Grabmal Kaiser Maximilian I in der Innsbrucker Hofkirche
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Kultur

Innsbrucker Schmiedekunst in neuem Licht

Seit Mittwoch gibt es in Innsbruck Einblicke in die Welt der traditionellen Handwerkskunst aus der Zeit von Kaiser Maximilian I. Eine Sonderausstellung in der Hofburg widmet sich der Plattnerei an der Wende vom Mittelalter zur Neuzeit. Vor allem groteske Helme stehen dabei im Mittelpunkt.

Es ist der Weg vom Erz zur Platte, also zur fertigen Rüstung mit kunstvoll verzierten Harnischen und einzigartigen Helmen: Dieser aufwändige Prozess steht im Fokus der vielschichtigen Ausstellung. Die Besucherinnen und Besucher betreten sie über ein symbolisches Kanonenrohr. Es diene als Verweis auf den kriegerischen Kaiser, sagt Co-Kurator Christian Gepp. „Maximilian I. war ein Mann, der selbst von sich gesagt hat, dass er mit seinen vielen Schlachten ‚mehr dem Teufel als dem lieben Gott gedient‘ hat.“

Die Sonderausstellung „Maximilian1 – Glanzstücke der Innsbrucker Hofplattnerei“ läuft vom 24. Mai bis 31. Oktober 2023 in der Innsbrucker Hofburg.

Dieser Ausspruch sei eine Anspielung auf den ersten Raum der Ausstellung. Dabei gelangt man in eine Kammer mit einer besonderen Botschaft. Sie sollte den Eindruck erwecken, dass Maximilian gerade in diesem Moment verstorben ist. Ziel sei, die Besucherinnen und Besucher abzuholen und den „bekannten“ Maximilian zu präsentieren. In einem nächsten Schritt könne man in den dahinterliegenden Räumen in seine Geschichte eintauchen.

Außerordentliche Helme als Herzstücke

Dabei trifft man auf verschiedene Facetten der Zeitenwende um 1500: internationale Beziehungen zwischen Kaisern und Königshäusern, die wirtschaftlichen Wege des Erztransports oder den Bergbau. Zahlreiche Abbildungen, digitale Installationen, Videos und 3D-Animationen vermitteln einerseits die Geschichte des „letzten Ritters“ und „ersten Kanoniers“ und andererseits Aspekte der Schmiedekunst. Insofern fügt sich die Sonderausstellung zur Hofplattnerei in die bestehende Dauerausstellung zu Kaiser Maximilian ein. Diese startete anlässlich seines 500. Todestages im Jahr 2019.

Hofplattnerei Innsbruck Ausstellung Hofburg
MET/BHÖ
Dieser Helm mit einem menschlichen Gesicht wird Kolman Helmschmid zugeschrieben und dürfte um 1515 gefertigt worden sein

Das Herzstück der aktuellen Sonderausstellung sind die titelgebenden „Glanzstücke“ als Meisterwerke der Innsbrucker Hofplattnerei. Um 1504 entstand nahe der heutigen Meraner Straße beim Landhaus eine Werkstatt. Unter Kaiser Maximilian I. siedelten sich hier zahlreiche bedeutende Meister der Plattnerei, das heißt Schmiede für Harnische und Rüstungen, aus Städten wie Augsburg oder Nürnberg an.

„Hörnerhelm“ für Heinrich VIII.

Einer davon war der Innsbrucker Konrad Seusenhofer. Er entwarf zum Beispiel sogenannte „Groteskhelme“. Das waren prunkvolle, martialisch aussehende Helme mit feinen Verzierungen und Details wie Schnurrbart oder Turban. Sie wurden etwa zu Festlichkeiten oder für Scherzturniere getragen.

Ein besonderes Exponat der Schau ist der „Hörnerhelm“ – ein Geschenk von Kaiser Maximilian an den englischen König Heinrich VIII. Maximilian ließ ihn zwischen 1511 und 1514 anfertigen. Die überdimensionalen Widderhörner und eine Brille als neumodisches Accessoire zeugen von der außerordentlichen Kunstfertigkeit dieser Zeit. „Wir sind sehr froh, dass wir Leihgaben unter anderem von den Royal Armouries aus Leeds in England und aus den Livrustkammaren, dem schwedischen Schatzhaus, bekommen haben“, so Gepp.

„Schmiedekunst ist nicht ausgestorben“

Das Wissen um diese Handwerksfertigkeiten gehe immer mehr verloren, meint Gepp. So soll die Ausstellung auch ein Bezug zur Gegenwart sein: „Weil wir damit noch einmal den Fokus setzen können und sagen, wie wichtig das traditionelle Handwerk für die heutige Zeit noch ist“, meint der Co-Kurator.

Ausstellung Hofplattnerei Innsbruck Faltenrockharnisch
MET/BHÖ
Faltenrockharnische wie diese sind Teil der aktuellen Sonderausstellung in der Innsbrucker Hofburg

Nicht zuletzt zeige die Ausstellung auch, wie teilweise immer noch gearbeitet wird. Beispielsweise erzählt davon ein Nachbau einer originalen Schmiede aus Molln in Oberösterreich. Dort werden noch Rüstungsteile für die Schweizer Garde, die Leibwache des Papstes im Vatikan, angefertigt. Ganz ausgestorben sei die Plattnerei also nicht.