Im Sommer 1983 wurde der Innsbrucker Flughafen zum Austragungsort eines ganz besonderen Feiertages. Damals wurde der erste Notarzthubschrauber Österreichs feierlich der Öffentlichkeit vorgestellt. Wenige Tage später, am 1. Juli, wurde er schließlich offiziell in Betrieb genommen.
Heute ist es kaum mehr vorstellbar, dass der Inbetriebnahme des Christophorus 1 (C1) lange Verhandlungen vorausgegangen waren. Denn mehrere Institutionen hatten um diese zusätzliche Hilfe aus der Luft gekämpft. In anderen europäischen Ländern hatte es so eine Unterstützung zum Teil schon viele Jahre gegeben.
Mühsame Anfänge, spektakuläre Einsätze
Ein Helfer der ersten Stunde ist die Pilotenlegende Gilbert Habringer. Als 33-Jähriger übernahm er das Cockpit des ersten Notarzthubschraubers für die Heli Air und den ÖAMTC. Danach flog er den Christophorus 1 30 Jahre und sechs Monate bis zu seiner Pensionierung. „Am Anfang war es recht mühsam, man hat uns nämlich nicht gekannt und sich nicht getraut, uns anzufordern“, erzählt Habringer. Erst als es dann angefangen habe „zu laufen“ hätten die Leute gesehen, was der Notarzthubschrauber leisten kann. „Das hat die Menschen natürlich überzeugt.“
In all den Jahren seit dem ersten Flug legte Habringer mit verschiedenen Hubschraubertypen rund 8.800 Einsätze zurück. Manche davon waren auch sehr spektakulär. Geprägt haben ihn und viele Teammitglieder aber auch dunkle Stunden, etwa im Jahr 1988. Im Februar kam es zum Absturz einer Alouette III. Sie war damals als Christophorus 1 im Dienst. Beim Rückflug von einem Rettungseinsatz im Fotschertal (Bezirk Innsbruck-Land) stürzte sie aus unbekannter Ursache ab.
„Härtester Einsatz überhaupt“
Habringer war zur Zeit des Unglücks im Dienst. Deshalb musste er seine Kollegen bergen. „Das war sicher der härteste Einsatz, den ich überhaupt jemals geflogen habe. Die Bergung ist gelungen. Leider waren zwei Besatzungsmitglieder tot, die anderen zwei haben wir lebend geborgen“, sagt er. Die Aufgabe, alle heil zurückzubringen, habe für ihn selbst und für das Team davor und danach immer die oberste Priorität gehabt.
Anlässlich des 40. Jubiläums des Hubschraubers blicken die heutigen Verantwortlichen auf zahlreiche Einsätze zurück. Allein vom 1. Juli 1983 bis zum Ende des Jahres rückte er 160 Mal aus. Heute steht der C1 mit dem Stützpunkt am Innsbrucker Flughafen insgesamt bei rund 30.500 gezählten Einsätzen. Dazu kommen drei weitere Stützpunkte des ÖAMTC sowie mehrere Stützpunkte und Hubschrauber anderer Anbieter in Tirol.
Mittlerweile Auto-Pilot etabliert
Aus einem umkämpften Beginn entwickelte sich im Laufe der Zeit ein in seiner Dimension auch immer wieder einmal kritisiertes Mehrfachangebot. Das liegt an der hohen Zahl von zuletzt insgesamt mehr als 10.000 Einsätzen im Jahr. Das Hilfsangebot konnte dabei auch in die Nacht hinein ausgedehnt werden.
Auch die Hubschrauber selbst veränderten sich in Bezug auf Typ und Ausrüstung sehr stark. „Wir verwenden die EC 135 seit 20 Jahren und das schaut äußerlich auch immer gleich aus. Nur im Hubschrauber selbst hat sich wesentlich etwas geändert“, meint Jochen Tiefengraber, ÖAMTC-Stützpunktleiter. Man habe mittlerweile einen Auto-Piloten und seit dem vergangenen Winter fliege man auch in der Nacht bis 20 Uhr. „Daher brauchen wir ein bisschen mehr Unterstützung und die neuen Geräte, die wir haben, bringen uns diese Unterstützung“, so Tiefengraber.
Erster Notarzthubschrauber in Wien ausgestellt
Gilbert Habringer hingegen fliegt seit seiner Pensionierung nicht mehr. Der 73-Jährige sitzt aber gerne mit dem diensthabenden Team am Stützpunkt in Innsbruck bei einem Kaffee zusammen, nicht nur zum 40. Jubiläum des Notarzthubschraubers. Sein Platz ist dabei am Tischende, am Pilotenplatz. Verbundenheit überdauert eben selbst Pensionierungen.
Der erste österreichische Notarzthubschrauber von 1983 wurde nach seiner „Pensionierung“ übrigens im Jahr 2003 im Technischen Museum in Wien ausgestellt. Auch dieses Stück Tiroler und österreichischer Geschichte wurde damals groß gefeiert.