Kuriensprecher Hubert Innerebner, Fachgruppenobmann Oswald Jenewein und Fachgruppengeschäftsführer Patrick Rauter.
Wirtschaftskammer Tirol
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Gesundheit

Gesundheitsbetriebe: Tempo bei Pflegelehre

Die 94 privaten Tiroler Gesundheitsbetriebe drängen auf die rasche Umsetzung der Pflegelehre nach Schweizer beziehungsweise Liechtensteiner Vorbild. Außerdem fordern sie einen leichteren Zugang zum Arbeitsmarkt für ausländische Fachkräfte. Dies sei zur Aufrechterhaltung des heimischen Pflegebetriebs dringend nötig.

In Tirol herrsche schon jetzt ein akuter Pflegefachkräftemangel. Allein die demografische Entwicklung gebe Grund zur Sorge vor einem möglichen Betreuungsengpass – sollten keine Gegenmaßnahmen getroffen werden, sagt Hubert Innerebner, Sprecher der Altenwohn- und Pflegeheime in der Wirtschaftskammer-Fachgruppe Gesundheitsbetriebe. Die Einführung der Pflegelehre stehe in Tirol nun kurz vor der Beschlussfassung, allerdings schreite die Konzeption der neuen Ausbildungsmöglichkeit zu langsam voran. „Bald ist Sommer. Konkrete Vorschriften und darauf aufbauende Konzepte liegen immer noch nicht vor“, so Innerebner. Jedes weitere Jahr, das man verliere, werde dramatische Auswirkungen haben.

Liechtenstein als Vorbild für Pflegelehre

Die WK-Fachgruppenvertreter loben in diesem Zusammenhang das Modell der dualen Berufslehre in Liechtenstein. Das Liechtensteiner Gesundheitswesen profitiere von diesem System. "In der Liste der Top 10-Berufe im Jahr 2022 sind gleich vier Berufe aus dem Gesundheitswesen zu finden“, sagt Innerebner. Für die ablehnende Haltung mancher gegenüber der Pflegelehre habe er kein Verständnis: „15- bzw. 16-jährigen Jugendlichen, die ein Interesse an einer Tätigkeit im Gesundheits- oder Sozialwesen aufweisen, kann man die Ausbildung durchaus zutrauen. Sie werden langsam an den Beruf herangeführt. Später erreichen wir diese jungen Interessierten nicht mehr.“

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Zugang zum Arbeitsmarkt erleichtern

Als eine weitere wichtige Maßnahme zur Sicherung des Pflegebetriebs sehen die privaten Gesundheitsbetriebe einen erleichterten Zugang zum Arbeitsmarkt für qualifizierte ausländische Fachkräfte. Im Bereich der Anerkennungsverfahren bestehe dringender Handlungsbedarf. Das derzeitige Verfahren sei langwierig und voller bürokratischer Hürden. "Derzeit wandert dringend benötigtes Personal beispielsweise nach Deutschland ab, da dort das Nostrifikationsverfahren einfacher geregelt ist“, sagt Fachgruppengeschäftsführer Patrick Rauter.

Pflegelehre als Modellversuch

Laut Bundesministerium für Soziales, Gesundheit und Pflege soll es neben einer schulischen Ausbildung im Bereich Pflege – vorerst als Modellversuch – in ganz Österreich eine Pflegelehre geben. Die Lehre wird 4 bzw. 3 Jahre dauern und mit einem Lehrabschluss als Pflegefachassistenz oder Pflegeassistenz enden. Er ermöglicht auch den Zugang zur Ausbildung zum diplomierten Gesundheits- und Krankenpfleger beziehungsweise – Pflegerin an einer Fachhochschule.