Psychosoziale Zentren Tirol
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Soziales

Gefragte Hilfe durch Psychosoziale Zentren

Vor einem Jahr sind in Tirol fünf Psychosoziale Zentren ins Leben gerufen worden, als kostenlose Erstanlaufstellen für Menschen mit psychischen Belastungen und deren Angehörige. Offenbar wurde damit eine Lücke geschlossen: 1.600 Menschen nutzten das Angebot bereits, auch weil psychische Erkrankungen immer mehr in den Fokus rücken.

In Tirol gibt es drei Mal so viele Suizide wie Verkehrstote. Jede vierte Person leidet einmal im Leben unter einer psychischen Erkrankung und jede 15. Person unter einer Depression. „Es kann jede und jeden treffen, in eine psychische Ausnahmesituation zu geraten. Deshalb ist es wichtig, darüber zu reden und sich schnell Hilfe zu holen“, sagte Michael Wolf, Geschäftsführer der Psychosozialen Zentren Tirol bei einer Pressekonferenz anlässlich des einjährigen Bestehens.

Die Psychosozialen Zentren:

Anlaufstellen gibt es in Innsbruck, Imst, Reutte, Wörgl und Lienz. Sie sind unter der Telefonnummer 050 500 von Montag bis Freitag 9 bis 14 Uhr erreichbar.

Auch wenn psychische Erkrankungen in den vergangenen Jahren – nicht zuletzt durch die Corona-Pandemie – stärker in den Fokus gerückt sind, sei es vielfach noch ein Tabu, über eigene Krisen zu sprechen. „Oft fehlt das Wissen darüber, dass man psychische Krankheiten gut behandeln kann und sich in Krisen schnell unterstützen lassen sollte. Außerdem wissen viele nicht genau, wohin sie sich wenden können“, so Wolf.

Vor allem junge Frauen

Die Psychosozialen Zentren in Innsbruck, Imst, Reutte, Wörgl und Lienz wurden vor einem Jahr als Erstanlaufstelle für Menschen mit psychischen Belastungen und deren Angehörige eingerichtet. Sie unterstützen von der Suche nach geeigneten Hilfsangeboten bis hin zur Eingliederung in psychosoziale Angebote. Es kann nämlich oft mehrere Monate dauern, bis ein geeigneter Therapieplatz zur Verfügung steht und kostengünstige Betreuungs- und Therapieplätze sind begrenzt.

Frau bei Beratung
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Vor allem junge Frauen unter 30 würden das Beratungsangebot der Psychosozialen Zentren in Anspruch nehmen. Mithilfe von Werbekampagnen möchte man aber auch Männer erreichen

„Zu uns kommen Menschen mit den unterschiedlichsten Belastungen und Problemlagen – sowohl junge als auch ältere Personen", erklärte Alexandra Steiner-Mangweth, Leiterin des Psychosozialen Zentrums in Innsbruck. Im vergangenen Jahr nahmen fast 1.600 Menschen das Beratungsangebot in Anspruch. Rund 3.600 Beratungen fanden statt. Der Großteil der Betroffenen sind junge Frauen unter 30 Jahren. Mithilfe von Werbekampagnen möchte man aber auch Männer motivieren, sich Unterstützung zu suchen und die Beratungen zu nutzen. Sie seien nämlich nicht weniger von psychischen Erkrankungen betroffen.

Psychiatrische Versorgung ausbauen

„Offensichtlich besteht die Bereitschaft, sich in der Krise Hilfe zu holen. Und dieses niederschwellige, multi-professionelle Angebot in dieser Einrichtung spricht für sich und ist, glaube ich, auch für die Zukunft ein Erfolgsmodell“, meinte Soziallandesrätin Eva Pawlata (SPÖ) am Mittwoch.

Wolf, Pawlata und Steiner-Mangweth zogen im Psychosozialen Zentrum Innsbruck eine erste Bilanz.
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Wolf, Pawlata und Steiner-Mangweth (v.l.) haben anlässlich des ersten Geburstages der Psychosozialen Zentren eine erste Bilanz gezogen

Das Unterstützungsangebot müsse aber trotzdem weiter ausgebaut werden, so Pawlata. Vor allem psychotherapeutische Behandlungen müssten einfacher zugänglich und die psychiatrische Versorgung ausgebaut werden. Ein Fokus werde auch auf Männerberatungsstellen gelegt, sagte Pawlata.