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Wirtschaft

AK kündigt Klage gegen TIWAG an

Laut der Arbeiterkammer (AK) Tirol sind am Donnerstagabend die Verhandlungen zur angekündigten Strompreiserhöhung zwischen TIWAG und AK gescheitert. Höhere Stromkosten und auch eine Massenkündigung von Kundinnen und Kunden befürchtete die AK. Höhere Kosten, aber keine Kündigungen bestätigte am Freitag die TIWAG.

Vonseiten der Arbeiterkammer schoss man am Freitag scharf gegen den Landesenergieversorger. Nach einem Verhandlungsmarathon am Donnerstagabend sei klar gewesen, dass auf die Stromkundinnen und -kunden deutlich höhere Strompreise zukommen. „Seitens der TIWAG war kein Bemühen erkennbar, einen für die Tirolerinnen und Tiroler akzeptablen Strompreis anbieten zu wollen. Es geht letztlich nur um die Optimierung der Übergewinne, und dafür stehen wir nicht zur Verfügung“, so AK-Tirol-Präsident Erwin Zangerl.

Bei der TIWAG hieß es Freitagnachmittag, dass „die notwendige Erhöhung“ niedriger ausfalle als ursprünglich angenommen. „Für einen Standardhaushalt belaufen sich die Mehrkosten unter Berücksichtigung der Strompreisbremse auf nunmehr rund neun Euro monatlich“, so der Landesenergieversorger in einer Aussendung.

AK: Kündigungen rechtlich anfechtbar

Es würden Massenkündigungen und in weiterer Folge neue, teurere Verträge auf IKB- und TIWAG-Kundinnen und Kunden zukommen, befürchtete man bei der AK. „Wir haben im Vorfeld davor gewarnt, dass solche Kündigungen anfechtbar sind, und werden nun alle rechtlichen Möglichkeiten ausschöpfen bzw. dagegen gerichtlich vorgehen, um auch in diesem Punkt Rechtssicherheit durch Gerichtsentscheidungen herzustellen“, sagte Zangerl.

Strompreis Sujet
APA/HELMUT FOHRINGER
Welche Kosten beim Stromeinkauf genau bei der TIWAG anfallen, dazu gab es laut AK bisher keine transparente Antwort

Bei der Arbeiterkammer geht man von rund 220.000 Kundinnen und Kunden aus, die das betreffen würde. Im schlimmsten Fall drohe, dass einige dann ganz ohne Strom bzw. Stromvertrag dastehen. Laut Zangerl seien solche Kündigungen jedenfalls rechtlich höchst bedenklich.

TIWAG: „Es werden keine Kündigungen erfolgen“

Bei der TIWAG garantierte man am Freitag, dass weiterhin alle Kundinnen und Kunden versorgt werden. „Wir bieten unseren Kundinnen und Kunden mit einem neuen Angebot weiterhin einen der günstigsten Strompreise aller österreichischen Landesenergieversorger“, so TIWAG-Vorstandsvorsitzender Erich Entstrasser. Die neuen Lieferbedingungen und Angebote für rund 220.000 Kundinnen und Kunden würden in den nächsten Wochen versendet.

„Als Anreiz für einen schnellen Umstieg wird der Arbeitspreis zeitlich befristet um zusätzliche zwei Cent/kWh reduziert, das entspricht für einen Standardhaushalt rund 60 Euro Entlastung auf der Jahresstromrechnung“, so Entstrasser. Man zähle jedenfalls weiterhin zu den günstigsten Anbietern, hob man bei der TIWAG hervor.

Erich Entstrasser
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Laut Entstrasser könne die Preisanpassung nicht ausgesetzt aber dank einer geänderten Beschaffungsstrategie zumindest stark eingedämmt werden

Kosten sollen im Herbst neu überprüft werden

„Die Mehrkosten sollen aber nicht dauerhaft bleiben, das wünscht sich niemand“, sagte Entstrasser. Darum arbeite man seit Jahresbeginn an einer Optimierung der Beschaffungsstrategie. Sinkende Preise sollen künftig rascher bei Kundinnen und Kunden ankommen. Im Herbst wolle der Landesenergieversorger die „Beschaffungskosten entsprechend dem dann gegebenen Marktumfeld überprüfen“.

AK kritisiert fehlende Transparenz

Kritisch sah man bei der Arbeiterkammer allerdings, dass nach wie vor nicht nachvollziehbar sei, woher der Strom der TIWAG kommt und welche Kosten bei der TIWAG wirklich dazu führen, dass der Strompreis nach oben angepasst werden muss. Bei der AK sprach man am Freitag sogar davon, dass bei der TIWAG alles „scheinbar im Hinterzimmer“ vereinbart werde.

Erwin Zangerl
AK Tirol
Zangerl ging am Freitag mit der TIWAG hart ins Gericht

Bereits Klage gegen Hall AG eingebracht

Die Arbeiterkammer Tirol brachte bereits Ende März eine Klage gegen die Hall AG ein – mehr dazu in Strom: AK klagt Energieanbieter Hall AG. Dort hatte man im Dezember die Strompreise zum Teil verdoppelt. Ende März bekamen Kundinnen und Kunden dann neue Verträge mit einem angeblich deutlich geringeren Strompreis angeboten. Wegen der Rechtsunsicherheit habe man bei der Hall AG geplante Investitionen vorerst ruhend gestellt, hieß es.

IKB kündigten Preisänderung an

Die Innsbrucker Kommunalbetriebe (IKB) kündigten am Freitag die Zusendung eines neuen Stromproduktangebotes an. In den nächsten Wochen werde dieses an die 80.000 Kundinnen und Kunden gehen – inklusive neuer Lieferbedingungen und Preise. Über den Winter habe man sehr günstige Preise bereitstellen können, jetzt müsse man jedoch handeln, meinte IKB-Vorstandsvorsitzender Helmuth Müller.

Kündigungen werde es keine geben. Konkret belaufe sich der Preis im Angebot für einen schnellen Umstieg auf 18,90 Cent pro Kilowattstunde (kWh) netto. Für einen Innsbrucker Durchschnittshaushalt bedeute diese Anpassung laut IKB unter Berücksichtigung der staatlichen Strompreisbremse eine Erhöhung von rund neun Euro pro Monat.