Borkenkäfer frisst sich durch Holz
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Klima&Umwelt

Osttirol: Starke Ausbreitung des Borkenkäfers

Der Klimawandel macht Osttirols Wäldern zu schaffen und heizt den stark ausgeprägten Borkenkäferbefall weiter an. Wie Tirols LHStv. Josef Geisler (ÖVP) am Freitag bei einer Pressekonferenz in Innsbruck berichtete, war die Ausbreitung zuletzt „explosionsartig“.

Der Borkenkäfer-Zuwachs war im vergangenen Jahr im Vergleich zu den vorherigen um das Fünffache gestiegen, sagte Landesforstdirektor Josef Fuchs. Daher wird heuer wieder kräftig in den Naturgefahrenschutz investiert.

Schutzwaldfunktion oft nicht mehr gegeben

Der Borkenkäfer hat derzeit in Osttirol „leichtes Spiel“, beschrieb Geisler den Status quo. Der Befall sei eine „Folgewirkung von Schadereignissen“, wie heftigen Stürmen oder besonders viel Schneefall. In einer „Notfallaktion“ versuchten vergangenes Jahr Förster aus Nordtirol durch Unterstützung ihrer Osttiroler Kollegen durch Waldarbeiten Abhilfe zu leisten.

Abgebrochen und entwurzelt liegen unzählie Stämme am Boden
ORF
Nicht aufgeräumtes Schadholz in Wäldern sorgt für weitere starke Vermehrung des Borkenkäfers.

Man habe so die Problematik ein „bisschen abgemildert“, die heftige Ausbreitung sei aber „nicht zu verhindern“ gewesen. Dadurch sei die Schutzwaldfunktion in Osttirol vielerorts nicht mehr gegeben – dort sei dann eine Sicherung der Wege vor Steinschlag und Lawinen nötig. Laut Geisler macht der Käfer nun aber zunehmend vor anderen Landesteilen nicht Halt und wird auch in Nordtirol zum Problem. Im Vorjahr hatte der Borkenkäfer in Osttirol für Schäden im Ausmaß von 30 Millionen Euro gesorgt.

Defereggen-, Villgraten-, Gailtal

In Osttirol sei die Verbreitung „diffus“, Hotspots sind das Defereggen-, Villgraten-, oder das Gailtal, berichtete Fuchs. Die Tiere, die großen Schaden in den Wäldern anrichten, seien aber auch in Anras, Assling bis in den Lienzer Talboden zu finden. Durch den heurigen niederschlagsarmen Winter und die hohen Temperaturen findet der Borkenkäfer nun wieder „ideale Bedingungen“ vor, sagte der Landesforstdirektor. Daher gelte es auch weiterhin, die Wälder zu verjüngen und aufzuforsten.

Eine Million neue Pflanzen werden heuer erneut gesetzt

Im vergangenen Jahr wurden daher eine Million Pflanzen ausgebracht, für heuer sei selbiges geplant, kündigte Fuchs an. Der Wald werde in Zukunft jedenfalls „bunter und strukturierter“ und dadurch widerstandsfähiger. Von den für die Schutzwalderhaltung budgetierten 20,5 Millionen Euro geht die Hälfte in die Käfer-Bekämpfung und die Wiederaufforstung. Ziel sei es, den bestehenden und frischen Befall zu bekämpfen – allerdings gebe es durchaus Bereiche, wo man aufgrund der Steilheit des Geländes und der Gefährlichkeit das Holz nicht mehr nutzen kann. Dort bleiben die Waldbestände auch stehen: „Es ist immer noch ein stehender, toter Baum besser, als gar keiner mehr“ – besonders mit Blick auf Steinschlag und Lawinenschutz.

Naturverjüngung im Wald der Zukunft
ÖBf-Archiv/W. Simlinger
Der Schutzwald soll mit neu gesetzten Bäumen erhalten werden.

Klimawandel ändert Gefahrenbilder

Insgesamt stehen dem Land Tirol im Jahr 2023 91,3 Millionen Euro für den Schutz vor Lawinen, Wildbächen und Steinschlag sowie für den Hochwasserschutz und den Schutzwald bereit, das sind 10,6 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Der Klimawandel spielt bei allen Bereichen eine zentrale Rolle, wie bei der Pressekonferenz deutlich wurde. „Das Gefahrenbild und das Gefahrenpotenzial verändert sich aufgrund des Klimawandels“ hielt Geisler fest.

Laut Gebhart Walter, Tiroler Sektionsleiter der Wildbach- und Lawinenverbauung, gehe es künftig auch stark um die nachhaltige Ausführung von Bauwerken und Schutzmaßnahmen. Ein Schwerpunkt liege beim Wildbachschutz, dafür werden 31,6 Millionen Euro in die Hand genommen. „Wir wollen mit unserem Programm präventiv arbeiten, aber auch Sofortmaßnahmen ermöglichen“, sagte er.

65 Vorhaben im Hochwasserschutz

Im Bereich des Hochwasserschutzes sind heuer 65 Vorhaben geplant, wobei 24,3 Millionen Euro investiert werden sollen, berichtete Markus Federspiel, Vorstand der Abteilung Wasserwirtschaft im Land Tirol. Diese werden einerseits in neue Maßnahmen und andererseits in die Instandhaltung investiert. Er hielt fest, dass „Flüsse ihren Raum brauchen“ und es Retentionsflächen geben müsse. Dadurch könnten wirtschaftliche und ökologische Schäden verringert werden.