Landtag
ORF
ORF
Politik

Landtag sucht Rezepte für Gesundheitswesen

Es kranke an vielen Stellen im Gesundheitssystem, so lautete die Kritik der Opposition am Donnerstag im Tiroler Landtag. Die Regierungskoalition warnte vor populistischer Panikmache, räumte aber auch Probleme ein.

Diese Probleme im heimischen Gesundheitssystem hatte die Liste Fritz in der aktuellen Stunde in den Mittelpunkt gestellt. Unbesetzte Kassenarztstellen, lange Wartezeiten auf Untersuchungen, verschobene Operationen, kam die Kritik der Opposition am Donnerstag im Landtag.

Liste Fritz: „Nicht immer nur Löcher stopfen“

Durch die Pandemie seien die Probleme noch stärker sichtbar geworden: Personalmangel, gesperrte Betten und Versorgungsengpässe, Wartezeiten für Arzttermine, zählte Liste-Fritz-Chefin Andrea Haselwanter-Schneider auf. Hier müsse die Landesregierung mit einem Kraftakt reagieren. „Ab wann wird das Wegschauen unterlassene Hilfeleistung?“, fragte sie.

Wenn sie Landeshauptfrau wäre und sehen würde, dass die Patientinnen und Patienten unterversorgt seien, dann müsste sie das Heft des Handelns in die Hand nehmen und nicht immer nur finanzielle Löcher stopfen. Fachärzte seien schließlich Mangelware und mittlerweile würden Spitzenmediziner den Standort Tirol verlassen, so Haselwanter-Schneider.

FPÖ fordert mehr Ausbildungsplätze

FPÖ-Landtagsabgeordneter Patrick Haslwanter sprach sich für mehr Ausbildungsplätze und mehr Lehrpraxen aus. Insgesamt stehe in Tirol der stationäre Bereich noch am besten da, sagte er. Doch auch hier gebe es Probleme: „Chronischer Personalmangel, Gangbetten, Medikamentenengpässe“. Die Politik müsse wesentlich mehr im Bereich Prävention tun, etwa betreffend Bewegung, Ernährung und psychischer Belastungen, vor allem für junge Menschen, forderte Patrick Haslwanter.

Grüne sehen Nachholbedarf bei chronisch Kranken

Die grüne Landtagsabgeordnete Petra Wohlfahrtstätter sah im System noch viel Luft nach oben. „Das System ist sehr gut bei der Behandlung akuter Erkrankungen, aber unser System ist schlecht bei der Behandlung und Betreuung von Menschen mit chronischen Erkrankungen“. Sie sprach sich für Gesundheitsförderung im Alltag und engere professionelle Zusammenarbeit aus. Sie hoffe, dass mit den Finanzausgleichsverhandlungen zwischen Bund und Ländern nun notwendige Strukturveränderungen einhergehen.

NEOS will Änderungen im Studiensystem

Der Hausarzt, der niedergelassene Spezialist, sei in Gefahr, kritisierte NEOS-Klubobmann Dominik Oberhofer. „Es ist eine absolute Mär in diesem Haus, dass wir heute zu wenig Ärzte haben.“ Im Jahr 1990 habe Tirol halb so viele Ärzte gehabt, heute würden so viele Menschen Medizin studieren wie nie zuvor.

„Aber das Problem ist, dass wir das Studium finanzieren und die Absolventen dann in die Schweiz gehen und dort Privatarzt werden“, meinte er. Daher sei er für nachgelagerte Studiengebühren. Das Studium solle nur dann kostenlos sein, wenn man zehn Jahre als Kassenarzt in Tirol arbeite.

SPÖ sieht breites Bekenntnis zum Gesundheitssystem

SPÖ-Klubobfrau Elisabeth Fleischanderl meinte, dass es im Tiroler Landtag wohl eine Mehrheit für ein solidarisches, öffentlich finanziertes Gesundheitssystem gebe. Aber sie räumte auch Problemfelder und Verbesserungspotenziale in einigen Bereichen ein. „Ohne Reformen wird es nicht gehen.“

Sie merkte an, dass Vieles von Bund und Österreichischer Gesundheitskasse (ÖGK) abhänge, das bedeute aber nicht, dass sich das Land nicht seiner Verantwortung stellen müsse. Oftmals sehe sie nämlich schon ein Zweiklassensystem vorherrschen.

ÖVP will Bedarf erneut prüfen

Nachdem es teils harsche Kritik von der Opposition an der Landesregierung gegeben hatte, rückte Gesundheitslandesrätin Cornelia Hagele (ÖVP) zur Verteidigung aus: „Mit diesen Aussagen verunsichern Sie die Menschen umso mehr. Ich stelle mich aber nicht hierher und sage, dass alles gut ist“.

Laut Hagele sind derzeit 222 Betten gesperrt – ein Anteil von 7,5 Prozent aller Betten in Tirol. Um mehr Menschen in Gesundheitsberufe zu bringen, werde derzeit eine Personalbedarfsanalyse durchgeführt, um anschließend maßgeschneiderte Ausbildungsplätze anbieten zu können. Für die Landesrätin stand jedoch außer Frage: „Wir müssen uns bemühen, die Präventionsausgaben nach oben zu bringen“.