Generationen der Familien Ruef und Rimml führten das Gasthaus mit angeschlossener großer Landwirtschaft über Jahrhunderte. In den 1970er Jahren wurde es dann zugesperrt – und sollte nie mehr öffnen. Mitten im Dorf verfiel ein ganzer Gebäudekomplex mit Gasthaus, großer Tenne, Pavillon, Außenkegelbahn und Wohnhaus.
Bis es 2013 von der Gemeinde gekauft und nach langer Vorbereitung und Planungszeit schließlich zu neuem Leben erweckt wurde. 3,2 Millionen Euro wurden investiert, das Geld kam von Bund, Land, Gemeinde und EU.
Rettung in letzter Minute
So wie es jetzt dasteht, möchte man kaum glauben, dass das rund 400 Jahre alte Gebäude genau zu Sanierungsbeginn im März 2021 fast noch eingestürzt wäre.
Peter Nagelschmied vom Architektenteam ARGE Buchauer/Kröpfl erinnerte sich: „Der letzte Winter vor dem Baustart hat dem Gebäude extrem zugesetzt. Eine gesamte Hauswand drohte einzustürzen. Wir haben drei Monate lang buchstäblich mit der Gefahr um Leib und Leben auf der Baustelle gearbeitet.“ Es gelang, die Mauer zu stützen und zu stabilisieren. Die Sanierungsarbeiten konnten beginnen.
Modernes Gemeindeamt in alten Gemäuern
Die Architekten, die Bauleute, die Gemeinde und die Bevölkerung behielten die Nerven. Stein für Stein und Balken für Balken wurden in dem seit 2019 denkmalgeschützten Haus instand gesetzt. Alte Wandmalereien wurden teilweise in mehreren Schichten freigelegt und erhalten. Der an der Außenseite dezent angebrachte Lift macht das Gebäude barrierefrei.
Ein Meisterwerk alter und neuer Baukunst, auf das die Gemeinde und die Bevölkerung in Oberhofen nun gleichermaßen stolz sind. Bürgermeister Jürgen Schreier sagte beim Besuch des ORF Tirol: „Ich bin ja erst ein Jahr im Amt und war vorher Gemeinderat. Natürlich hat es am Anfang viele Zweifel gegeben, ob man das wagen soll. Aber jetzt wo es fertig ist, höre ich nur Gutes und alle sind beeindruckt, was hier gelungen ist.“ Jürgen Schreier hatte die Übersiedelung vom bisherigen Gemeindeamt ins neue Areal zu managen. Da habe es immer wieder Herausforderungen gegeben, aber jetzt sei er extrem stolz.
Aus den Chroniken von Oberhofen
Oberhofen hat ein eigenes Team von Ortschronisten. Sepp Schatz erinnert sich noch gut an das Gasthaus, das er in seinen jungen Jahren gern besuchte. „Es gab im ersten Stock auch eine Bühne, auf der Theatervorführungen stattgefunden haben.“
In diesem Raum tagt heute der Gemeinderat. Wo früher eine der Gaststuben war, ist heute das Bürgerservice. Und der Bürgermeister arbeitet in seinem Büro auf dem originalen Bretterboden. Teilweise wurden die alten Türen des Gasthofs erhalten, auch die Fenster sind geblieben, wurden aber durch Doppelfenster aus Holz ergänzt, denn das Haus muss ja beheizt werden können.
Auch der große Dachboden des Gebäudes ist erhalten geblieben. Bis auf eine einzige neue Planke stehen immer noch die alten dunklen Holzbalken. Auch die Schlafstatt der Magd wurde nicht verändert. Der Kamin aus alten Ziegeln ist völlig schief, aber er hält. So gibt es in jedem Winkel des Hauses etwas zu entdecken.
Kegelbahn, Pavillon und Kultur-Stadel
Zum Gasthof gehörte ein Gastgarten mit großem Pavillon und eine Freiluft-Kegelbahn. Alles wurde liebevoll restauriert. Auch eine bedeutende Landwirtschaft gehörte zum Areal.
Die riesige alte Tenne wird gerade zu einem Kultur-Stadel umgebaut, in dem verschiedenste Veranstaltungen stattfinden sollen. Der Bürgermeister hat schon große Pläne, aber die werden noch nicht verraten.
Dornerneuerung geht weiter
Das bisherige Gemeindeamt – deutlich jünger als das Rimml Areal – wird zum Haus des Kindes mit Kindergarten und Volksschule umgebaut. Die Dorferneuerung in Oberhofen geht also weiter.
Am Sonntag wird das neue Gemeindeamt im Rimml Areal mit der Bevölkerung feierlich eingeweiht. Beginn ist um 10.15 Uhr mit einem Festgottesdienst in der Pfarrkirche.