Butterbrot mit Gundelrebe
Hermann Hammer
Hermann Hammer
„Mutter Erde“

Mit Wildpflanzen den Tisch anreichern

In der Gourmetszene geht der Trend schon länger in Richtung Wildpflanzen. Doch auch in der Alltagsküche entfalten sie ihr Potenzial. Mit ihren Nährstoffen und intensiven Geschmäckern gedeihen sie abseits von intensiver Landwirtschaft und leisten so ihren Beitrag zu einem nachhaltigen Umgang mit der Natur.

Einige Wildkräuter sind inzwischen allgemein bekannt, etwa die Brennnessel und der in den letzten Jahren zunehmend in Mode gekommene Bärlauch. Abseits davon wächst auf den Wiesen und in den Wäldern eine Fülle von Pflanzen, die sich zum Essen eignen. Die Tiroler Kräuterpädagogin Jane Kathrein erzählt, wie erstaunt Menschen immer wieder reagieren, wenn sie erfahren, wie vieles auf einer Wiese essbar ist.

Fotostrecke mit 31 Bildern

Margarite
Hermann Hammer
Margariten sind nicht nur schön anzuschauen, sondern auch essbar
Klatschmohn
Hermann Hammer
Rezepte mit Klatschmohn sind bei uns eine Rarität, in Italien landet er öfter auf dem Tisch
Ehrenpreis
Hermann Hammer
Auch verschiedene Ehrenpreis-Arten werden für die Küche gesammelt
Biene besucht Löwenzahnblüte
Hermann Hammer
Vom Löwenzahn ist von der Wurzel über die Blätter bis zur Blüte alles genießbar
Frauenmantel
Hermann Hammer
Der Frauenmantel tarnt sich gut in der Wiese
Kriechender Günsel
Hermann Hammer
Der Kriechende Günsel enthält viele Bitterstoffe und sollte daher nur dezent verwendet werden
Blütenstände von Sauerampfer
Hermann Hammer
Der Sauerampfer ist eine bekannte Wildpflanze, auch die Samen sind essbar
Blütenstand von Spitzwegerich
Hermann Hammer
Die Blüte des Spitzwegerichs, seine Blätter und Blütenknospen werden gerne in der Küche verwendet
Blühende Walderdbeere
Hermann Hammer
Auch die jungen Blätter und Blüten der Walderdbeere kann man essen
Milzkraut
Hermann Hammer
Das gelbgrüne Milzkraut ist genießbar, aber sehr bitter
Lungenkraut
Hermann Hammer
Das Lungenkraut ist eine altbekannte Heilpflanze
Skabiose
Hermann Hammer
Skabiosenblüten haben einen etwas herben Geschmack
Kleiner Wiesenknopf
Hermann Hammer
Der Geschmack des Kleinen Wiesenknopfs erinnert an Gurken
Pippau
Hermann Hammer
Vom Pippau sind nicht nur die löwenzahnähnlichen Blätter, sondern auch die Blütenknospen und Blüten essbar
Rotklee
Hermann Hammer
Rotklee-Blüten schmecken süßlich, die Blätter erinnern an Erbsen
Weißklee und Rotklee
Hermann Hammer
Wie Rotklee ist auch Weißklee genießbar
Sauerklee
Hermann Hammer
Sauerklee kann man im Wald sammeln
Wiesensalbei
Hermann Hammer
Wie sein Verwandter in den Gärten ist auch der Wiesensalbei genießbar
Labkraut
Hermann Hammer
Labkraut findet man auf vielen Wiesen
Brennnessel
Hermann Hammer
Die Brennnessel ist ein altbekanntes Wildgemüse
Goldnesseln
Hermann Hammer
Die Goldnessel ist wie auch die anderen Taubnesseln essbar
Storchschnabel
Hermann Hammer
Blühender Storchschnabel ist kaum zu verwechseln, seine Blätter ähneln aber dem hochgradig giftigen Eisenhut
Blüte einer Flockenblume
Hermann Hammer
Die Blüten der Flockenblume können auch auf dem Salat eine Zierde sein
Gierschblätter
Hermann Hammer
Der Giersch ist reich an Vitaminen und sein Geschmack erinnert an Petersilie und Karotten
Weidenröschen an einem Bach
Hermann Hammer
Auch das Weidenröschen findet seinen Platz in der Küche
Drüsiges Springkraut
Hermann Hammer
Die Blüten und Samen des Springkrauts sind – in Maßen genossen – essbar
Barbarakraut
Hermann Hammer
Das Barbarakraut schmeckt scharf und eignet sich zum Würzen
Lila Beinwellblüte mit Ameise
Hermann Hammer
Der Beinwell ist etwas in Verruf geraten und sollte höchstens in Maßen genossen werden
Butterbrot mit Gundelrebe
Hermann Hammer
Die Gundelrebe mit ihrem unverwechselbaren und intensiven Geschmack ist fast überall zu finden
Blumenwiese
Hermann Hammer
Umso weniger eine Wiese gedüngt wird, umso größer die Artenvielfalt
Heidelbeeren
Hermann Hammer
Die Heidelbeere ist eine allseits bekannte Wildfrucht, die saure Böden bevorzugt

Giftige Doppelgänger sollte man kennen

Wichtig sei aber, nur Pflanzen zu sammeln, die man kenne, warnt die Kräuterexpertin. Manche Pflanzen hätten giftige Doppelgänger, „wenn man die Giftpflanzen kennenlernt, ist man eigentlich schon safe unterwegs“.

Die giftigste Pflanze bei uns sei der Eisenhut, sagt Kathrein. Eine Verwechslung könne tödlich enden. Seine Blätter seien dem Wiesenstorchenschnabel und dem Wilden Beifuß ähnlich. Hier sei es wichtig, das Wachstum der Pflanzen von Frühjahr bis Herbst mitzuverfolgen und den Blütenstand kennenzulernen. Damit könne man ganz genau sagen, „das ist der Eisenhut“.

Auf den Zeitpunkt achten

Wichtig sei auch der Zeitpunkt des Sammelns. Blüten ernte man erst gegen Mittag, wenn die Sonne ihren Höchststand bekommt. Wurzeln ernte man am besten im Herbst, wenn sich die Pflanze zurückzieht, Blätter hingegen seien im Frühjahr am bekömmlichsten, weil sie noch keine starken Fasern haben.

Jane Kathrein
Hermann Hammer
Kräuterexpertin Jane Kathrein erklärt die Wirkung von Spitzwegerich

Gute und schlechte Orte zum Sammeln

Der eigene Garten ist, wenn vorhanden, die beste Wahl zum Sammeln. Gut sei auch, Wildkräuter auf dem Balkon anzupflanzen, sagt Kathrein. In der Stadt sei es schon schwerer. Da sollte man schauen, einen möglichst sauberen Platz zu finden, „also nicht neben einer Hundespaziergangsroute und auch nicht neben einer Straße“. Eine Wiese sollte im besten Fall nicht überdüngt sein. Eine wenig gedüngte Wiese erkenne man an ihrer Artenvielfalt. Auf stark gedüngten Wiesen blühten fast nur Löwenzahn und Hahnenfuß.

Gruppe bei Kräuterwanderung auf Wiese
Hermann Hammer
Kräuterkundliche Führungen finden viel Zuspruch – hier bei den Gartentagen Igls

Gesundheitliche Aspekte sprechen für Wildkräuter

Auch gesundheitliche Argumente sprechen laut der Kräuterexpertin für die Verwendung von Wildkräutern. Kulturgemüse enthalte aufgrund der Züchtungen immer weniger Bitter- und Gerbstoffe. Bitterstoffe brauche es aber für die Verdauungsorgane. Außerdem seien landwirtschaftlich genutzte Böden ausgelaugt und würden nur wenig Zink und Selen enthalten. „Wenn ich eine Reihe von Wildkräutern kombiniere, bin ich mit allem abgedeckt, was ich brauche.“

Mit kleinen Mengen anfangen

Allerdings empfiehlt die Kräuterexpertin, bei Wildkräutern mit kleinen Mengen zu beginnen. Wenn man sie nicht gewohnt sei, könnte es passieren, dass man Verdauungsstörungen bekommt und möglicherweise sogar glaubt, eine Giftpflanze erwischt zu haben. Außerdem mache auch bei vielen Wildkräutern die Dosis das Gift. Manche Kräuter wie Giersch und Brennnessel könne man in größeren Mengen essen und daraus etwa auch ein Pesto herstellen. Andere Kräuter, etwa die intensiv schmeckende Gundelrebe, sind eher zum Würzen geeignet.

Bücher zum Thema Wildpflanzen in einer Wiese
Hermann Hammer
Rund um das Thema „Wildkräuter“ sind inzwischen viele Bücher auf dem Markt

Zum Angstthema Fuchsbandwurm

Zum Thema Fuchsbandwurm sagt Kathrein, dass es noch gar nicht ganz klar sei, wie der Fuchsbandwurm auf den Menschen übertragen wird. Möglicherweise könnte der Fuchsbandwurm über Mäuse und Katzen zum Menschen gelangen, „weniger, weil ich draußen Pilze oder Beeren sammle“.

Möglicherweise übertrage sich der Fuchsbandwurm auch über die Atemluft auf den Feldern, da immer wieder Landwirte betroffen seien, die Gemüse anbauen. Es sei sicher eine Thematik, die mehr „gehypt“ werde, als dass sie ein tatsächliches Risiko darstelle, meint die Kräuterpädagogin.

Sammeln und Naturschutz

Ein wichtiges Thema für Pflanzensammler ist der Naturschutz. Viele Pflanzen sind geschützt und dürfen nicht gesammelt werden, dafür gebe es auch eine Artenschutzliste. So werde die Blüte der unter Schutz stehenden Arnica montana zum Ansetzen von Likör verwendet, weiß Kathrein. Die Arnika wachse auch im Garten wunderbar und könnte dort geerntet werden.