Raimund Margreiter sitzt auf einem Stuhl
MUI/D. Bullock
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Wissenschaft

Verbesserte Früherkennung bei Parkinson

In Österreich leben etwa 18.000 Menschen mit der Erkrankung, in Tirol rund 2.000. Die Forschung macht derzeit die größten Fortschritte bei der Früherkennung. Mittlerweile kennt man einige Warnzeichen und Marker. Auch der frühere Chirurg Raimund Margreiter leidet an Parkinson. Er ruft zur Teilnahme an einer Studie auf.

Am 11. April ist Welt-Parkinson-Tag. Prominente Parkinson-Patienten wie Schauspieler Michael J. Fox und Ottfried Fischer, Showmaster Frank Elstner oder Boxlegende Muhamed Ali haben der Krankheit eine gewisse Aufmerksamkeit verschafft. In den nächsten Jahren wird die Zahl der Erkrankten bedingt dadurch, dass die Menschen immer älter werden, stark anwachsen, schätzen Expertinnen und Experten. Weltweit wird an Ursachen und neuen Therapien geforscht, Fortschritte gibt es vor allem bei der Früherkennung.

Werner Poewe
ORF
Neurologe Werner Poewe

Oft unbemerkte Hinweise auf Erkrankung

Macht sich Parkinson – meist durch ein Ruhezittern, etwa der Hand, oder andere Bewegungsstörungen – bemerkbar, ist die Krankheit bereits weit fortgeschritten, wie der Neurologe Werner Poewe erklärte: „Bisher haben wir diese Phänomene für die Diagnose benutzt. Wir wissen jedoch, dass die Krankheit früher anfängt, vielleicht sogar zehn oder mehr Jahre früher.“

Die Früherkennung ist daher ein Schwerpunkt der Forschung des früheren Leiters der Innsbrucker Universitätsklinik für Neurologie. Hier gebe es große Fortschritte, etwa wie man das Parkinson-Risiko einer Person einschätzen kann: „Ein Frühwarnzeichen ist, dass man deutlich weniger Gerüche wahrnimmt und das auch merkt. Ein weiteres Zeichen ist, dass man im Traum Muskelaktivitäten vollführen kann, von denen man träumt. Das ist eine REM-Schlaf-Verhaltensstörung. Das führt bei etwa 80 Prozent der Betroffenen irgendwann in Richtung Parkinson.“

Eine Illustration zum Thema „Pflege/Altenpflege/Krankenpflege/Soziales/Gesundheit“. Im Bild: Eine Frau wird von ihrer Pflegerin an der Hand gehalten
APA/HARALD SCHNEIDER
Wenn die Hände zu zittern beginnen, ist man oft schon lange unbemerkt krank

Spannend seien, so der Parkinson-Experte, auch die jüngsten Erkenntnisse zu frühen körperlichen Merkmalen, sogenannten Biomarkern: „Marker kann man aus molekularen Veränderungen ableiten, die man im Labor aus Körpersäften, wie etwa Nervenwasser, oder Proben aus der Haut messen kann. Diese Marker machen Parkinson erkennbar, bevor jemand etwas davon merkt“, so Poewe.

Studienteilnehmer gesucht

In Tirol wurde vor einem Jahr die „Gesund Altern Tirol“-Studie zur Früherkennung von Parkinson gestartet. Rund 1.600 Teilnehmer haben bei der Online-Befragung mitgemacht. Die Mediziner haben jetzt begonnen, sie stichprobenartig zu persönlichen Untersuchungen einzuladen. Weitere Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind willkommen.

Zur Teilnahme an der Studie ruft auch Raimund Margreiter, ehemaliger Herzchirurg, Extrembergsteiger und Chirurgie-Direktor an der Innsbrucker Klinik. Der heute 81-Jährige ist 2014, kurz nach seiner Emeritierung, an Parkinson erkrankt.

Raimund Margreiter sitzt auf einem Stuhl
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Auch Raimund Margreiter leidet an Parkinson

Gesunder Lebensstil kann helfen

Besteht bei einem Patienten – Männer erkranken in der Regel häufiger als Frauen – ein Parkinson-Risiko, könne man engmaschige Kontrolle anbieten und zu einem vorbeugenden gesunden Lebensstil raten, wie Werner Poewe betonte: „Man weiß, je aktiver man ist – sportlich oder anderweitig – desto geringer ist das Parkinson-Risiko. Man weiß auch, dass eine bestimmte Ernährung, etwa die mediterrane, assoziiert sein kann mit einer Risikominderung.“

Ziel der Forschung ist es, vorbeugende Medikamente gegen das Sterben der dopaminproduzierenden Nervenzellen zu finden: „Man glaubt heute, dass das Fortschreiten ein sehr langsamer Prozess ist. Dabei werden falsch gefaltete und falsch verstoffwechselte Eiweiße von einer Zelle zur anderen weitergegeben. Könnte man das blockieren, würde Krankheit unter Umständen nicht mehr ausbrechen – oder eben erst sehr viel später“, so der Experte. Dieser Weg sei aber noch weit, erklärte Poewe. Er geht davon aus, dass sich die Zahl der Parkinson-Patienten in den nächsten 30 Jahren verdoppeln wird.