Jugendliche im Lockdown
APA/Schlager
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Gesundheit

Junge leiden unter Therapieplatz-Mangel

Ein halbes Jahr warten Kinder und Jugendliche derzeit in Tirol auf einen stationären Behandlungsplatz an der Psychiatrie. Dies sei untragbar, beklagt Klinikdirektorin Kathrin Sevecke. Es brauche dringend alternative Versorgungsmöglichkeiten.

Die 17-jährige Magdalena hat nach über einem Jahr Wartezeit nun einen stationären Behandlungsplatz an der Kinder- und Jugendpsychiatrie in Hall. Sie leidet an Zwangsstörungen. Magdalena ist sich sicher, dass es ihr nicht so schlecht gehen würde und sie nun bessere Heilungschancen hätte, wenn sie den Platz früher bekommen hätte.

Multiple Krisen verschärfen Situation

Wie ihr geht es vielen Kindern und Jugendlichen in Österreich. Die Situation sei prekär, sagen Expertinnen und Experten. Corona, die Teuerung und der Krieg hätten Ängste, Depressionen, Aggressionen, Essstörungen und den Konsum von Drogen und Medikamenten verschärft und beschleunigt, so Klinikdirektorin Kathrin Sevecke. Die psychischen Probleme würden mehr werden. Man könne den Kindern und Jugendlichen zwar vielfältige therapeutische Maßnahmen bieten, allerdings müssten zuvor die geeigneten Therapieplätze gefunden werden.

Derzeit bekommen nur akut gefährdete Kinder und Jugendliche rasche Hilfe, alle anderen müssen oft monatelang warten. Dies hinterlasse Spuren und sei ein absolut untragbarer Zustand, so Sevecke. „Bei Bauch- oder Zahnschmerzen wollen wir auch nicht sechs Monate auf eine adäquate Therapie warten. Da muss sich was ändern. Denn die lange Wartezeit bewirkt eine Chronifizierung der Störung.“

Alternative Versorgungsmöglichkeiten dringend nötig

Es brauche alternative Versorgungsmöglichkeiten. Die beschäftigen jetzt auch den Landtag – ÖVP und SPÖ stellen einen Antrag auf Prüfung des „Home Treatments“ – ein Konzept, bei dem betroffene Kinder und ihre Familien zu Hause von speziell ausgebildeten Teams besucht und betreut werden. Die Grünen kritisieren, dass man Konzepte, die lange fertig in der Schublade liegen, wieder evaluieren lasse.

Auch Expertinnen drängen seit Langem bereits auf die Umsetzung des „Home Treatments“. Dadurch würde die Klinik entlastet werden und es könnten Patienten erreicht werden, die ansonsten noch warten müssten. Klinikdirektorin Sevecke würde das Modell gerade für Tirol sehr passend finden, aufgrund der vielen Täler und der teilweise weiten Wege in die Klinik. Sie hofft, noch in diesem Jahr in einer Region Tirols mit einem Pilotteam starten zu können.