Ho & Ruck Second Hand Firma Hallerstraße
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Wirtschaft

AMS Tirol setzt auf „zweiten Arbeitsmarkt“

Im aktuellen Arbeitskräftemangel will AMS-Chefin Sabine Platzer-Werlberger künftig verstärkt auf den „zweiten Arbeitsmarkt“ setzen, also auf Langzeitarbeitslose und Menschen mit Beeinträchtigungen. Ho & Ruck ist Beispiel eines sozialökonomischen Betriebes, der gefragter ist als je zuvor.

Der Trend und auch die Forderung nach mehr Nachhaltigkeit lassen die Second-Hand Branche wachsen und damit auch den Betrieb von Ho & Ruck. Das Unternehmen betreibt einen Second-Hand Handel und leistet Transporte im Zuge von Umzügen und Räumungen. Rund zwei Drittel der insgesamt 70 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter leiden an einer schweren körperlichen und psychischen Beeinträchtigung.

Beim Versuch, möglichst viele Arbeitssuchende zu qualifizieren, setzt das AMS in der aktuellen Arbeitsmarktsituation auf Angebote wie sozialökonomische Betriebe. Sie bieten Männern und Frauen mit unterschiedlichen Problemlagen eine zweite Chance am Arbeitsmarkt, um anschließend wieder am „ersten Arbeitsmarkt“ Fuß fassen zu können.

Mitarbeiter Ho & Ruck Second Hand
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Norbert ist einer der insgesamt rund 70 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des sozial-ökonomischen Betriebs.

Belastbarkeit im Arbeitsalltag als Spagat

Bei Ho & Ruck geht man viele Schritte auf die Belegschaft zu. Die geringe Belastbarkeit mit dem täglichen Arbeitsaufkommen zu vereinbaren, ist dabei die größte Herausforderung, sagte Geschäftsführerin Martina Wolf-Kuntner. Die Männer und Frauen seien oft zu krank, um am klassischen Arbeitsmarkt Fuß fassen zu können aber zu gesund, um in Invaliditäts- oder Berufsunfähigkeitspension gehen zu können.

Es brauche besondere Konzepte und Unterstützungen, um solchen Arbeitssuchenden eine Chance geben zu können. Die Personengruppe, die derzeit nach Arbeit suche und auf die der Arbeitsmarkt noch zurückgreifen könne, brauche besonders viel Betreuung und Zeit. Verträge in sozialökonomischen Betrieben laufen aber nur für ein Jahr.

Arbeit als Chance sozial-ökonomische Betriebe
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Weniger Arbeitslose bedeutet weniger Unterstützung

Der sozial-ökonomische Betrieb finanziert sich zu rund 60 Prozent selbst, zu 40 Prozent durch Unterstützungszahlungen vom AMS, Stadt und Land. Allerdings: sinkt die Arbeitslosenquote, sinkt auch die Unterstützung in Form von Geldern für aktive Arbeitsmarktpolitik. Für kommendes Jahr stehen etwa Kürzungen im Raum, was sich wiederum auf die sozial-ökonomischen Betriebe als „Auffangbecken“ und „Bindeglied“ auswirken würde.

50 bis 60 Prozent der Menschen, die im sozial-ökonomischen Betrieb an der Hallerstraße arbeiten, können nach einem Jahr bei Ho & Ruck wieder im sogenannten „ersten Arbeitsmarkt“ in der Privatwirtschaft Fuß fassen. Die zu erfüllende Quote liege bei 30 Prozent. Der Rest falle wieder in die Arbeitslosigkeit zurück.