Freiwillige Feuerwehr Wattens
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Fachkräftemangel trifft auch Feuerwehren

Der Fachkräftemangel macht sich nicht nur in der klassischen Wirtschaftslandschaft bemerkbar – er trifft jetzt auch die Tiroler Feuerwehren. Feuerwehrleute rücken nicht immer und selbstverständlich zu plötzlich notwendigen Einsätzen aus. Arbeitgeber können sie aufgrund von Personalmangel nicht immer freistellen.

Einsatzleiter und Kommandanten tun sich mittlerweile schwerer, ihre Ortsmannschaften in kurzer Zeit auf die Beine zu stellen. Ein generelles Problem ortet der Tiroler Landesfeuerwehrkommandant Jakob Unterladstätter noch nicht, doch es treffe zu, dass Firmen und Betriebe die Tagesverfügbarkeit nicht immer im gewohnten Ausmaß gewährleisten. Er kann die Situation in der Wirtschaft auch nachvollziehen. „Wegen eines Brandmeldealarms und ähnlich kleinen Einsätzen ist es schwierig und verständlich, wenn der Arbeitgeber mit knapper Personalsituation sagt: Du darfst nicht zu jeder Minute weglaufen.“

Landesfeuerwehrkommandant Jakob Unterladstätter
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Landesfeuerwehrkommandant Jakob Unterladstätter sieht durch den Arbeitskräftemangel neue Probleme für die Einsatzbereitschaft

Feuerwehren bündeln ihre Kräfte

Wenn es schwierig wird, Ortsmannschaften in geforderter Größe in kurzer Zeit auf die Beine zu stellen, werden Feuerwehrleute bei Nachbargemeinden angefordert. „Dieses Netzwerken gehört seit jeher zum Erfolgsprinzip des Feuerwehrsystems, doch es wird auch immer notwendiger“, sagt Martin Schrott, Kommandant der FF Wattens. „Dazu kommt, dass die Pendler mehr werden. Wer weit weg arbeitet, ist bei Einsätzen nicht schnell vor Ort.“

Für den Einsatz bei der Tour of the Alps, wo die FF Wattens während des Radrennens für die Straßensperre durch die Marktgemeinde zuständig ist, hat der Kommandant Feuerwehrkräfte in Baumkirchen und Kolsass angefordert. „Vor allem wenn es um brenzlige Einsätze geht und schnell 100 Freiwillige für einen Löscheinsatz mit Personenbergung gebraucht werden, müssen Kommandanten noch genauer und vorausschauender planen“, so Martin Schrott.

Martin Schrott, Kommandant FF Wattens
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Der Wattener Feuerwehrkommandant Martin Schrott musste für Ordnerdienste bei einem Radrennen auf Nachbarfeuerwehren zurückgreifen

Ohne Freiwilligenarbeit wäre Feuerwehr undenkbar

In Tirol gibt es eine Berufsfeuerwehr, neunzehn Betriebsfeuerwehren und 336 Freiwillige Feuerwehren mit über 33.000 Mitgliedern. Das gesamte österreichische Feuerwehrsystem basiert maßgeblich auf der Arbeit von Freiwilligen und ist laut Landesfeuerwehrkommandant Unterladstätter einzigartig.

Damit Firmen möglichst großzügig mit den Tagesfreistellungen umgehen und ihre Mitarbeiter während der Arbeitszeit zu Einsätzen lassen, wird auch mehr Eigenmarketing betrieben. Bernhard Brandl ist Sprecher der Feuerwehr Schwaz mit 210 Freiwilligen: „Die enge Zusammenarbeit mit der Wirtschaft ist wichtig. Wir gehen viel hinaus und reden mit den Betrieben, dass sie uns die Leute zur Verfügung stellen. Der Mitarbeiter weiß auch, dass er nicht wegen jeder Ölspur oder jedem Brandmeldealarm das Werkzeug fallen lassen muss.“

Rückbesinnung auf Kernkompetenzen der FF

Manch einer wünscht sich laut, dass sich die Feuerwehren wieder mehr auf ihre Kernkompetenzen konzentrieren. Man müsse nicht automatisch jedem Einsatz zustimmen, so der Landesfeuerwehrkommandant. Das Einsatzspektrum bis hin zur Abwicklung von Veranstaltungen dürfe nicht überstrapaziert werden. Ortskommandanten seien gefordert, entsprechende Entscheidungen zu treffen. Unterlandstätter betont: „Es ist im Landesfeuerwehrgesetz geregelt, was wir tun müssen: Retten, Bergen, Löschen, Schützen, Gefahr im Verzug. Ich denke, damit ist alles gesagt.“