Plakat HerzMobil Tirol
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Gesundheit

Reutte: HerzMobil zieht positive Bilanz

Vor einem Jahr ist das mobile Nachsorgeprogramm HerzMobil für Patienten mit Herzschwäche im Bezirk Reutte gestartet. Seitdem gab es weniger Wiederaufnahmen von Herzpatienten im Krankenhaus Reutte. HerzMobil soll nun ausgeweitet werden.

HerzMobil ist ein Nachsorgeprogramm, bei dem Patientinnen und Patienten mit Herzschwäche nach der Entlassung aus dem Krankenhaus drei Monate lang zu Hause weiter betreut werden. Vor zehn Jahren startete HerzMobil als Pilotprojekt, 2016 ging es in den Regelbetrieb über und wurde seither schrittweise auf ganz Tirol ausgeweitet. Seit April 2022 wird das Programm auch im Bezirk Reutte angeboten.

Weniger Spitalsaufnahmen

Im vergangenen Jahr wurden im Bezirk Reutte 27 Patienten von HerzMobil betreut, zehn Frauen und 17 Männer. „Das Programm läuft sehr gut. Man sieht, dass es nicht nur über den Zeitraum, den die Patienten in dem Programm drinnen sind, einen positiven Effekt hat, sondern darüber hinaus“, sagte Bernhard Schett, niedergelassener Facharzt für Innere Medizin in Pflach.

Laut Krankenhaus Reutte merke man, dass es weniger Wiederaufnahmen betroffener Patienten im Spital gegeben habe. „Der Vorteil ist, dass die Patienten vom Krankenhaus nahtlos in die niedergelassene Versorgung angeknüpft werden“, sagte Bernhard Schett. Bei Herzschwäche-Patienten sei eine engmaschige Nachkontrolle sehr wichtig.

Arzt sitzt vor dem Computer und sieht sich die Daten eines Patienten an.
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Bernhard Schett ist niedergelassener Facharzt für Medizin und kontrolliert die Gesundheitsdaten der HerzMobil-Patienten, die diese via Smartphone übermitteln.

Telemedizin bei Herzschwäche

Die Aufnahme in das dreimonatige HerzMobil-Programm erfolgt bereits im Krankenhaus. Die Patientin oder der Patient bekommt eine Schulung zur Erkrankung sowie ein Geräte-Set mit nach Hause: einen Blutdruckmesser, eine Personenwaage und ein Smartphone. Täglich müssen damit Gewicht, Blutdruck und Puls gemessen werden. Die Ergebnisse und Angaben zum Wohlbefinden und zur Einnahme der Medikamente werden via Smartphone an HerzMobil geschickt.

Beim niedergelassenen Arzt und einem eigenen HerzMobil Pflegeteam werden die Daten täglich kontrolliert. Sollte etwas nicht in Ordnung sein oder gewisse Werte über- oder unterschritten werden, wird die Patientin bzw. der Patient kontaktiert. „Speziell bei Herzschwäche-Patienten ist es wichtig, dass man das Körpergewicht verlaufskontrolliert. Wenn es ansteigen sollte und zwar rasch, kann man davon ausgehen, dass sich die Herzschwäche verschlechtert hat und man handeln muss“, sagte Internist Bernhard Schett.

Bildschirm eines Smartphones mit dem die Patienten ihren Blutdruck, ihr Gewicht und Angaben zum Wohlbefinden übermitteln.
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Die Patienten schicken jeden Tag ihre Gesundheitsdaten zur Kontrolle an HerzMobil.

Mehr Gesundheitskompetenz hilft Patienten

Zusätzlich zur elektronischen Kontrolle der wichtigen Gesundheitsdaten erhalten HerzMobil-Patienten umfassende Schulungen zu ihrer Erkrankung. „Sie wissen, welche Medikamente sie nehmen und lernen im Verlauf dieser drei Monate gut mit dieser Erkrankung umzugehen und zu leben. Das ist der Vorteil des Programms“, sagte HerzMobil Pflegekoordinator Tilman Gabriel.

Laut Internist Bernhard Schett habe das Programm auch einen nachhaltigen Effekt. „Es gibt nicht selten den Fall, dass ein Patient sich ein halbes Jahr nach dem Programm meldet und sagt, er habe gemerkt, dass sein Körpergewicht um zwei Kilo gestiegen ist“, so Bernhard Schett. „Er hat das Gefühl, es stimmt etwas nicht. Er merkt zwar noch nichts, aber er meldet sich. Das ist eine Stärkung der Gesundheitskompetenz beim Patienten und das hält an.“

Patienten und Pfleger sitzen an einem Tisch vor einem Laptop und besprechen die Gesundheitsdaten.
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Herzpatient Daniel Scheidle bespricht mit den HerzMobil-Pflegern Anita Simon und Tilman Gabriel seine Gesundheitswerte.

HerzMobil auch für Herzinfarkt-Patienten

HerzMobil ist ein telemedizinisches Versorgungsprogramm bei Herzschwäche des Landes Tirol in Zusammenarbeit mit den Tiroler Sozialversicherungsträgern. Mittlerweile ist es in ganz Tirol verfügbar. Nun wurde es auch auf andere Krankheitsbilder ausgeweitet. Seit Anfang März wird das Nachsorgeprogramm auch für Patienten mit Koronarer Herzerkrankung – also auch nach einem Herzinfarkt – angeboten. Im Rahmen eines Pilotprojektes können Versicherte der BVAEB und der KUF bei Bluthochdruck an HerzMobil teilnehmen.