Daniel Fügenschuh
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Chronik

Architekt Fügenschuh fordert Baustopp

Der Präsident der Ziviltechniker und Architekten Daniel Fügenschuh hat für Tirol einen Widmungs- und Baustopp gefordert. Damit soll der Versiegelung von Böden entgegengewirkt werden. Stattdessen will er Leerstände aktivieren und Brachflächen in den Gemeinden nützen.

Laut vorläufigen Zahlen des Landes Tirol werden derzeit in Tirol rund 230 Hektar Boden pro Jahr verbaut, also versiegelt. Das entspricht einem Flächenfraß von jährlich rund 330 Fußballfeldern. Im Angesicht der Klimakrise raten Experten schon lange dazu, weniger anstatt mehr in die Natur einzugreifen.

Gewidmetes Bauland wird oft nicht bebaut

Gebaut wird, um Wohnraum zu schaffen, um Gewerbe zu ermöglichen, um Verkehrsmaßnahmen umzusetzen. Mehr als 3.300 Hektar gewidmetes Bauland gibt es in Tirol – Innsbruck nicht miteinberechnet. Das sei genug, meinte Architekt Fügenschuh im „Tirol heute“-Gespräch, es dürfe kein weiteres Bauland mehr gewidmet werden, denn schon das bereits gewidmete Bauland würde oft nicht bebaut. Der Umgang mit Grund und Boden müsse in Tirol ein wesentlich sorgsamerer sein.

Traum vom Eigenheim platzt wegen Inflation

Leistbares Wohnen und Bauen beschäftigt wegen der rasant steigenden Lebenskosten zahlreiche Tiroler. Egal ob Eigentumswohnung oder der Traum vom Haus mit Garten – für viele Tiroler ist das angesichts der anhaltenden Preisexplosion kaum mehr erschwinglich. Architektenpräsident Fügenschuh tritt für einen Neubau- und Widmungsstopp ein.

Im Land Tirol setzt man auf eine Baulandmobilisierung. Wer gewidmeten Grund nicht bebaut, soll zur Kassa gebeten werden. Wie hoch die Abgabe sein soll, ist allerdings noch unklar. Bis Mitte der Legislaturperiode, also 2025, soll es ein Modell dafür geben, hieß es vom Landesrat für Raumordnung Josef Geisler (ÖVP). Diese Vorgehensweise begrüßte der Innsbrucker Architekt Daniel Fügenschuh, der seit Herbst 2022 Präsident der österreichischen Kammer für Ziviltechniker und Architekten ist. Er sprach sich bereits im Februar im „Standard“ gegen Neubauten im sogenannten Grünen aus.

Bürgermeister gehören entlastet

Ein Bau- und ein Widmungsstopp sei dringend an der Zeit, meinte Fügenschuh. Man müsse sich die Sachlage in Ruhe anzuschauen können, um sie zu entwickeln. Dazu seien die Zivilingenieurinnen und -ingenieure durchaus imstande: „Es gibt viel Leerstand in den Ortskernen oder in der Nähe der Ortskerne. In Deutschland und in der Schweiz gibt es dazu bereits Konzepte. Da sollte man genauer hinsehen.“

Dazu fordert der Sprecher der österreichischen Architektinnen und Architekten die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister in Sachen Raumordnung zu entlasten. Sie würden sich etwa wegen Verwandtschaft im Ort bei Widmungen oft in einer Unvereinbarkeit wieder finden. Außerdem müssten sie wegen Finanznot oft Bauten im Grünen genehmigen, die der Gemeinde Kommunalsteuer einbringen. Fügenschuh wünschte sich ein bundesweit geltendes Raumordnungsgesetz, das mehr Transparenz und weniger Abhängigkeit bringe.