Hochwasser Kössen
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Chronik

180 Millionen in Hochwasserschutz investiert

Seit dem katastrophalen Hochwasser von Juni 2013 sind in Tirol 180 Millionen Euro in Hochwasserschutz investiert worden. Das Jahrhunderthochwasser hatte vor allem im Raum Kössen für große Schäden gesorgt. Insgesamt belief sich die Schadenssumme auf etwa 100 Millionen Euro.

Über 500 Gebäude waren betroffen und 160 Hektar an landwirtschaftlichen Flächen wurden in Tirol überflutet. Hauptbetroffen war der Bezirk Kitzbühel, wobei es die 4.200 Einwohner-Gemeinde Kössen am heftigsten erwischte.

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Kössen hatte es am schlimmsten erwischt

200 Millimeter Niederschlag in 24 Stunden

Heftige, lang anhaltende Niederschläge ließen in nur drei Tagen gebietsweise 300 Liter Regen pro Quadratmeter auf Tiroler Boden fallen, in Kössen waren es gar 200 Liter pro Quadratmeter innerhalb von nur 24 Stunden. Die Großache wurde zum reißenden Fluss, der rund 450 Häuser und 60 Betriebe in Mitleidenschaft zog. Über 3.000 Einsatzkräfte waren an den ersten Junitagen vor zehn Jahren im Tiroler Unterland im Dauereinsatz: Menschen, die sich in die oberen Stockwerken ihrer Einfamilienhäuser gerettet hatten, mussten geborgen werden, Häuser wurden von Wasser und Schlamm befreit.

Hochwasser Kössen
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Etwa 450 Häuser waren von dem Hochwasser betroffen

Viele Flüsse führten starkes Hochwasser

Doch nicht nur in Kössen kam es zu Überschwemmungen, auch die Orte Waidring oder Fieberbrunn waren stark betroffen. Bei der Weißache, der Großache und dem Loferbach wurde ein hundertjährliches Hochwasser (HQ100) gemessen, die Fieberbrunner Ache wies laut Informationen des Landes ein fünfzigjährliches Ereignis (HQ50) auf. Die Brixentaler Ache (HQ 40) sowie den Kohlenbach (HQ 30) führten ebenfalls extrem viel Wasser.

Güterzug auf Brennerbahn entgleist

Die Niederschläge und damit einhergehende Vermurungen führten aber in weiten Teilen Tirols zu massiven Problemen im Verkehr – sowohl auf der Straße als auch bei der Eisenbahn. Auf der Brennerstrecke entgleiste gar ein Güterzug wegen der Erdmassen, der für den Fernverkehr so wichtige Korridor zwischen Tirol und Salzburg war tagelang gesperrt.

Dämme und Flussaufweitungen in Kössen

In der Zwischenzeit ist in Sachen Hochwasserschutz aber einiges passiert. In Kössen wurden in einer sieben Jahre dauernden Bauzeit 17,6 Mio. Euro in den Hochwasserschutz investiert, dabei wurden etwa auf einer Länge von acht Kilometern Hochwasserschutzdämme und Flussaufweitungen geschaffen, hieß es aus dem Büro von LHStv. Josef Geisler (ÖVP) zur APA.

Zudem wurden für den Kohlenbach ein Retentionsraum geschaffen und vier Hochwasserschutzpumpwerke inklusive der Notstromversorgung adaptiert. Gefahrenzonenpläne hätten sich zudem als wichtiges Instrument erwiesen, die in Bauverfahren verpflichtend herangezogen werden. Zudem sei der Erhalt natürlicher Retentionsräume wesentlich.

Gemeindeübergreifende Hochwasserschutzprojekte

Laut Geisler würde sich aber „das Gefahrenbild und das Gefahrenpotenzial“ aufgrund des Klimawandels verändern. „Hundertprozentige Sicherheit kann es aber trotz aller Anstrengungen nicht geben“, hielt er fest. In den vergangenen Jahren formierten sich zudem Wasserverbände – dabei schließen sich mehrere Gemeinden mit Unterstützung von Land und Bund zusammen, um Hochwasserschutzprojekte umzusetzen.

Dabei kommt es immer wieder zu Reibereien mit Grundbesitzern, wenn es um die Nutzung des in Tirol so knappen Grund und Bodens als Retentionsflächen geht. Am Pläne schmieden bzw. bereits am Bauen sind derzeit die Wasserverbände Unteres Unterinntal, Mittleres Unterinntal sowie ein Verband im Brixental. In den Gemeinden Waidring und St. Ulrich befinden sich Projekte in Bau.