ABD0073_20230129 – SEEFELD – …STERREICH: Johannes Lamparter (AUT) am Sonntag, 29. JŠnner 2023, wŠhrend des Gundersen (HS109/12.5km) Weltcup-Triple Bewerbs der nordischen Kombinierer in Seefeld. – FOTO: APA/GEORG HOCHMUTH
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Kombinierer Lamparter holt Gesamtweltcup

Johannes Lamparter hat sich am Samstag als dritter Österreicher nach Klaus Sulzenbacher und Felix Gottwald den Gesamtweltcup der Nordischen Kombinierer gesichert. Dem erst 21-jährigen Tiroler genügte beim vorletzten Saisonbewerb in Lahti mit Sprung von der Großschanze und Langlauf über 10 km ein elfter Platz.

Den Sieg in Finnland holte sich am Samstag WM-Dominator Jarl Magnus Riiber aus Norwegen, Sprung-Sieger Kristjan Ilves (+1,7 Sek.) wurde überraschend Zweiter vor dem Norweger Jens Luraas Oftebro (+55,0). Lamparter startete nach Platz 24 im Springen bei schlechten Windverhältnissen im entscheidenden 10-km-Langlauf eine Aufholjagd und kam als Elfter (+1:30,5 Min.) ins Ziel. Bester Österreicher am Samstag war Stefan Rettenegger auf Platz acht (+1:17,5).

„Ich bin überglücklich, nach dem Springen noch einmal so ein Rennen hinzulegen“, sagte Lamparter im ORF. Die Freude über die Kristallkugel war dem Gesamt-Zweiten der Vorsaison deutlich anzumerken. „Ein Wahnsinn. Es ist einer der Kindheitsträume, die in Erfüllung gehen. Definitiv der Höhepunkt meiner Karriere bis jetzt.“

Nach 22 Jahren wieder Gesamtweltcup-Triumph

Es sei eine Saison „mit so vielen Höhen und Tiefen“ gewesen, betonte Lamparter. Nach den Heim-Rennen in Seefeld und dem Sieg beim Nordic Combined Triple hatte er das Gelbe Trikot ins Visier genommen. „Jetzt stehe ich da und habe die Kugel bei mir. Wahnsinn, überglücklich“, sagte der dreimalige WM-Dritte von Planica. Auch Teamkollege Stefan Rettenegger, am Samstag als Achter (+1:17,5 Min.) bester Österreicher, lobte seinen Teamkollegen. „Er war heuer der beste Kombinierer und so konstant. Das hat er sich auf jeden Fall sehr verdient. Das ist auch für das Team richtig cool.“

Als Felix Gottwald im Winter 2001/02 in die Titelverteidigung im Weltcup der Nordischen Kombinierer gegangen ist, war Johannes Lamparter eben erst zur Welt gekommen. 22 Jahre nach dem Gottwald-Triumph wurde der Tiroler nun zum nächsten bzw. insgesamt erst dritten Österreicher mit dem Gewinn der großen Kristallkugel. Eine steile, aber noch immer junge Karriere erreichte damit an diesem Wochenende einen weiteren von schon vielen Höhepunkten – für Lamparter den bisher größten.

Duell mit Jarl Magnus Riiber

Lamparter feierte in diesem Winter sieben Saisonsiege, alle nach dem Jahreswechsel. Er profitierte auch von einer Wettkampfpause des Norwegers Riiber, der nur 13 der 21 Saison-Weltcups bestritt und seinen Fokus auf die WM gelegt hatte. Mit Erfolg, der 25-Jährige holte sich in Planica viermal die Goldmedaille.

Johannes Lamparter
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Bei der WM in Planica in Slowenien holte sich Johannes Lamparter Anfang März drei Bronzetitel

Den Norweger löst Lamparter nun als Gesamtweltcupsieger ab, nachdem Riiber viermal in Folge gewonnen hat. Der Rumer ist sich bewusst, dass in der kommenden WM-Zwischensaison wieder viel mehr mit dem Norsker zu rechnen sein wird. Lamparter: „Ich werde schauen, dass ich die Lücke schließe.“

„Habe noch Zeit genug in meiner Karriere“

Der Österreicher ist freilich vier Jahre jünger als Riiber und exakt in dem Alter, in dem der große Rivale seinen ersten Gesamtweltcup geholt hat. Lamparter weiß, wo er ansetzen muss, um seinen Titel im nächsten Jahr erfolgreich zu verteidigen: „Da geht einiges übers Skispringen. Es gibt auch andere Leute, die sind besser im Springen und Leute, die sind besser im Langlaufen als ich. Da heißt es, sich weiterzuentwickeln. Aber ich habe noch Zeit genug in meiner Karriere.“

Kometenhaft hatte diese in der Elite in der vorvergangenen Saison begonnen. Als Junioren-Weltmeister nach Oberstdorf gekommen, räumte er da ab und war in der corona-bedingten Absenz bzw. Schwächung Riibers vor einem Jahr auch bei Olympia in Peking favorisiert. Zu einer Medaille reichte es dann knapp nicht, im Weltcup unterlag der ÖSV-Jungstar im letzten Saisonbewerb Riiber quasi im Zielsprint im Duell um die Kugel, nun hat er sie aber in Händen.

Lamparter als Kind zum Skispringen gekommen

Viel hat zu Beginn des Winters aber nicht darauf hingedeutet, nach fünf Konkurrenzen hatte Lamparter bereits mehr als 300 Punkte Rückstand auf die Spitze gehabt. Nach dem schlechten Start sei er dann aber ab Jänner richtig konstant gewesen. „Das ist schon das, was es ausmacht, wenn man dann Punkte sammelt. Das war das, was mich am meisten stolz macht. Ich habe im Langlauf oft das Tempo gestaltet, das war eine richtige Stärke. Und ich habe auf der Schanze schon richtig aufzeigen können.“

Johannes Lamparter
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Erste Erfolge verbuchte Johannes Lamparter als Jugendlicher bei Junioren-Weltmeisterschaften

Lamparter war als Kind durch seinen Cousin zunächst zum Skispringen gekommen, der damals in Absam vermittelnde Coach war Andreas Felder. Lamparter blieb dabei und nahm bald den Langlauf dazu. Die Schnellkraft des Springens und die für den Langlauf nötige Ausdauer ergeben für ihn der Kombination genau die Würze. Er findet seinen Ausgleich in der Familie, aber auch in vielen sozialen Aktivitäten in seinem engsten heimatlichen Umfeld.

Die Musik und das Schuhplatteln haben einen wichtigen Teil von Lamparters Jugend eingenommen, auch beim Faschingsbrauch der Rumer Muller macht er mit. Sein zweites sportliches Steckenpferd war das Gewichtheben, da brachte es Lamparter bis zum U17-Vize-Staatsmeister. Nun hat er es als Kombinierer schon auf eine zweistellige Anzahl von Weltcup-Siegen gebracht. „Das sind Erfolge, die ich mir nur erträumen habe können. Wenn man das dann erreicht hat, ist es sicher eine Genugtuung ohne Ende.“