Sujet Strompreis
APA/HELMUT FOHRINGER
APA/HELMUT FOHRINGER
Wirtschaft

Große Sorge wegen künftigem Strompreis

Nach den Benachrichtigungen von TIWAG und IKB über Tariferhöhungen des Strompreises ab Juni ist die Verunsicherung bei den Kunden groß. Das zeigen nicht nur die Anrufe bei der Hotline der Arbeiterkammer Tirol. Für die meisten bleibt die Höhe des Tarifs unklar.

Die landeseigene TIWAG und die Innsbrucker Kommunalbetriebe (IKB), die sich der TIWAG anschließen, begannen in den letzten Tagen, ihren Kunden die künftigen Stromtarife postalisch zuzustellen. Die Kilowattstunde, die bisher zehn Cent kostete, steigt auf 22,68 Cent brutto. Der Aktionsbonus ist hier bereits abgezogen, die Strompreisbremse nicht berücksichtigt.

Sendungshinweis

Am Abend wird Christian Nagele, zuständig für Konzernvertrieb und Marketing der TIWAG, zu Gast bei „Tirol heute“ sein, 19.00 Uhr ORF 2

Der Leiter der wirtschaftspolitischen Abteilung in der Arbeiterkammer Domenico Rief berichtete am Dienstag über eine völlig überlastete AK-Hotline. Es gebe für die Kundinnen und Kunden trotz der Benachrichtigung und Auflistung zahlreiche Fragen und Unklarheiten zur künftigen Stromrechnung: "Es gibt grundsätzlich zwei Entscheidungen, die man treffen muss. Einerseits, ob man beim jetzigen Anbieter, TIWAG oder IKB, bleiben oder wechseln will. Wenn ich wechseln möchte, dann habe ich die Möglichkeit den ALBs zu widersprechen. Dann bleibe ich beim bisherigen Strompreis bis Ende September und muss mir mit 1. Oktober einen neuen Energieanbieter suchen.

Wer bei TIWAG oder IKB bleiben möchte, kann das bei altem Vertrag tun oder das neue Angebot annehmen.

Domenico Rief AK Tirol
ORF
Domenico Rief von der Arbeiterkammer Tirol

Im April kommunizierter Preis „Marketing-Gag“

Dass die TIWAG in Presseaussendungen im April von 18,90 Cent pro Kilowattstunde sprach, sorgt nun bei den Kundinnen und Kunden für zusätzliche Verwirrung. Damals wurde der Nettopreis kommuniziert. Der Bruttopreis beträgt 22,68 Cent pro Kilowattstunde, so Rief von der AK Tirol: „Der Kunde zahlt immer Bruttopreise. Es wäre also viel sinnvoller gewesen, gleich mit Bruttopreisen rauszugehen. Es klingt halt deutlich weniger, wenn man einen Betrag unter 20 nennt. Das war ein Marketing-Gag sozusagen.“

Neun bis 15 Euro für Durchschnittshaushalt

Die Strompreis-Erhöhungen werden sich jedenfalls bemerkbar machen. „Im Durchschnittshaushalt werden Mehrkosten von 15 Euro anfallen, allerdings nur so lange die Strompreisbremse greift und das tut sie derzeit. Jemand, der weniger als 2.900 Kilowattstunden im Jahr verbraucht, dürfte um die neun Euro pro Monat mehr zahlen. Wirklich teuer wird es für jene, die zum Beispiel mit Strom heizen oder eine Wärmepumpe haben. Also wenn man bei ca. 10.000 Kilowattstunden liegt dann hat man Mehrkosten von über 1.000 Euro“, erklärte Domenico Rief von der AK.

Die neuen Strompreise dürfen im nächsten Jahr nicht angehoben werden. Und sie könnten schon im Herbst wieder sinken. Nämlich dann, wenn die Börsenpreise weiter fallen, so das Versprechen der TIWAG.

Achtung bei Floater-Tarifen

Wirklich günstige Anbieter gebe es bei Fixpreisen derzeit nicht, meinte man bei der Arbeiterkammer. Wer trotzdem wechseln möchte, kann sich Online einen Überblick verschaffen, so Domenico Rief: „Da macht es Sinn bei Tarifkalkulator der E-Control nachzuschauen. Man gibt dann dort seinen Jahresverbrauch und die Postleitzahl ein, dann bekommt man alle Anbieter, die einem Strom liefern können. Und man bekommt die jeweiligen Preise dazu.“

Aufpassen müsse man allerdings bei Floater-Tarifen, die manchmal wesentlich günstiger liegen. Das sind Tarife, deren Preis monatlich und ohne jegliche Information geändert wird. Nimmt man einen Floater-Tarif, muss man die Börsepreise laufend im Blick haben, sagte Rief.

Fehlende Transparenz der TIWAG

In Tirol gibt es 23 Stromanbieter. So viele wie in kaum einem anderen Bundesland. Kunden und die Hotline bei der Arbeiterkammer stehen derzeit jedenfalls wörtlich unter Strom. Gegen die kommende Strompreiserhöhung im Juni könne die Arbeiterkammer derzeit nichts ausrichten, sagte Domenico Rief. Allerdings sei man bei der AK in Vorbereitung auf eine Klage die geringe Strompreiserhöhung 2022 betreffend. Sollte man hier erfolgreich sein, könnte das vielleicht auch Auswirkungen auf die kommende Erhöhung haben, gibt sich die AK noch nicht geschlagen. Es gelte immer noch die Frage zu klären, wie die TIWAG ihren Strompreis errechnet.