Vor acht Jahren zogen unzählige Menschen auf der Flucht von Süd nach Nord über den Brenner. Heute ist es ruhig. Die Container, die die Behörden damals errichten ließen, um die Migrationsbewegungen abzuarbeiten, sind mittlerweile desolat.
Seit Herbst wird am Brenner auf Tiroler Boden gebaut. Aus dem ehemaligen Zollamtsgebäude soll ein neues Zentrum für Grenzmanagement entstehen. Der Beschluss dazu wurde 2019 unter dem damaligen Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) gefasst.
2.000 Quadratmeter für die Polizei
Sollte es wieder zu starken Migrationsbewegungen kommen, werden die Beamten der Landespolizeidirektion in diesem neuen Gebäude entsprechende Aufgaben wahrnehmen, sagte die für die Sicherheit zuständige Landesrätin Astrid Mair (ÖVP): „Der Landespolizeidirektion werden 2.000 Quadratmeter, die gemietet werden, zur Verfügung gestellt. Dort sollen erste Abarbeitungen durchgeführt.“
Die Zahl der Menschen, die nach Europa wollen und über den Brenner kommen, habe heuer wieder zugenommen, so Landesrätin Mair: „Wir haben vom 1. Jänner bis zum 1. April ca. 3.000 Anlandungen in Italien. In Tirol haben wir rund 1.000 Aufgriffe, zwei Drittel davon wollen über den Brenner.“
Brenner von derzeitiger Migration wenig betroffen
Die Südtiroler Migrationsforscherin Verena Wisthaler betonte jedoch, dass die derzeitige Situation bei Weitem nicht mit jener von 2015 vergleichbar sei. Dass in letzter Zeit viele Menschen im italienischen Lampedusa angekommen sind, wirke sich kaum auf den Brenner aus: „Damals sind sehr viele syrische Flüchtlinge angekommen. Jetzt kommen die meisten über das Mittelmeer aus dem west- und zentralafrikanischen Raum, auch aus Pakistan und Bangladesch. Und diese Menschen versuchen nicht nach Österreich oder Deutschland einzureisen, weil sie nicht so viele Netzwerke dort haben.“
Jene, die in diesem Frühjahr nach Italien kommen, werden dort registriert und nach Quoten auf die Regionen verteilt. Nach Südtirol sollen 50 Minderjährige gebracht werden.
Im Herbst ist das Zentrum fertiggestellt
Im Herbst wird das neue Gebäude für das Tiroler Grenzmanagement fertig gestellt sein. Derzeit hätten die Beamten der Landespolizeidirektion in Sachen Migration nur wenig zu tun. Das Zentrum am Brenner soll aber auch zur Bewältigung anderer Krisen dienen, etwa für Pandemien oder als Treffpunkt der Einsatzkräfte für Lagebesprechungen – auch grenzüberschreitende Zusammenkünfte, etwa für Euregio-Treffen.