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Chronik

Polling in zehn Jahren am stärksten gewachsen

Die Gemeinde Polling (Bezirk Innsbruck-Land) hat in den letzten zehn Jahren tirolweit das größte Bevölkerungswachstum verzeichnet. Die Zahl der Einwohner nahm um rund 44 Prozent zu. Die Gründe dafür liegen unter anderem an neuen Wohnungen und der Kinderbetreuung.

In Tirol ist die Gemeinde Polling die Wachstumsgemeinde schlechthin. Während 2013 dort noch 952 Menschen lebten, sind es zehn Jahre später 1.367. Das entspricht einem Anstieg von 44 Prozent. Prozentuell ebenfalls sehr stark zugelegt hat die Gemeinde Mariastein im Unterland, und zwar von etwas mehr als 300 Einwohnern auf rund 450 innerhalb von zehn Jahren. Auch Amlach in Osttirol hat in dieser Zeit Zuwächse jenseits der 30 Prozent zu verzeichnen.

Kinderbetreuungsangebot macht Gemeinde attraktiver

Eine Ursache dafür sei das attraktive Angebot der Kinderbetreuung, sagt die Pollinger Bürgermeisterin Gabriele Rothbacher: „Wir haben seit etwa 2004 kontinuierlich mit dem früheren Bürgermeister die Kinderbetreuung ausgebaut.“ Aufgrund der Betreuung über die Mittagszeit und bis in den Nachmittag sei es gerade für Jungfamilien verlockend gewesen, mehr Kinder zu bekommen und nach Polling zu ziehen.

Früher sei die Kinderbetreuung keineswegs ausreichend gewesen. Mittlerweile sei der Kindergarten von 7.00 bis 14.00 Uhr geöffnet. Wer länger als 13.00 Uhr bleibe, bekomme auch ein Mittagessen. Dieses Angebot bestehe übergreifend für Kindergarten und Volksschule. „Somit war es für Jungfamilien interessant, herzuziehen, damit es für Eltern berufsbegleitend besser läuft“, meint Rothbacher.

Niedrige Grundstückspreise ausschlaggebend

Ein weiterer Grund seien niedrige Grundstückspreise gewesen. Als sich der Speckgürtel von Innsbruck vor etwa zehn Jahren füllte, habe es in Polling noch relativ erschwingliche Preise gegeben. In den 1970er und 1980er Jahren sei viel Grund umgewidmet worden. Das hätten dann Personen gekauft, die es deren Kindern vermacht hätten.

Auch die Kooperation mit der gemeinnützigen Wohnbaugesellschaft Neue Heimat Tirol sei erfolgreich. Seit 2016 sei dadurch günstiger Wohnraum geschaffen worden. Am Freitag wurden laut der Bürgermeisterin weitere 17 Wohneinheiten an Jungfamilien übergeben.

Wohnanlage der Neuen Heimat Tirol in Polling
NHT
In Polling ist in den vergangenen Jahren auch viel neuer Wohnraum entstanden wie diese Anlage der Neuen Heimat

Gemeinschaftsleben profitiert von Zuzug

Insgesamt sieht die Bürgermeisterin das Bevölkerungswachstum durchaus positiv. Teilweise profitiere auch das Vereinsleben gestärkt. „Bei den Schützen und beim Singkreis sind fast alles neu Zugezogene dabei“, sagt sie. Die Traditionsvereine hätten es trotzdem schwer. Denn es gebe auch viele, die in Bezug auf das Dorf- und Vereinsleben „im Schlafmodus“ sind und sich wenig einbringen würden. Vor allem Familien mit Kindern seien aber aktiver im Vereinsgeschehen dabei.

Allerdings bringt der Zuzug auch Herausforderungen mit sich. Denn mehr Menschen bedeutet mehr Raumbedarf und schließlich auch mehr Kosten. „Heuer sind knapp 100 Kinder im Kindergarten, was sehr toll ist, aber aus der Sicht des Gemeindeoberhauptes ist es platzmäßig eine Frage“, so Rothbacher. Im Durchschnitt würden daher etwa 390.000 Euro zusätzlich für Personalkosten anfallen.

In Zukunft wolle man insbesondere für die junge Bevölkerung mehr Räume für die Freizeit schaffen. Ein wieder in Betrieb genommenes Gasthaus oder auch der Fußballverein seien dafür besonders wichtig. Zusätzlich leiste auch ein lokaler Nahversorger einen wesentlichen Beitrag, um Menschen im Ort zu halten.