Wie die Polizei erklärte, könnte das Mädchen nach Deutschland gefahren sein, um dort mit ihrem Mann – den sie nach islamischem Recht geheiratet haben soll – zu leben.
„Sie hat sämtliche Kontakte abgebrochen“, schilderte Christoph Kirchmair, Leiter des Innsbrucker Kriminalreferates, den Status quo. Auf ihrem Konto gebe es keine Bewegungen, auch die E-Card sei nie benutzt worden. Ihre Social-Media-Accounts und E-Mail-Adressen seien auch geschlossen.
Ermittler sehen viele offene Fragen
„Es ist sehr ungewöhnlich, dass ein Mädchen so lange von daheim weg ist und keinen Kontakt mehr sucht“, sagte Kirchmair. Es gebe keinen Hinweis darauf, dass sie extrem radikalisiert sei oder gar eine Verbindung zum Islamischen Staat (IS) bestehe – ausschließen könne man es aber auch nicht. Es könnte sein, dass sie zuerst freiwillig ging und ihr dann aber jeglicher Kontakt zur Familie und der Mutter untersagt wurde.
In den vergangenen zwei Jahren soll sich die Vermisste stark verändert haben: Sie zog sich zurück, konvertierte zum Islam und lebte diesen zunehmend konservativ aus. Deshalb sei es zu heftigen Spannungen zwischen dem Mädchen und ihrer Mutter bzw. ihren Schwestern gekommen, die sich mit der traditionellen Lebensweise – sie ging hauptsächlich mit Burka bzw. Nikab aus dem Haus – nicht einverstanden zeigten, bestätigte Kirchmair mehrere Medienberichte vom Mittwoch.
Aus betreuter Wohneinrichtung verschwunden
Man habe sich daher geeinigt, dass sie in einer betreuten Wohneinrichtung leben soll. Doch von dort ist sie dann nur kurze Zeit später verschwunden. Einem Sozialarbeiter, den sie mit voll gepacktem Rucksack an diesem Tag noch getroffen hatte, erzählte sie, dass sie ein Picknick machen wolle.
15-Jährige erzählte Freundin der Mutter von Heirat
Als sie auf der Bushaltestelle mit Rucksack, Koffer, Pass, Bargeld und Koran eine Freundin ihrer Mutter traf, erzählte sie ihr, dass sie verheiratet sei und nicht mehr in Innsbruck bleiben wolle. Ihr Ehemann dürfte laut der Zeugin in München oder Köln wohnen. Wie sie den unbekannten Mann kennengelernt habe, ist laut Kirchmair aber unklar. Seitdem fehlt jede Spur des Mädchens.
Die 15-Jährige war zum Zeitpunkt des Verschwindens rund 1,60 Meter groß, mit rotbraun gefärbten, längeren Haaren. Auf einem veröffentlichen Foto trug sie blaue Kontaktlinsen, tatsächlich sei ihre Augenfarbe aber braun. Das Stadtpolizeikommando Innsbruck (Tel.: 059133-75-3333) bat um Hinweise.