und Kärnten und dem Bund als Miteigentümer vor. Zudem weist der Rechnungshof auf die Klimakrise als eine zentrale Herausforderung für den Nationalpark hin.

Vor diesem Hintergrund seien unter anderem geplante Bauvorhaben auf dem Gelände des Nationalparks zu hinterfragen. Der Rechnungshof verweist hier konkret auf zwei Bauvorhaben in Salzburg und Kärnten.

Spannungsfeld zwischen Schutz und Tourismus

Ein Großteil der Nationalparkflächen gehöre privaten Eigentümerinnen und Eigentümern, so der Rechnungshof in einer Aussendung. Der Nationalpark stehe im Spannungsfeld verschiedener Schutz- und Nutzungsinteressen. „Zum einen sind da der Natur-, Arten- und Landschaftsschutz sowie der Erhalt der typischen Kulturlandschaft, die die bergbäuerliche Bevölkerung geschaffen hatte, zum anderen die touristische Nutzung.“

Grundeigentümerinnen und –eigentümer sowie Gemeinden – und damit potenzielle Fördernehmer – seien in den entscheidenden und beratenden Organen und Gremien der Nationalparkfonds vertreten und würden dort teilweise über eine Stimmenmehrheit verfügen. Dies habe zu Interessenkonflikten geführt. Deshalb schlägt der Bundesrechnungshof vor, die Mitwirkung von Fördernehmern auf eine beratende Funktion zu beschränken.

Finanzierung
Der Nationalpark finanziert sich aus Förderungen des Bundes und Zuwendungen der Länder. Die Nationalparkfonds erhalten zudem projektbezogene Fördermittel der EU und erzielen Umsatzerlöse und Sponsoringeinnahmen.

Fehlende Finanzplanung bemängelt

Finanziell sei der Nationalpark Hohe Tauern insgesamt zwar gut aufgestellt. Zum 31. Dezember 2021 hatten die Nationalparkfonds der drei Bundesländer jeweils über eine Million Euro auf Sparbüchern oder Girokonten. Eine umfassende, mehrjährige Finanz- und Liquiditätsplanung habe jedoch gefehlt. Der Rechnungshof empfiehlt deshalb, eine solche einzuführen und den Bedarf an Mitteln zumindest quartalsweise zu planen.

Naturschutzlandesrat verteidigt alte Struktur

„Ein derartig großes Schutzgebiet braucht die Akzeptanz der Grundeigentümerinnen und -eigentümer und der Bevölkerung vor Ort, weshalb sich die gemeinsame Führung und Kontrolle durch die drei Landesteile und den Bund in der Vergangenheit bewährt hat“, sagt Naturschutzlandesrat Renè Zumtobel (SPÖ).

Die Prüfergebnisse des Rechnungshofes würden selbstverständlich ernst genommen und seien diese Woche im länderübergreifenden Nationalparkrat diskutiert worden. Mit der Erarbeitung einer mehrjährigen Finanzplanung sei beispielsweise ein Vorschlag des Rechnungshofs bereits durch den Nationalparkrat in Auftrag gegeben worden.