Eine Frau erhält eine Spritze
APA/HELMUT FOHRINGER
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Gesundheit

Schizophrenie: Spritze als Pillen-Alternative

Eine Studie unter der Leitung des Rektors der MedUni Innsbruck hat Depot-Injektionen zur Therapie von Schizophrenie untersucht. Unterschiede zur Behandlung mit Antipsychotika sind dabei kaum festgestellt worden.

Für das belastbare Datenmaterial der Studie inkludierte man im Zeitraum von 2015 bis 2020 über 500 Schizophreniepatientinnen und -patienten. Sie wurden in 15 europäischen Ländern und Israel jeweils eineinhalb Jahre begleitet. Ihnen wurden je zur Hälfte im Zufallsverfahren orale Antipsychotika oder eine Depot-Medikation verabreicht. Bei ersterer Methode mussten die Medikamente täglich eingenommen werden, im zweiteren Fall kam einmal im Monat die sogenannte „Depotspritze“ zum Einsatz, die das Medikament über einen längeren Zeitraum langsam im Körper ausschüttet.

Wolfgang Fleischhacker, Rektor der Medizinischen Universität Innsbruck
MedUni / Lackner
Wolfgang Fleischhacker

Die „landläufige Annahme“, dass die „Depotspritze“ weniger abgebrochene Behandlungen zur Folge habe, habe sich nach Studienabschluss und Auswertung der Daten nicht bestätigt, so der Rektor der Medizinischen Universität Innsbruck, der die Studie leitete. „Es gab im Durchschnitt keine signifikanten Unterschiede zwischen den beiden Ansätzen“, sagte Fleischhacker im APA-Gespräch. Die grundlegende Frage der Forschungsarbeit sei gewesen, welche Methode welche Abbruchrate nach sich ziehe, sagte Fleischhacker, der viele Jahre die Innsbrucker Universitätsklinik für Psychiatrie leitete.

Mangelnde Wirksamkeit offenbar kein Thema

Lediglich bei den Gründen für die Abbrüche, die die Patienten angeben mussten, sei es laut Fleischhacker zu einer beachtenswerten Abweichung gekommen. „Die Patienten, die statt Gründen wie mangelnde Wirksamkeit oder mangelnde Verträglichkeit den Bereich Sonstige Gründe auswählten, stachen aus dem Schnitt heraus“, erläuterte der Rektor. Dort habe sich schließlich ein „signifikanter Vorteil der Depotmedikation“ gezeigt.

Zu diesen „Sonstigen Gründen“ zählte beispielsweise das Nichterscheinen zu Untersuchungsterminen, die Weigerung der Patienten, weiter an den Untersuchungen teilzunehmen oder auch die Einstellung von Patienten zur Therapie. Daraus ließe sich ableiten, dass individuelle Patientenmerkmale künftig bei der Wahl der Antipsychotika-Verabreichung noch stärker berücksichtigt werden sollten, konstatierte Fleischhacker.

Therapie soll individueller werden

Genauere Analysen zur Kategorie „Sonstige Gründe“ liefen aktuell noch. „Ich erwarte, dass wir in den nächsten Monaten genauere Ergebnisse und Erkenntnisse dazu haben“, merkte der Rektor an. Klar sei aber jetzt schon, dass damit ein wichtiger Schritt in Richtung „differenzierterem Therapiezugang“ einhergehen werde, so Fleischhacker.

Die „EULAST“-Studie ist bereits in der Fachzeitschrift „The Lancet Psychiatry“ erschienen. Zwei weitere Wissenschafter aus New York und Tel Aviv waren federführend an dieser beteiligt.