Szene aus dem Computerspiel BusSimulator
Stillalive Studios
Stillalive Studios
Wirtschaft

Aus Innsbruck durch die Welt spielen

Das Entwickeln eines Computerspiels ist aufwendig und kostet oft mehrere Millionen Euro. Viele erfolgreiche Hersteller sitzen in den USA und Asien. Doch auch in Österreich hat die Branche eine lange Tradition, zwei erfolgreiche Unternehmen haben ihren Sitz in Innsbruck.

Seit 2013 gibt es die stillalive Studios. Ein Team rund um den Südtiroler Julian Mautner fand sich in der Studienzeit zusammen und gründete damals in Innsbruck das Unternehmen. Das nötige Geld für das erste Spiel wurde im Rahmen einer Kickstarter-Kampagne gesammelt.

Internationaler Durchbruch mit „Bus Simulator 2018“

Der Durchbruch gelang Mautner und den stillallive Studios mit dem Spiel Bus Simulator, von dem es mittlerweile vier Ausgaben gibt. Die erste Version im Jahr 2016 sei erfolgreich gewesen. „Das Spiel hat so viel Geld einspielt hat, dass unsere Partner gesagt haben, machen wir noch eines. Und dann ist der 2018er gekommen, und das war dann der große Durchbruch“, sagt Firmengründer Julian Mautner.

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Szene aus dem Computerspiel BusSimulator
Stillalive Studios
Szene aus dem Computerspiel BusSimulator
Stillalive Studios
Szene aus dem Computerspiel BusSimulator
Stillalive Studios
Julian Mautner
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Szene aus Garden Life
Stillalive Studios
Ausschnitt aus dem Spiel Garden Life

Mittlerweile haben die stillalive Studios 70 Mitarbeiter. Die meisten arbeiten in Österreich und in Deutschland, einige sind in einem Büro in Turku in Finnland tätig, das im März 2021 eröffnet wurde.

Julian Mautner
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Julian Mautner

Für Deutschen Innovationspreis nominiert

Bisher publizierte das Innsbrucker Studio acht größere und zahlreiche kleinere Spiele, sagt Firmengründer Julian Mautner. Neben den mittlerweile vier Spielen der Reihe Bus Simulator, den Spielen Son of Nor und Grand Casino Tycoon war das Unternehmen unter anderem mit dem Spiel Drone Swarm erfolgreich. Dabei müssen die Spieler im Weltraum 32.000 Drohnen steuern und einsetzen, um den Gegner zu besiegen, um so das eigene Schiff zu retten.

2020 waren die stillalive Studios für dieses Spiel für den Deutschen Computerspielpreis in der Kategorie „Innovationspreis“ nominiert.

ClockStone Studio seit 2006 am Gaming-Markt

Deutlich älter ist das Unternehmen ClockStone Studio, das ebenfalls aus Innsbruck stammt. 2006 kam ihr Spiel Avencast – Rise of the Mage auf den Markt. Das erste Spiel habe keinesfalls wie eine Bombe eingeschlagen, erinnert sich ClockStone-Gründer Michael Schiestl. Mit den Einnahmen habe man gerade die Kosten decken können, wobei das Kernteam damals sogar unentgeltlich gearbeitet habe. Allerdings habe sein Unternehmen so ein Referenz-Produkt gehabt und so weitere Kunden finden können.

Michael Schiestl
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Michael Schiestl

In den folgenden Jahren habe das Unternehmen diverse Aufträge angenommen um zu überleben. Da habe man gewusst, dass es eine schwierige Branche mit viel Konkurrenz und viel Druck sei, sagt Schiestl. „2012 hatten wir dann viel Glück und entwickelten das Computerspiel Bridge Constructor, das vor allem auf Handys sehr erfolgreich war. Wir hatten damals Unterstützung durch Apple, die das Spiel im Store präsent gezeigt hatten, entsprechend viele Leute haben das Spiel dann auch gekauft.“

„Firma steht jetzt solide da“

Mit dem Erfolg habe zunächst niemand gerechnet. Er und sein Team seien kurz zuvor in einer Phase gewesen, in der die Überlegung da gewesen sei, ob das dauerhaft überhaupt Sinn mache. Doch seit dem Erfolg des Bridge Constructor-Spiels stehe die Firma solide da, sagt Michael Schiestl.

Clockstone Studio habe derzeit elf Mitarbeiter und beim Umsatz die Millionen-Euro-Grenze überschritten, informiert Schiestl.

Türöffner für Nachfolgeprojekte

Dieses Konstruktionsspiel sei eine Art Türöffner zu Nachfolgeprojekten gewesen. So sei es auch zu erklären, dass sie später für LEGO ausgewählt wurden, ein Computerspiel entwickeln zu dürfen – das LEGO Bricktales. An diesem Spiel hätte sein Team rund drei Jahre gearbeitet, sagt Michael Schiestl.

Ausschnitt aus LEGO Bricktales

Für ihr Spiel erhielten die Innsbrucker im Vorjahr beim Deutschen Entwicklerpreis Auszeichnungen in gleich mehreren Kategorien: „Bestes Casual Game“, „Bestes Gamedesign“ und „Beste Grafik“.

„Spiel muss zum Weiterspielen anregen“

Man könne den möglichen Erfolg oder auch den eventuellen Misserfolg eines Computerspiels nicht vorhersagen, sind sich Mautner und Schiestl einig. Dabei seien viele Kriterien entscheidend, die einfach nicht planbar seien.

Ein Spiel müsse optisch ansprechend sein und technisch stabil laufen, sagt Mautner. „Es muss ein interessantes Gameplay haben, damit der Spieler dazu motiviert wird weiterzuspielen. Wenn man es nur einmal spielt und dann links liegen lässt, ist das nicht so gut.“ Außerdem sei die Vermarktung wichtig. „Es kann das tollste Spiel der Welt sein, wenn es nur zehn Leute spielen, wird es finanziell nicht erfolgreich sein.“

Ausschnitt aus Bus Simulator 21

10.000 verkaufte Spiele für finanziellen Erfolg viel zu wenig

Neben viel Herzblut und Schweiß muss in ein Spiel auch viel Geld und Arbeitszeit investiert werden. Beim Bus Simulator 21 habe die Entwicklungsphase knapp 2,5 Jahre gedauert. Je nach Projektphase seien zehn bis 20 Mitarbeiter beschäftigt gewesen, erklärt Julian Mautner: „10.000 verkaufte Spiele sind für den finanziellen Erfolg nicht genug. Beim Bus Simulator reden wir von deutlich über einer halben Million.“

Demnächst bringen die stillalive Studios ihr nächstes Spiel auf den Markt. Bei Garden Life geht es darum, einen Garten zu kultivieren. Spieler sollen Pflanzen einsetzen, gießen und für ihr Wachstum sorgen, Blumen sollen blühen. „Am Ende geht es darum, einen richtig schönen Garten zu haben“, sagt Mautner und hofft auf den nächsten Erfolg seiner Spielschmiede.

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Szene aus Computerspiel
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Mann spielt Computerspiel
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Michael Schiestl
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Michael Schiestl ist Gründer und Geschäftsführer von ClockStone
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Das Action-Rollenspiel „Avencast – Rise of the Mage“ wurde 2007 von ClockStone entwickelt
Zeilen aus Computerprogrammierung
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Der Geschäftsführer von Clockstone Studio, Michael Schiestl, betrachtet die stillalive Studios nicht als Konkurrenz, da sie andere Computerspiele entwickeln würden: „Es ist eher so, dass es nützlich ist, wenn man auch Leute mit gleicher Expertise um die Ecke hat, und wo es auch einen Austausch gibt. Also ich empfinde das als positiv und nicht als Konkurrenz.“

Innsbruck punktet als Standort mit hoher Lebensqualität

Die Förderungen seien in Österreich und Innsbruck nicht besonders gut, sagt Schiestl. Beispielsweise in Deutschland sei die Situation für die Spiele-Industrie viel besser, erklärt Schiestl. Daher sei es in Innsbruck mitunter schwierig, gute Mitarbeiter zu finden. „Aber wenn sie einmal in Innsbruck sind, dann schätzen sie die Lebensqualität und wollen auch nicht so schnell wieder weg.“