Gedenktafel bei Hauseingang
IKM/A. Steinacker
IKM/A. Steinacker
Kultur

Installationen erinnern an NS-Täterorte

Text- und Klanginstallationen sollen in Innsbruck neue Zugänge zur Erinnerung an die Schrecken der NS-Zeit vermitteln. Es ist ein Tor in die Vergangenheit, das Lucas Norer mit seinem Projekt öffnet. Der Schriftzug „Üb’ immer treu und Redlichkeit“ ist dabei das zentrale Element.

Der Text aus einem Gedicht wurde zur bekannten Melodie aus Mozarts „Zauberflöte“. Der nationalsozialistische Rundfunk hat es als Pausenlied verwendet. Ziel der NS-Propaganda sei gewesen, die Charakteristik des Volksgenossen darzustellen: treu, pflichtbewusst, ehrlich, so Norer. Von den Tätern sei das häufig verinnerlicht worden, „ich habe nur meine Pflicht getan “ oder „ich habe nur Befehle ausgeführt“.

Mann vor Hausfassade und Schriftzug auf Gehsteig
ORF
Norer vor der ehemaligen Gestapo-Zentrale in der Innsbrucker Herrengasse

Texte und Tondokumente von Opfern und Tätern hält Norer dem entgegen. Wie in der Herrengasse bei der ehemaligen Gestapo-Zentrale in Innsbruck oder auch auf dem ehemaligen Lagerkomplex in der Reichenau, wie etwa der Ausspruch aus Originaldokumenten: „Solange man einen zum Tode Verurteilten noch zu eiserner Arbeit gebrauchen kann, lassen wir ihn leben. Umbringen können wir ihn immer noch.“

Hotel Goldene Sonne Innsbruck
ÖGB Tirol Südtiroler Platz Innsbruck
Stadtarchiv Innsbruck ORF
Im Hotel Goldene Sonne am Südtiroler Platz, wo sich heute das Gebäude des ÖGB Tirol befindet, war in der NS-Zeit ein Polizeigefängnis

Drakonische Strafen für kleine Delikte

Es war ein „System des Terrors“ zu dem auch die Justiz mit dem Landesgericht und dem Sondergericht in der Schmerlingerstraße gehörte. Heute herrscht hier der Rechtsstaat, damals die Willkür. Für kleinliche Delikte konnten mehrjährige Haftstrafen oder die Todesstrafe verhängt werden, wie etwa für Kontakt zu Kriegsgefangenen, Abhören ausländischer Radiosender oder Kritik an Partei und Staat.

Gedenktafel bei Hauseingang
IKM/A. Steinacker
In der Schmerlingstraße 1 befanden sich die Justizbehörden des NS-Staates für Tirol und Vorarlberg

Das ehemalige Hotel Goldene Sonne am Ort des heutigen ÖGB-Hauses gegenüber vom Hauptbahnhof beherbergte im Nationalsozialismus die Kriminalpolizei und ein Gefängnis. Auch daran erinnert Norer mit seiner Installation.

Menschen stehen vor Gebäude
IKM/A. Steinacker
Künstler Lucas Norer (Mitte) mit (v.l.) Matthias Egger (Stadtarchiv), GRin Irene Heisz (SPÖ), Kulturstadträtin Uschi Schwarzl (Grüne) und Jurymitglied Horst Schreiber

Bis zum 9. November

Im Rahmen der Initiative „Gedenkpotenziale“ eröffnete die Stadt Innsbruck das Projekt am Freitag, am Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Mauthausen. Bis zum 9. November ist es zugänglich als Tor zur Vergangenheit.