Einige Wildkräuter sind inzwischen allgemein bekannt, etwa die Brennnessel und der in den letzten Jahren zunehmend in Mode gekommene Bärlauch. Abseits davon wächst auf den Wiesen und in den Wäldern eine Fülle von Pflanzen, die sich zum Essen eignen. Die Tiroler Kräuterpädagogin Jane Kathrein erzählt, wie erstaunt Menschen immer wieder reagieren, wenn sie erfahren, wie vieles auf einer Wiese essbar ist.
Giftige Doppelgänger sollte man kennen
Wichtig sei aber, nur Pflanzen zu sammeln, die man kenne, warnt die Kräuterexpertin. Manche Pflanzen hätten giftige Doppelgänger, „wenn man die Giftpflanzen kennenlernt, ist man eigentlich schon safe unterwegs“.
Die giftigste Pflanze bei uns sei der Eisenhut, sagt Kathrein. Eine Verwechslung könne tödlich enden. Seine Blätter seien dem Wiesenstorchenschnabel und dem Wilden Beifuß ähnlich. Hier sei es wichtig, das Wachstum der Pflanzen von Frühjahr bis Herbst mitzuverfolgen und den Blütenstand kennenzulernen. Damit könne man ganz genau sagen, „das ist der Eisenhut“.
Auf den Zeitpunkt achten
Wichtig sei auch der Zeitpunkt des Sammelns. Blüten ernte man erst gegen Mittag, wenn die Sonne ihren Höchststand bekommt. Wurzeln ernte man am besten im Herbst, wenn sich die Pflanze zurückzieht, Blätter hingegen seien im Frühjahr am bekömmlichsten, weil sie noch keine starken Fasern haben.

Gute und schlechte Orte zum Sammeln
Der eigene Garten ist, wenn vorhanden, die beste Wahl zum Sammeln. Gut sei auch, Wildkräuter auf dem Balkon anzupflanzen, sagt Kathrein. In der Stadt sei es schon schwerer. Da sollte man schauen, einen möglichst sauberen Platz zu finden, „also nicht neben einer Hundespaziergangsroute und auch nicht neben einer Straße“. Eine Wiese sollte im besten Fall nicht überdüngt sein. Eine wenig gedüngte Wiese erkenne man an ihrer Artenvielfalt. Auf stark gedüngten Wiesen blühten fast nur Löwenzahn und Hahnenfuß.

Gesundheitliche Aspekte sprechen für Wildkräuter
Auch gesundheitliche Argumente sprechen laut der Kräuterexpertin für die Verwendung von Wildkräutern. Kulturgemüse enthalte aufgrund der Züchtungen immer weniger Bitter- und Gerbstoffe. Bitterstoffe brauche es aber für die Verdauungsorgane. Außerdem seien landwirtschaftlich genutzte Böden ausgelaugt und würden nur wenig Zink und Selen enthalten. „Wenn ich eine Reihe von Wildkräutern kombiniere, bin ich mit allem abgedeckt, was ich brauche.“
Mit kleinen Mengen anfangen
Allerdings empfiehlt die Kräuterexpertin, bei Wildkräutern mit kleinen Mengen zu beginnen. Wenn man sie nicht gewohnt sei, könnte es passieren, dass man Verdauungsstörungen bekommt und möglicherweise sogar glaubt, eine Giftpflanze erwischt zu haben. Außerdem mache auch bei vielen Wildkräutern die Dosis das Gift. Manche Kräuter wie Giersch und Brennnessel könne man in größeren Mengen essen und daraus etwa auch ein Pesto herstellen. Andere Kräuter, etwa die intensiv schmeckende Gundelrebe, sind eher zum Würzen geeignet.

Zum Angstthema Fuchsbandwurm
Zum Thema Fuchsbandwurm sagt Kathrein, dass es noch gar nicht ganz klar sei, wie der Fuchsbandwurm auf den Menschen übertragen wird. Möglicherweise könnte der Fuchsbandwurm über Mäuse und Katzen zum Menschen gelangen, „weniger, weil ich draußen Pilze oder Beeren sammle“.
Möglicherweise übertrage sich der Fuchsbandwurm auch über die Atemluft auf den Feldern, da immer wieder Landwirte betroffen seien, die Gemüse anbauen. Es sei sicher eine Thematik, die mehr „gehypt“ werde, als dass sie ein tatsächliches Risiko darstelle, meint die Kräuterpädagogin.
Sammeln und Naturschutz
Ein wichtiges Thema für Pflanzensammler ist der Naturschutz. Viele Pflanzen sind geschützt und dürfen nicht gesammelt werden, dafür gebe es auch eine Artenschutzliste. So werde die Blüte der unter Schutz stehenden Arnica montana zum Ansetzen von Likör verwendet, weiß Kathrein. Die Arnika wachse auch im Garten wunderbar und könnte dort geerntet werden.