Die „Mutantenjägerin“ Luisa Cochella beim Betrachten der Strukturen von Corona-Spike-Proteinen mit Mutationen in einem Labor der „IMBA“ am BioCenter in Wien (26.2.2021)
APA/ROLAND SCHLAGER
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Wissenschaft

Neuer Therapieansatz bei Gallenwegstumor

Forschern der Medizinischen Universität Innsbruck ist es gelungen, einen neuen Therapieansatz bei der Behandlung von Gallenwegstumoren zu finden. In einer weltweiten Studie mit 1.800 Betroffenen konnte bei acht Prozent eine Mutation (PBRM1) nachgewiesen werden, die als Angriffspunkt in der Therapie in Frage kommt.

Ein Patient in Innsbruck wurde bereits mit einem eigentlich für eine andere Krankheit zugelassenen Medikament erfolgreich behandelt. Eine Studie soll folgen.

Weltweite Kooperation unter Forschern

Gallenwegstumore seien extrem selten, erklärte Studienleiter Andreas Seeber im APA-Gespräch. Eine Prognose bei fortgeschrittenen Tumoren ist trotz der Zulassungen von zielgerichteten Therapien nach wie vor bescheiden. Umso bedeutender sei die aktuelle Studie, in der durch eine weltweite Kooperation mit Kolleginnen und Kollegen 1.800 Patientinnen und Patienten einbezogen werden konnten. Bei acht Prozent der Probandinnen und Probanden wurde dann die Mutation entdeckt.

Acht Prozent der Erkrankten sei eine kleine Gruppe, räumte Seeber ein. Das sei jedoch ein typischer Ablauf in der Onkologie. Je besser man Tumore entschlüsseln und verstehen könne, umso mehr würden sich auch Differenzierungen ergeben. Das erlaube dann eine gezieltere Therapie, erläuterte Seeber. Dadurch könnten Patienten schlussendlich besser behandelt werden.

Bessere Lebensqualität mit existierender Medikation

Auf die Studie aufbauend wurden in-vitro-Analysen durchgeführt. Dabei sei entdeckt worden, dass ein bereits existierendes Medikament gegen die Mutation wirksam sein könnte. Der Wirkstoff soll die Mutation gezielt angreifen. Zufällig habe man dann einen Patienten mit einem weit fortgeschrittenen Gallenwegskarzinom und dieser Mutation in Innsbruck in Behandlung gehabt. Dieser wurde bereits mit dem eigentlich für eine andere Krankheit zugelassenen Medikament behandelt. Dadurch konnte bei dem Patienten eine deutliche Verbesserung der Lebensqualität erreicht werden, berichtete Seeber.

Der Onkologe hofft nun, auf die Forschungserkenntnisse aufbauend eine breit angelegte Studie auf die Beine zu stellen. Dabei soll die potenzielle Wirksamkeit des Medikaments bzw. eines anderen Medikaments aus der gleichen Gruppe der PARP-Inhibitoren auf die Probe gestellt werden. Ein Zeitrahmen sei dafür jedoch noch nicht absehbar.