Die Betonschrauben werden zur nachträglichen Verstärkung von unten in die Tunneldecke  eingebracht. Dabei kann der Verkehr oben weiterlaufen
Feix Ingenieure
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Wissenschaft

Mit Betonschrauben alte Brücken reparieren

Ingenieure der Universität Innsbruck erforschen, wie alte Betonbrücken mit Betonankerschrauben repariert werden können. Die Schrauben können bei laufendem Betrieb eingesetzt werden: Dadurch spart diese nachträgliche Bewehrung Geld und schont die Umwelt.

Beton ist vergänglich und wird mit der Zeit brüchig. Das hat mehrere Gründe: Der Baustoff reagiert im Laufe der Zeit mit Umweltfaktoren wie Luft, Wasser und Salzen und wird dadurch beschädigt und die Stahlbewehrung in Betonbauten kann korrodieren, was zu Rissen und Spalten im Beton führt. Außerdem hat der Verkehr in den vergangenen Jahren zugenommen. Das führt dazu, dass etwa Brücken heute mehr Lasten tragen müssen als früher und deshalb brüchig werden können. Wenn das der Fall ist, kann Beton keine schwere Lasten mehr tragen.

Schraube schneidet sich Gewinde in den Beton

Das Team um Jürgen Feix vom Arbeitsbereich Massivbau und Brückenbau an der Universität Innsbruck erforscht, wie beschädigte Bauten – Gebäude, Parkhäuser, Brücken, usw. – mit Betonschrauben nachträglich verstärkt werden können. „Die Schraube hat ein spezielles Bauteil, das ist der Kopf der Schraube. Er ist circa zwölf Zentimeter lang und hat ein relativ grobes Gewinde“, erklärt Feix. Der Schraubenkopf schneidet sich selber ein Gewinde in den Beton. „Dieser Kopf ist das, was technologisch anspruchsvoll ist. Der Schraubenhersteller hat auch ein Patent darauf. Ich glaube, man kann sich vorstellen, dass es schwierig ist, einen Stahl herzustellen, der sich ein Gewinde in Beton schneiden kann.“

Schrauben für die nachträgliche Verstärkung von Betontragwerken
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Mit diesen Schrauben können Betontragwerke nachträglich verstärkt werden. Der Kopf der Schraube besteht aus einem sehr festen Stahl, der sich selbst ein Gewinde in den Beton schneiden kann

Nachhaltig, günstig und praktisch

Diese Methode hat einige Vorteile. Einerseits ist es nachhaltiger und günstiger, ein Bauwerk zu reparieren als neu zu bauen. Andererseits kann durch diese Betonschrauben oft der laufende Betrieb aufrechterhalten bleiben. Bei Brücken zum Beispiel könnten Schrauben von unten eingebracht werden, dadurch würde oben der Verkehr normal weiterlaufen. „Das ist vor allem bei Infrastrukturprojekten ein großer Vorteil, weil es keine Staus und keine Umleitungen verursacht“, meint Feix.

In Österreich und in Deutschland sind diese Betonschrauben bereits zugelassen. Sie wurden auch schon bei einigen Brücken und Hochbauprojekten eingesetzt, etwa für die nachträgliche Verstärkung einer Eisenbahnunterführung in Vorarlberg, zur Verstärkung des Altstadtringtunnels in München oder bei der Sanierung eines Parkhauses und eines Schwimmbades.

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Versuchsaufbauten der Balken- und Plattenversuche an der Universität Innsbruck, welche für die Erlangung der bauaufsichtlichen Zulassung der Betonschrauben durchgeführt wurden
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Versuchsaufbauten der Balken- und Plattenversuche an der Universität Innsbruck: Hier wird anhand von simulierten Lasten untersucht, wieviel die Bauten mit der Verstärkung aushalten
Die Betonschrauben werden zur nachträglichen Verstärkung von unten in die Tunneldecke  eingebracht. Dabei kann der Verkehr oben weiterlaufen
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Bei Brücken werden die Betonschrauben zur nachträglichen Verstärkung von unten in die Tunneldecke eingebracht. Dadurch kann der Verkehr ohne Unterbrechungen weiterlaufen

Zustand der Luegbrücke zu schlecht

In Tirol sorgt die desolate Luegbrücke schon seit Jahren für Probleme. Das Tragwerk wurde bereits öfters saniert und umgebaut. Nun muss sie umfangreich saniert werden – mehr dazu in Bei der Luegbrücke läuft die Zeit ab. Jürgen Feix und sein Team seien darin zwar nicht involviert, aus Sicht des Wissenschafters sei der Zustand der Brücke aber so schlecht, dass es auch mit einer nachträglichen Verstärkung nicht möglich ist, die Brücke zu retten. Betonschrauben würden in diesem Fall wahrscheinlich nicht helfen.

Das Forschungsprojekt wird unter anderem von der Asfinag und den ÖBB finanziell unterstützt.