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Gesundheit

Hoher Lp(a)-Spiegel ist kein Grund zur Panik

Wie jahrzehntelange Tiroler Forschungen gezeigt haben, ist ein hoher Spiegel von Lipoprotein (a), kurz Lp(a), im Blut ein großer Risikofaktor für Herzinfarkt und Schlaganfall. Jeder Fünfte und jede Fünfte ist davon betroffen. Auch wenn der Lp(a)-Spiegel erblich festgelegt ist, gibt es doch Handlungsstrategien.

Lp(a) wirkt ähnlich wie das „böse“ LDL-Cholesterin. Während sich ein zu hoher LDL-Cholesterinspiegel durch gesündere Ernährung und mehr Bewegung zumindest in gewissen Grenzen reduzieren lässt und sonst auch medikamentös behandelt werden kann, ist die Lage bei Lp(a) anders. Die Gene bestimmen weitestgehend, wie viel Lp(a) im Blut vorkommt und derzeit gibt es noch keine Medikamente am Markt, die diesen genetischen Risikofaktor senken können.

Erste Medikamente werden getestet

Der Institutsleiter für Genetische Epidemiologie der Medizin Uni Innsbruck Florian Kronenberg erkennt allerdings einen Silberstreif am Horizont, was eine medikamentöse Behandlung betrifft. Derzeit gebe es weltweit Studien mit Medikamenten, durch welche die Lp(a)-Konzentration um 80 bis 90 Prozent gesenkt werden kann. Man erwarte, dass durch diese massive Senkung auch das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall sinkt. Die ersten Studien sollen im Jahr 2025 fertig sein, sagt Kronenberg.

Florian Kronenberg
MUI/Bullock
Der gebürtige Oberösterreicher Florian Kronenberg ist seit Jahrzehnten in der Erforschung von Lp(a) tätig

Lp(a)-Spiegel

Der Lp(a)-Spiegel gilt als nicht erhöht, wenn er unter 75nmol/L bzw. unter 30 mg/dl liegt.

Sollten die Medikamente auch wirklich die Herzinfarkt- und Schlaganfallrate sinken lassen, dann würden diese Medikamente zuerst bei Patientinnen und Patienten eingesetzt, die schon einen Herzinfarkt oder Schlaganfall hatten. Erst weitere Untersuchungen würden dann zeigen, ob diese Medikamente auch bei Menschen vor einem Schlaganfall oder Herzinfarkt überhaupt einen Nutzen bringen.

Panik bei erhöhtem Lp(a)-Spiegel ist nicht angebracht

Das wichtigste ist für Kronenberg, keine Panik zu bekommen, wenn ein erhöhter Lp(a)-Wert festgestellt worden ist. Wenn sonst keine Risikofaktoren wie Bluthochdruck, hoher LDL-Cholesterinspiegel oder Diabetes vorhanden sind, dann sei ein erhöhter Lp(a)-Wert leichter zu ertragen, als wenn viele Risikofaktoren vorhanden sind, sagt der Experte.

Einmalige Messung genügt

Man solle einen erhöhten Lp(a)-Wert nie isoliert betrachten, sondern mit den anderen Risikofaktoren in Zusammenhang bringen und dann einen Plan entwickeln, wie man weiter vorgeht. Das könne eine Änderung des Lebensstils sein, aber oft auch eine medikamentöse Behandlung der anderen Risikofaktoren, so Kronenberg. Den Lp(a)-Wert kann man im Rahmen einer Blutabnahme untersuchen lassen. Laut Kronenberg genügt eine einmalige Messung, da der Wert genetisch festgelegt ist und daher nur kleineren Schwankungen unterworfen ist.

Tirol im Zentrum der Lp(a)-Forschung

Was die Forschung zu Lp(a) betrifft, nimmt Innsbruck seit Jahrzehnten eine führende Stellung ein. In den 1990er Jahren veröffentlichte der ehemalige Vorstand der Sektion für Humangenetik Gerd Utermann mit seinem Team die grundlegendsten Arbeiten zur Lp(a)-Genetik. Auf Grund dessen sei es überhaupt erst möglich geworden, Lp(a) als ursächlichen Risikofaktor für Herzinfarkte und Schlaganfälle nachzuweisen, erzählt Kronenberg von der Tiroler Forschung.

Lp(a) sei in den letzten Jahrzehnten bei großen Bevölkerungsstudien untersucht worden und man habe sehr genaue Daten über die Häufigkeit einer Lp(a)-Erhöhung und über den Zusammenhang mit Herzinfarkten, „dort sind wir nach wie vor sehr intensiv tätig“, so Kronenberg.