Symbolbild Photovoltaik-Anlage
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Politik

Mehr Tempo bei PV-Ausbau gefordert

Als letztes der neun Bundesländer ist Tirol mittlerweile beim Photovoltaik-Ausbau auch in die Gänge gekommen. Allerdings ist der Aufholbedarf beträchtlich, weshalb der österreichweite PV-Dachverband mehr Tempo fordert. Aktuelle Reformen würden zu wenig weit reichen, heißt es.

Will Tirol bis 2050 energieautonom werden, geht das wohl nicht ohne massiven Ausbau der Photovoltaikenergie. Im Vergleich zu anderen Bundesländern ist das wasserkraftdominierte Tirol hier erst sehr spät aktiv geworden, verweist man beim Dachverband „Photovoltaic Austria“ auf die Statistik. „Tirol war und ist in vielen Bereichen Schlusslicht in Sachen Photovoltaik und dieser Rückstau verursacht jetzt eine Reihe von Problemen.“, erklärt Vorstandsmitglied Thomas Becker. Seitens des Landes Tirol verweist man auf die jüngsten Entwicklungen und aktuelle Reformen.

Rücktritt als Beirat

Thomas Becker war drei Jahre lang beratend als Beirat im Cluster „Erneuerbare Energie“ der Tiroler Standortagentur tätig. Dabei wurde ein vollständiges Konzept zum Genehmigungswesen erstellt, allerdings nicht umgesetzt. Deshalb hat er vor kurzem seinen Rücktritt als Beirat bekannt gegeben.

Bürokratie bremst rascheren Ausbau

Anfang April hat die schwarz-rote Landesregierung ein Photovoltaik-Paket beschlossen. Das sieht neben einem acht Millionen schweren Fördertopf für Unterkonstruktionen von Solarparks auf bereits versiegelten Parkflächen auch eine Erleichterung für Genehmigungen von kleineren PV-Anlagen etwa im privaten Bereich vor. Statt wie bisher 20 m² PV-Flächen sind künftig bis zu 100 m² nicht mehr anzeige- oder bewilligungspflichtig. Das betreffe über 90 Prozent der privaten PV-Anlagen, so der zuständige Landesrat Josef Geisler (ÖVP).

In allen anderen Bundesländern seien diese Grenzen deutlich höher, in Vorarlberg, Salzburg, Niederösterreich und Kärnten gäbe es mittlerweile überhaupt keine Flächenbegrenzungen mehr, spricht Becker von einer Minimalreform. Ein klarer Kriterienkatalog wäre ausreichend und damit könnte unnötige Bürokratie verhindert werden, so Becker. Die Photovoltaik-Technologie sei ein bereits regelmentiertes Gewerbe. Zusätzliche Hürden würden den Ausbau verlangsamen und hemmen, wie man in fast allen Bundesländern längst erkannt habe.

PV-Anlagen wichtiger Faktor für Tirol

Bis 2050 will das Land energieautonom sein. 19 Prozent des gesamten Energiebedarfs soll dann durch PV-Anlagen abgedeckt werden – 85 Prozent über Dach-Anlagen. Allein im vergangenen Jahr wurden 3.300 Anlagen in Tirol errichtet, gab das Land bekannt. Heuer rechnet man mit rund 5.000 neuen Anlagen.

Lange Wartezeiten auf Einspeisungsgenehmigung

Damit man gewonnenen Sonnenstrom auch ins Netz einspeisen darf, braucht es die Genehmigung des Netzbetreibers. Beim größten Netzbetreiber Tirols, der Tinetz, dauerten diese Genehmigungsverfahren mitunter Monate. Mittlerweile gibt es zumindest für kleinere Anlagen ein digitalisiertes Verfahren und somit konnten die Wartezeiten zum Teil deutlich verkürzt werden, so Energielandesrat Geisler.

In anderen Bundesländern erhält man so eine Genehmigung laut Becker aber in der Regel innerhalb weniger Tage. Das lange Warten kann zur Folge haben, dass Tiroler Kunden beim Ansuchen für die Bundesförderungen benachteiligt sind, so der Dachverbandsvertreter. Als Grund für die Verzögerungen nennt der zuständige Landesrat Josef Geisler unter anderem die fehlenden Netzkapazitäten gerade für größere PV-Anlagen. Wohl auch deshalb, weil man die Entwicklung diesbezüglich in Tirol etwas verschlafen hat, vermutet wiederum Becker.

Sonnenenergie hat hohe Sympathiewerte

Seitens des Landes Tirol jedenfalls glaubt man, für den PV-Ausbau genug zu tun, seitens des Dachverbandes erachtet man eine noch offensivere Herangehensweise – nicht nur von Seiten der Politik sondern auch von Seiten des Landesenergieversorgers – als dringend notwendig. Die TIWAG müsste sich laut Thomas Becker – wie andere Landesgesellschaften in Österreich – wesentlich intensiver im PV-Geschäft engagieren – auch hier seien mittelfristig nämlich gute Gewinne zu erzielen.

Weil Windenergie in Tirol wohl eher eine untergeordnete Rolle spielen und der Ausbau der Wasserkraft auch an Grenzen stoßen werde, sei ein Vorantreiben des PV-Ausbaus im Sinne der Energiewende unabdingbar, so Becker. Dementsprechende Entscheidungen bräuchte die Politik auch nicht zu scheuen, weil Photovoltaik hohe Sympathiewerte in der Bevölkerung genießt, so der Experte.