Haus in Telfs
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Soziales

Leerstand als Übergangslösung für Frauen

In Telfs (Bezirk Innsbruck-Land) beziehen in diesen Tagen mehrere Frauen ein neues Wohnprojekt der Tiroler Sozialen Dienste (TSD). Das leerstehende Gebäude stellt eine Innsbrucker Immobilienfirma für die Zwischennutzung kostenlos zur Verfügung. Beim Land Tirol hofft man, dass diesem Beispiel weitere Unternehmen folgen.

Es ist bereits das zweite Projekt, das die Kairos Holding zusammen mit den TSD umsetzt. In Telfs sollen in den kommenden Tagen neun Frauen und einige Kinder für mehrere Monate einen Wohnplatz bekommen. „Sie können hier existenzsichernd wohnen und müssen dafür nichts bezahlen“, so Lara Neuwirther vom Projekt NoRa der TSD.

Lara Neuwirther
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Lara Neuwirther

Kein „klassisches“ Frauenhaus

NoRa steht für Notraum und wurde 2020 von den TSD ins Leben gerufen. Die Unterkunft in Telfs richtet sich dabei nicht an Frauen, die akut bedroht werden. Es gehe bei NoRa um Frauen, die aufgrund von schwierigen Lebenssituationen akut von Obdachlosigkeit bedroht sind. „Wir betreuen sie cirka zweimal die Woche und unterstützen sie bei Anliegen wie Wohnungssuche oder bei der Arbeitssuche“, sagt die Teamleiterin von NoRa Innsbruck.

Das Gebäude stellt zumindest für das nächste halbe Jahr die Bauprojekt-Firma Kairos Holding für die Zwischennutzung zur Verfügung. „Gerade in der Immobilienbranche müssen wir wieder verstärkt Verantwortung für unser Wirken innerhalb der Gesellschaft übernehmen. Deshalb stellen wir unsere Leerstandsobjekte durch Trägerschaften wie die TSD zur Verfügung“, so Emanuel Kopp, der Geschäftsführer der Bauprojekt-Firma.

Spielzeug am Boden
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Frauen und Kinder sollen bei NoRa vorübergehend vor Wohnungslosigkeit bewahrt werden

Theoretisch könnten auch länger Frauen in ihrem Gebäude untergebracht werden, das hänge vom Fortschritt des geplanten Projekts des Unternehmens ab.

Emanuel Kopp
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Emanuel Kopp

Objektsuche oft extrem schwierig

Leerstand für solche Projekte zu nutzen, sei auch laut Land Tirol sinnvoll. Vor allem weil es einen enormen Bedarf gebe. „Alleine auf unserer Warteliste sind aktuell 48 Personen – also Frauen mit und ohne Kinder“, sagt Lara Neuwirther. Laut ihr würden bei NoRa wöchentlich mehrere Anrufe von Frauen eingehen, die wohnungslos sind, in Abhängigkeitsbeziehungen oder beengten Wohnverhältnissen leben.

Die Suche nach passenden Unterkünften gestalte sich nicht immer einfach. Der zuständige Landesrat Georg Dornauer (SPÖ) sei dazu momentan fast täglich im Austausch mit Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern. Mit ihnen und in Einklang mit der Bevölkerung sollen passende Gebäude gefunden werden, die als Unterkünfte dienen können.

Unternehmen will „Impulsgeber“ für andere sein

Selten aber immer wieder würden auch von Unternehmen Gebäude für die Zwischennutzung angeboten, so Dornauer. „Jedes einzelne Angebot freut uns sehr. Es ist schön zu sehen, dass das funktioniert – dementsprechend dankbar sind wir für solche Angebote.“ Aufgrund der allgemeinen Teuerung oder der aktuellen Preisdynamik bei Strompreisen etc. sind vor allem Frauen und Familien aus prekären Situationen unter Druck geraten.

Die Wohnungssuche ist dann oft eine Herkulesaufgabe. „Frauen mit Familien oder auch Frauen mit Migrationshintergrund bekommen Ablehnungen. Eine Einrichtung zu bekommen, die gratis zur Verfügung steht, ist für die Frauen eine Megachance“, so die Teamleiterin von NoRa. Bei der Innsbrucker Bauprojekt-Firma will man jedenfalls Impuslgeber sein. „Wir hoffen, dass der ein oder andere Marktbegleiter auf den Zug aufspringt und etwas mithilft“, so Emanuel Kopp.