50 Hektar Naturschutzfläche müssen die ÖBB als Ausgleichsmaßnahme für die Bahn-Hochleistungsstrecke schaffen. Die dortigen Bauern wollen ihre Flächen dafür aber nicht hergeben.
Die Unterinntaltrasse zwischen Langkampfen/ Schaftenau und Radfeld ist ein weiteres Teilstück der Unterinntaltrasse, also des Brennerbasistunnel-Nordzulaufs. Es ist das derzeit größte Schienenprojekt der ÖBB in Tirol. Der Abschnitt ist 20 Kilometer lang und kostet nach derzeitigen Schätzungen rund 2,6 Milliarden Euro.
Rohbaustollen wird bereits gebaut
In der Gemeinde Angath sind bereits seit einem Jahr die Vorarbeiten im Gange, in einigen Wochen wird dort der Rohbaustollen angeschlagen. Der größte Teil der Strecke wird unterirdisch verlaufen. Damit ist auch das Lärmproblem beseitigt und die Bewohner können sich mit dem Projekt gut anfreunden. Sie sind aber gegen die vorgeschriebenen Naturschutz-Maßnahmen in diesem Gebiet.
Ausgleichsflächen sorgen für Unmut
Laut Gesetz müssen die ÖBB vor dem eigentlichen Baubeginn, der für 2026 vorgesehen ist, als Ausgleich 50 Hektar an ökologischen Ausgleichsflächen schaffen. Es sind Wälder und Wiesen, viele davon werden derzeit landwirtschaftlich genutzt. Gedacht sind die Flächen als neue Heimat für dort lebende Tiere wie Fledermäuse, Amphibien und Reptilien, insbesondere die Ringelnatter. Der Bürgermeister von Langkampfen, Andreas Ehrenstrasser sagte dazu im ORF Tirol Interview: „Diese Tiere hat es immer dort gegeben, es gibt sie derzeit und es wird sie dort auch in Zukunft geben.“
Die Gemeinde Langkampfen müsste insgesamt 25 Hektar an Naturschutzflächen ausweisen, alle sind in privatem Besitz. Das sei völlig unverhältnismäßig, sagte der Bürgermeister. Die Bahntrasse selbst beanspruche gerade einmal ein Zehntel dieser geforderten ökologischen Fläche. Und warum müssen diese Gründe gerade wieder in dieser Region geschaffen werden, fragte sich der Bürgermeister. „In Langkampfen wird gerade eine Ausgleichsfläche für das Kraftwerk Kühtai in der Größe von drei Hektar gebaut. Das heißt also, Langkampfen ist schon ökologische Ausgleichsfläche fürs Kühtai.“
Bauern wollen Gründe nicht hergeben
Die Nachbargemeinde Angath ist ebenso betroffen. „Und das, obwohl die Gemeinde bereits die Baustelle vor der Nase hat“, wetterte Bürgermeisterin Sandra Madreiter- Kreuzer: „Da reden wir von 15 bis 18 Hektar. Das ist eine große Diskussion. Ich sehe einfach nicht ein, dass zuerst die Bauern mit den Flächen für die Baustellen, die sie abgeben mussten, belastet worden sind und jetzt erneut mit diesen Ausgleichsmaßnahmen.“
ÖBB relativieren: nur ein Prozent der Fläche
Doch diese Ausgleichsmaßnahmen seien gesetzlich vorgeschrieben, konterten die ÖBB. Ohne die ökologischen Flächen gebe es auch keine Bahnstrecke. Die Zeit drängt. Die Bundesbahnen versuchen nun mit allen Mitteln, Flächen zu bekommen, teilweise auch mit Lockangeboten. Entweder sie kaufen die Grundstücke oder sie lassen sich im Grundbuch zum Beispiel bei Wäldern Servitute einräumen und zahlen dafür eine Entschädigung.
Landwirtschaftsflächen würden zudem sehr wenige ausgewiesen, sagte ÖBB Pressesprecher Christoph Gasser-Mair: „Wir brauchen 50 Hektar Ausgleichsflächen, ein großer Teil davon Wald, ein Teil Gewässer und 15 Hektar betreffen landwirtschaftliche Flächen. Das ist rund ein Prozent der gesamten landwirtschaftlich genutzten Fläche im Projektgebiet. Insofern kann man diese Einordnung ein bisschen relativieren.“
Doch das beruhigt die Bauern im Unterland keineswegs. Seien doch auch sehr hochwertige Wirtschaftswälder betroffen, sagte Gebietsbauernobmann Georg Karrer. Die ÖBB sollen sich wegen Ausgleichsflächen zum Beispiel auch an die Österreichischen Bundesforste wenden, empfahl Karrer.