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Josef Fuchs: Bildung für Kinder in Jakarta

Der Brixener Josef Fuchs ist vor fast 40 Jahren nach Indonesien ausgewandert. Dort baute der 69-Jährige „ISCO“ auf. Diese Organisation ermöglicht mittlerweile 2.500 Straßenkindern Bildung und damit die Chance auf eine Zukunft.

Aufgewachsen ist Josef Fuchs in einfachen Verhältnissen in Brixen im Thale. Als eines von fünf Kindern hat ihn vor allem seine Mutter geprägt: „Sie hat uns Kindern immer vermittelt, dass wir nicht nur das tun sollen, was wir müssen, sondern das, was wir können“, sagt Fuchs.

Als Telekommunikationsexperte reiste er in noch jungen Jahren für Siemens um die ganze Welt. Er blieb schließlich in Indonesien hängen: „Die Menschen waren der Hauptgrund dafür, dass ich geblieben bin. Es ist ein unglaublich liebes Volk.“

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In den Slums von Jakarta

„Students Support Festival“

In Indonesien beginnt er beim führenden Mobilfunkoperator zu arbeiten. Das ist in etwa vergleichbar mit A1 oder Magenta in Österreich. Als technischer Architekt revolutioniert er federführend die Telekommunikation: „Das war unglaublich spannend, wir haben sozusagen auf der grünen Wiese begonnen. Und wir haben absolut daran geglaubt, dass bald jeder ein Telefon haben wird – auch in einem armen Land wie Indonesien. Da haben uns die anderen ja ausgelacht. Aber heute lacht da keiner mehr“, erinnert sich der 69-Jährige.

Doch dann kam die große Asienkrise: „Plötzlich sind die Kräne stehen geblieben, der Aufschwung der sogenannten Tiger-Staaten war vorbei. Und das Schlimmste: Die Arbeitslosigkeit ist explodiert.“ Auch viele junge Indonesier konnten aufgrund des fehlenden Geldes nicht mehr weiterstudieren. Um hier Abhilfe zu schaffen, organisierte Fuchs das „Students Support Festival“.

Brixener Geizl-Musik
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Das Students Support Festival mit Tiroler Blasmusik

Von Niki Lauda und Brixener Blasmusik

Dafür ließ er von Niki Lauda höchstpersönlich eine Abordnung der Brixener Musikkapelle nach Jakarta fliegen. „Ich habe einfach die Sekretärin angerufen und gesagt, dass ich mit Niki Lauda sprechen will“, erinnert sich Fuchs. Nachdem sie ihn vertröstet hatte, spazierte er direkt ins Büro in Wien mit den Worten: „Ich bin es, der penetrante Tiroler aus Indonesien!“

Lauda nahm sich schließlich sogar eine Stunde für ihn Zeit und sponserte Hin- und Rückflug für alle Musikanten. Und sogar der damalige Präsident von Jakarta ließ sich das „Festival“ in Indonesien nicht entgehen. 600 Studentinnen und Studenten konnte so das Studium weiterfinanziert werden.

Präsident Indonesien
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Auch der damalige Präsident von Indonesien hielt eine Ansprache auf deutsch

Slums studiert

Kurz darauf, 1999, gründeten er und sein Geschäftskollege die NGO ISCO, um dauerhaft Kindern und Jugendlichen auf Jakartas Straßen den Zugang zu Bildung zu ermöglichen. Dafür studierten sie gemeinsam mit einer französischen Professorin die Slums.

Fuchs: „Wir wollten lernen, was es bedeutet in einem Slum zu leben. Was sind die Voraussetzungen? Wer wird zum Betteln geschickt? Und was passiert mit dem gebettelten Geld?“ Vor allem Alkohol, Gewalt und Prostitution seien ein großes Thema.

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Straßenkinder im Unterricht

„Es ist schon furchtbar, wenn man sieht, wie die Kinder leben. Oft gibt es nur einen Raum und nicht einmal einen Tisch, um zu schreiben oder Hausaufgaben zu machen“, so Josef Fuchs.

Von 30 zu 2.500 Kindern

Angefangen hat alles mit 30 Kindern. Heute, fast 24 Jahre später, sind es 2.500 Buben und Mädchen, die durch Fuchs und seinem mittlerweile 100-köpfigen Team Kindergarten, Schule und schließlich auch die Universität besuchen können. Daneben hat Fuchs seine eigene Telekommunikationsfirma mit weltweit 150 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aufgebaut. Nach wie vor fließt ein Drittel der Gewinne in ISCO.

ISCO kümmert sich dabei nicht nur um die Kinder, sondern auch um die Mütter: „Viele haben keine Ahnung, was Liebe bedeutet oder Harmonie in der Familie. Viele kennen nur Gewalt. Und das bekommen die Kinder natürlich mit. Die brauchen viel Unterstützung, um überhaupt normal in die Schule gehen zu können“, beschreibt der Brixener die Problematik.

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Schaffen es seine Schützlinge durch die Universität, ist das für Fuchs ein Grund zu großer Freude: „Wenn die ihren Hut aufgesetzt bekommen bei der Abschlussfeier, dann ist das schon ein Tränendrücker.“