Philipp Reisinger und Arno Wimmer
WK Tirol/ Die Fotografen
WK Tirol/ Die Fotografen
Wirtschaft

Nur gebremster Immobilien-Preisanstieg

Die Immobilienpreise dürften heuer in Tirol erstmals seit vielen Jahren nicht mehr stark steigen. In Tirol verzeichnete der Immobilienspiegel der Fachgruppe der Immobilientreuhänder in der Wirtschaftskammer im Vorjahr einen Rückgang im Immobilienhandel.

Die Preissteigerungen im Jahr 2022 lagen vielfach bereits unter der Inflationsrate, bei Gebrauchtwohnungen könnte es in Zukunft sogar sinkende Preise geben. Ein Hauptgrund für die Preisbremse sei, dass Kredite im vergangenen Jahr deutlich teurer geworden sind, dadurch sei die Nachfrage nach Wohnungseigentum stark zurückgegangen, sagen die Immobilientreuhänder. Von einem Einbruch der Wohnungspreise könne jedoch nicht die Rede sein, betont Philipp Reisinger, Fachgruppenobmann der Tiroler Immobilientreuhänder

In den Hotspots nach wie vor stabil hohe Preise

In den Hotspots Innsbruck, Innsbruck-Land und Kufstein werde eine bestimmte Preisstabilität nach wie vor zu beobachten sein, so Reisinger. Dort liege man mit den Erhöhungen im Rahmen der Inflationsmarke, in anderen Bereichen allerdings deutlich darunter. Baugrundstücke seien nach wie vor rar und gefragt und daher höchst umworben. Bei Eigentumswohnungen im Neubau gab es nur leichte Preissteigerungen von 2,8 Prozent in Kitzbühel bis zu 6,07 Prozent in Kufstein.

Philipp Reisinger
WK Tirol/ Die Fotografen
Philipp Reisinger kritisiert mangelnde Förderungen von Seiten der Politik

Nachgegeben hätten Eigentumswohnungen, die auf dem Sekundärmarkt angeboten werden. “Wir denken, dass bei einer gleichbleibenden Entwicklung dieses Szenario sich fortsetzen wird", so Reisinger. Auch am Büromarkt oder in weniger besonnten Mietlagen werde es in Zukunft wahrscheinlich günstiger werden.

Baugründe sind vorhanden, werden aber kaum verkauft

Baugrundstücke für Einfamilienhäuser seien weiterhin gefragt und stünden nur beschränkt zur Verfügung. „Ergänzend sei dazu bemerkt, dass ausreichend gewidmetes Bauland vorhanden wäre, allerdings die Eigentümer auf Grund der allgemeinen Markt- und Zinslage derzeit noch wenig bereit sind, die Grundstücke zu verkaufen“, so der Fachgruppenobmann-Stellvertreter Arno Wimmer.

Arno Wimmer
WK Tirol/ Die Fotografen
Arno Wimmer sieht ausreichend gewidmetes Bauland für Einfamilienhäuser, Grundstücke würden aber wenig verkauft

Kritik an „Stiefkind“ Wohnbauförderung

Dass gebrauchte Wohnungen billiger werden, liege aber nicht nur daran, dass sich weniger Tirolerinnen und Tiroler aufgrund der Kreditbremse Wohnraum leisten könnten, auch das Angebot sei knapp.

Er habe aber nicht die Vision, dass Wohnen leistbarer werde, so Reisinger, denn aus der Politik würden außer Lippenbekenntnissen wenige Anreize kommen. Die Wohnbauförderung sei ein Stiefkind, wohl etwas angehoben, aber unterhalb der Inflationsgrenze. Das wären Förderungen, die jungen Menschen gut täten, “in der Förderung liegt natürlich der Schlüssel", so Reisinger.

Verschärfte Kreditrichtlinien brachten Rückgänge

Insgesamt berichten die Immobilientreuhändler mit Blick auf das Jahr 2022 von einem Rückgang des Transaktionsvolumens. Vor allem in der Jahresmitte gab es eine erhebliche Wendung, berichtet Arno Wimmer, Fachgruppenobmann-Stellvertreter. Im ersten Halbjahr seien noch eine zunehmende Nachfrage und steigende Preise bei durchwegs allen Objektarten zu verzeichnen gewesen. Ab Mitte des letzten Jahres sei die Nachfrage um etwa 30 Prozent zurückgegangen und es wurden mehr Immobilien angeboten, so Wimmer. Er verweist hier auf die Verschärfung der Kreditrichtlinien mit 1. August. Im zweiten Halbjahr seien daher bei vielen Objektarten die Preise gesunken.

„Im gesamten Jahr 2022 wurden 12.763 Immobilienverkäufe grundbücherlich eingetragen. Im Vergleich zum Vorjahr sind 9,4 Prozent weniger Objekte verkauft worden. Das Verkaufsvolumen ist um 6,8 Prozent auf 4,60 Mrd. Euro gesunken“, so Wimmer.