Patient liegt im MRI
APA/Helmut Fohringer
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Gesundheit

MRI verbessert Therapie bei Blutarmut

Jeder Vierte leidet an Blutarmut. Durch eine Magnetresonanztomographie (MRI) lässt sich der Eisengehalt in den Organen bestimmen. So kann die Therapie besser gesteuert werden, betont der Innsbrucker Infektiologe Günter Weiss.

20 bis 25 Prozent der Weltbevölkerung, also über zwei Milliarden Menschen, leiden an verschiedenen Formen der Anämie. Rund 40 Prozent davon sind auf die sogenannte Entzündungsanämie oder Anämie chronischer Erkrankungen (ACD) zurückzuführen.

Diese tritt in Verbindung mit Grunderkrankungen wie etwa Infektionskrankheiten, Autoimmunerkrankungen, Tumorerkrankungen oder chronischen Lungen-, Herz- und Nierenerkrankungen auf, vor allem aber auch mit zunehmendem Alter.

Eisen wird in Immunzellen gespeichert

Zugrundeliegend ist eine bei diesen Krankheiten vorhandene Aktivierung des Immunsystems, welches eine Speicherung von Eisen in spezifischen Immunzellen, den Makrophagen, bedingt, wodurch das Metall nicht mehr für die Bildung des roten Blutfarbstoffes Hämoglobin im Knochenmark zur Verfügung steht.

Das führt laut dem Innsbrucker Infektiologen Günter Weiss zu verminderten Hämoglobin-Konzentrationen im Blut und damit einhergehend wiederum zu stark eingeschränkter Leistungsfähigkeit und reduzierter Versorgung der Gewebe mit Sauerstoff.

Günter Weiss
ORF
Günter Weiss sieht Aufholbedarf bei der Diagnostik und bei der Therapie

Anämie als eigenständige Krankheit wahrnehmen

„Je schwerer die Grunderkrankung, umso häufiger kommt die Anämie vor. Je mehr Immunaktivierung, umso ausgeprägter ist die Krankheit“, sagte der Direktor der Uni-Klinik für Innere Medizin. Er ortete Aufholbedarf in vielen Bereichen – von der richtigen Diagnostik und Abklärung bis hin zur Therapie.

Es sei auch wichtig, dass man die Anämie trotz Grunderkrankung und mitunter fortgeschrittenem Alter der Patienten als eigenständige Krankheit wahrnimmt. Mit einer richtigen Therapie könne man wiederum viel für betroffene Patienten verbessern, zumal auch in Österreich die Häufigkeit der Anämie im zweistelligen Prozentbereich liege, so Weiss.

MRI-Untersuchung bestimmt Eisengehalt in Organen

Um dieses Ziel zu erreichen – dafür wartet Weiss mit zwei wesentlichen Forschungsergebnissen auf, an denen er federführend beteiligt war und die publiziert wurden. Diese betreffen einerseits die Diagnostik und andererseits die Therapie dieser Entzündungsanämie.

Mit Hilfe einer Magnetresonanztomographie (MRI)-Untersuchung, die in Innsbruck schon einige Zeit zur Bestimmung des Eisengehaltes in Organen verwendet wird, kann bei Patienten mit einer ACD, als auch bei einer Kombination aus ACD und klassischer Eisenmangelanämie (meist verursacht durch Blutungen), die Eisenverteilung im Körper quantifiziert werden.

Patient liegt im MRI
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Durch die MRI-Untersuchung kann der Eisengehalt in den Organen bestimmt werden

Durch diese MRI-Untersuchung könne herausgefunden werden bzw. sei eine entsprechende Einschätzung möglich, wie viel Eisen in Organen gespeichert bzw. von der Blutbildung ferngehalten wird.

„In weiterer Folge kann man abschätzen, ob die Notwendigkeit einer Applikation von Eisen besteht und kann dadurch eine bessere Steuerung und Effektivität der Anämie-Therapie erreichen“, betonte Weiss und unterstrich die Wichtigkeit einer Differenzialdiagnostik zwischen diesen Anämieformen, weil die Erkrankten unterschiedliche Therapien brauchen würden.

Genaue Untersuchung der Eisenverabreichung

Damit zusammenhängend wurde laut dem Experten zum anderen erstmals die Wirksamkeit der oralen und intravenösen Eisenverabreichung oder Eisen-Substitution systematisch untersucht – und zwar wiederum sowohl bei Auftreten von ACD, als auch beim wahren Eisenmangel, als auch bei der Kombination aus beiden Anämie-Erkrankungen.

Einem Patienten wird Blut abgenommen
APA/Georg Hochmuth

Eisenzugabe nicht in jedem Fall hilfreich

Hilfreich und effektiv ist die Eisenzugabe nur bei Betroffenen mit einer Anämie chronischer Erkrankungen (=Entzündung) in Kombination mit einem wahren Eisenmangel oder auch bei der klassischen Eisenmangelanämie, lautet die Erkenntnis daraus. „Wenn man hier mit Eisen substituiert, kommt es zu einer Verbesserung der Anämie, des Stoffwechsels und der Lebensqualität/Leistungsfähigkeit der Betroffenen“, erklärte der Mediziner.

Weise ein Erkrankter hingegen nur ACD auf, sei die Eisenzugabe nicht effektiv, trage nicht zu einer Verbesserung bei und sei vielleicht sogar nachteilig. „Wenn bei ACD einfach versucht wird, Eisen zu ersetzen, wird dieses im Fall der oralen Eisentherapie entweder nicht aus dem Darm aufgenommen oder im Fall der intravenösen Eisentherapie in Organen wie Leber und Milz gespeichert. Es kommt aber unzureichend in das Knochenmark und verbessert damit nicht die Blutbildung. Die Therapie ist dann umsonst“, verdeutlichte Weiss.

Körper soll eigenes Eisen für Blutbildung freigeben

Bei ACD müsse dann primär versucht werden, die Grundkrankheit besser unter Kontrolle zu bringen. Ferner würden neue Therapie entwickelt, die es schaffen, dass körpereigenen Eisen bei Entzündung aus den Makophagen freizusetzen und für die Blutbildung zur Verfügung zu stellen.