Seilbahnrinne in der Nordkette im Winter
Jan-Thomas Fischer/BFW
Jan-Thomas Fischer/BFW
Wissenschaft

Werkzeugkoffer für Lawinensimulationen

Die genaue Vorhersage von Lawinen spielt im Naturgefahrenmanagement eine wichtige Rolle. Mit einem „digitalen Werkzeugkoffer“ sollen künftig verlässliche Aussagen getroffen werden, wie weit Lawinen reichen und wie zerstörerisch sie sind.

Das Kooperationsprojekt „AvaFrame“, an dem die Sektion Tirol der Wildbach- und Lawinenverbauung und das Institut für Naturgefahren des Bundesforschungszentrums für Wald beteiligt ist, soll mit einem „digitalen Werkzeugkoffer“ den Bereich Lawinensimulation deutlich verbessern.

Mit dem Anfang des Jahres gestarteten Digital-Tool will man etwa verlässliche Aussagen darüber treffen, „wie weit Lawinen reichen können und wie zerstörerisch sie sein können“, hieß es am Freitag.

Neues Digital-Werkzeug ist „Open Source“

Der „Werkzeugkoffer“ setze sich aus zahlreichen Lawinenmodellen der letzten 20 Jahren zusammen. Das neue Digital-Werkzeug habe vor allem den entscheidenden Vorteil, dass es „Open Source“ sei, also für die Nutzer frei zugänglich und auch anpassbar, sagte Felix Oesterle, tätig im Fachbereich Lawinen der Wildbach- und Lawinenverbauung, bei einem Pressegespräch in Innsbruck. „Dadurch kann man beispielsweise auch auf aktuelle und anfallende Themen Bezug nehmen, etwa auf auftretende Nassschneelawinen“, fügte er hinzu.

Durch eine verbesserte und flexiblere Lawinensimulationen könne man schließlich wichtige Planungen für Sicherheitsmaßnahmen erstellen, sagte Projektleiter Gebhard Walter, Leiter der Sektion Tirol der Wildbach- und Lawinenverbauung. Außerdem sei „AvaFrame“ künftig eine wichtige Schnittstelle von „Praxis und Wissenschaft“.

Gebhard Walter
ORF
Gebhard Walter erwartet sich eine verbesserte und flexiblere Lawinensimulation

Ein Tool der nächsten Generation

Der „Werkzeugkoffer“ könne außerdem gut mit „komplexen Prozessen“ umgehen, konstatierte Jan-Thomas Fischer, Leiter des Instituts für Naturgefahren des Bundesforschungszentrums für Wald. Man habe es beim dem Tool definitiv mit der „nächsten Generation“ zu tun und könne sich damit etwa auch die wissenschaftliche Frage stellen, was „Lawinen angesichts des Klimawandels machen und wie sich verändern“, so Fischer.

Mit „AvaFrame“ sei aber noch lange nicht das Ende der Lawinensimulations-Fahnenstange erreicht, betonten die Experten unisono. Vielmehr wolle man das „Modell gemeinsam weiterentwickeln“, um in Zukunft „Modellparameter noch besser abbilden zu können“. Für das aktuelle Projekt wurden bereits 750.000 Euro in die Hand genommen.

Zahlreiche Tote bei Lawinenabgängen letzten Tagen

Lawinen waren zuletzt das beherrschende Thema in Tirol. Acht tödliche Lawinenunfälle ereigneten sich im Bundesland seit vergangenem Freitag, der Großteil davon am ersten Februarwochenende. Dabei hatte in Tirol verbreitet Lawinenwarnstufe vier geherrscht – also große Gefahr. Mittlerweile ging die Gefahr ein wenig zurück, nämlich auf Warnstufe 3.