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Chronik

Polizeiarchiv: Akten aus NS-Zeit aufgetaucht

Im Keller des Landespolizeiarchivs in Innsbruck sind durch Zufall Tausende Akten aus der NS-Zeit aufgetaucht. Sie entpuppten sich als äußerst wertvoll für die Aufarbeitung von Tirols NS-Vergangenheit. Mittlerweile sind über 7.000 Akten aus der Zeit 1938–1945 und danach erfasst.

Ein vierköpfiges Team arbeitet sich seit Monaten durch Aktenberge, die vor den Umbauarbeiten mehr oder weniger im Keller des Polizeiarchivs in Innsbruck unbeachtet verstaubten. Die Inhalte seien spannend, schockierend, bewegend, schildert Teamleiter Peter Hellensteiner.

Peter Hellensteiner
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Judenpogrom: Akten über Gestapo-Beamte

Es tauche in den Unterlagen sehr viel Negatives auf. „Es sind alle Akten dabei von Gestapo-Beamten, die am Judenpogrom in Innsbruck direkt beteiligt waren.“ Es seien dabei komplette Ermittlungsakten vorhanden, allerdings seien auch zahlreiche Akten dabei, deren Fälle noch nicht bekannt sind, so Hellensteiner.

Dokumentiert sind Verfolgungen, Hinrichtungen, Überwachungen, Details zum Lager Reichenau und Häftlingstransporte. Viele Schicksale bekommen nun neue Berührungspunkte in der Gegenwart.

Großes Interesse bei Angehörigen

Das Interesse nehme spürbar zu, sagt Hellensteiner. "Das hat jetzt damit begonnen, dass wir die Akten zum Teil freigeben für die Forschung. Und es kommen auch vermehrt Anfragen von Familien, die einfach wissen wollen, was der Urgroßvater im Krieg gemacht hat oder vielleicht doch nicht gemacht hat.

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Akten im Archiv waren nicht katalogisiert

Man habe natürlich gewusst, dass es das Archiv gibt, sagte Polizeidirektor Edelbert Kohler. In einem Teil des Raums seien Akten zu finden gewesen, die nicht erfasst und nicht katalogisiert waren. „Wir haben gesehen, dass da sehr, sehr beachtliche Fundstücke drinnen waren.“

Neu sind die Einblicke auf für Innenminister Gerhard Karner (ÖVP), der am Montag im Zuge seines Tirol-Besuchs einen Rundgang durch das Polizeiarchiv absolvierte. „Es geht darum, alles, was passiert ist, aufzunehmen und daraus zu lernen. Nicht im Sinne einer Verurteilung, sondern im Sinne einer Aufarbeitung dieser Geschichte. Das ist unsere gemeinsame Aufgabe.“

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Mittlerweile sind über 7.000 Akten über die Aufarbeitung der NS-Zeit erfasst. Die Daten sollen nach Projektabschluss auch dem Landes- und dem Stadtarchiv zur Verfügung gestellt werden.