Gesperrter Weg
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Chronik

120 Unterschriften gegen Sperre von Weg

Anrainer im Innsbrucker Stadtteils Arzl fordern die Stadt auf, eine Klage gegen einen Landwirt einzubringen. Dieser hatte einen Wanderweg gesperrt, der über seinen Grund führt. Die Anrainer sprechen von ersessenem Durchgangsrecht. Der Bauer will aber etwa Hundekot nicht mehr dulden.

Wenn Landwirte und Hundehalter aufeinandertreffen, sind Konflikte oft vorprogrammiert. Vor allem dann, wenn so manche Wiese als Hundeklo herhalten muss. Für einen Arzler Jungbauern war das nun der Hauptgrund, warum er sein Feld abgezäunt hat. Ein seit Jahrzehnten von Spazier- und Wanderfreunden genutzter Weg ist damit gesperrt.

Gesperrter Weg
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Der beliebte Wander- und Spazierweg durch das Helfental führt auf die Innsbrucker Nordkette.

Generationen waren hier schon unterwegs

Der Weg sei seit „ewigen Zeiten“ von Wanderern benützt worden, argumentierte der Arzler Anrainer Nikolaus Meschik: „Ich geh da seit 60 Jahren rauf, wie schon mein Großvater, meine Großmutter, und wie viele andere Leute.“ Damit sei der Weg öffentlich, meinen die Anrainer, eine „Ersitzung“ habe längst stattgefunden. Zumal der Weg auch in alten Luftbildern klar erkennbar sei.

Benehmen der Wanderer ließ zu wünschen übrig

Der Grundeigentümer und Landwirt Martin Painer beharrt allerdings auf seine Absperrung. Viele der Spaziergänger und Wanderer würden sich nicht entsprechend verhalten. Das sei in den letzten Jahren zunehmend erkennbar gewesen, so Painer: „Die Leute machen hier Picknicks im hohen Gras kurz vor dem Mähen. Es gab plötzlich nicht mehr einen Fußsteig sondern fünf Steige in alle Richtungen. Wir haben auch mit unseren Tieren Probleme wegen des Hundekots bekommen. Ich hatte deshalb auch schon tote und kranke Tiere.“

Zwischen Hundeklo und Picknick

Der Jungbauer Painer beklagt, dass die Wanderer dem Weg und seinem Grund zu wenig Respekt entgegengebracht hätten

Painer verwies auf ein Verbotsschild, das den Durchgang verbietet und das seit Jahrzehnten aufgestellt sei. Im Grundbuch sei zudem auch kein Wegerecht vermerkt, ist sich der Bauer seiner Sache sicher. Im Innsbrucker Wanderwegenetz ist der Weg tatsächlich nicht eingezeichnet. In einer bekannten Wander-App ist er allerdings zu finden.

Anrainer sehen Weg als Vermögen der Stadt

Die Stadt soll nun für klare Rechtsverhältnisse sorgen, befinden die Anainer. Sie haben der Stadt 120 Unterschriften übergeben. Die Sache gehört geklärt, forderte der ehemalige Bezirksforstinspektor für Innsbruck, Leonhard Steiger: „Dass Hunde dort und da eine Belastung sind, das wird so sein. Das hat aber mit alten Rechten nichts zu tun. Es handelt sich hier um ein öffentliches Durchgangsrecht. Das gehört zum Vermögen der Stadt. Die Stadt muss auf ihr Vermögen schauen und sonst muss man halt zu Gericht gehen.“

Es hat bereits 1989 einen Rechtsstreit gegeben

Für das Wegenetz politisch zuständig ist Vizebürgermeister Johannes Anzengruber (ÖVP). Eine Klage hält er für nicht zielführend. Zumal es dazu bereits einmal einen Rechtsstreit gegeben habe: „Vor wenigen Tagen bei einer Akteneinsicht habe ich mitbekommen, dass es bereits 1989 ein Bedürfnis von Anrainern und der Stadt Innsbruck auf ein Durchgangsrecht gegeben hat. Das wurde nicht weiterverfolgt und abgelehnt.“

Vizebgm Johannes Anzengruber Innsbruck
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Innsbrucks Vizebürgermeister Johannes Anzengruber arbeitet an einem alternativen Weg.

Man arbeite daran, so Anzengruber, unweit vom bestehenden Weg eine Alternativ-Route auf städtischem Grund zu errichten. Das ist ein Vorhaben, das auch von Bürgermeister Georg Willi (Grüne) unterstützt wird. Ob letztlich doch geklagt wird, müsse ohnehin der Stadtsenat entscheiden.

Sorge um weitere Wegesperren

Der Fall in Innsbruck-Arzl hat jedenfalls Brisanz. In Innsbruck gibt es viele Wege mit denselben Diskussionen, wissen die Anrainer. Wenn die Stadt im Falle Helfentalweg nachgibt, dann sei zu befürchten, dass auch andere Landwirte ihre Wege sperren.