Universität Innsbruck
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Bildung

Uni will alle sozialen Schichten ansprechen

Mehr als die Hälfte der Studierenden in Österreich haben Eltern mit Matura oder Hochschulabschluss. Haben Eltern nur die Pflichtschule abgeschlossen, gehen deren Kinder weit seltener auf eine Hochschule. An der Uni Innsbruck überlegt man nun, wie man hier gegensteuern kann.

Eine gute Ausbildung ist oft Grundlage für Karrieremöglichkeiten und somit auch für sozialen Aufstieg. Wer aus einer bildungsfernen Familie kommt, aus einem Umfeld mit weniger finanziellen Möglichkeiten oder wer Migrationshintergrund hat, studiert deutlich seltener an der Uni.

Betina Aumair, Autorin
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Autorin Betina Aumair

„Es wird gesagt, dass Österreich eine Leistungsgesellschaft sei. Es zähle die individuelle Leistung, und jede Person, die sich anstrenge, würde auch alles schaffen. Das stimmt nicht. De facto sind wir eine Erbgesellschaft. Bildung wird genauso vererbt wie Vermögen“, kritisiert Betina Aumair, eine der Autorinnen des Buches „Klassenreise“. In dem Buch wird anhand von elf Porträts dargestellt, wie die soziale Herkunft das Leben prägt.

Projekte wollen Unibetrieb näherbringen

Es gibt viele Gründe, weshalb Jugendliche aus bildungsfernen Schichten nicht studieren. Dazu kommt, dass sich der Bildungsweg bereits nach der Volksschule gabelt: in Richtung Gymnasium oder Neue Mittelschule. Die Uni Innsbruck versucht hier, Barrieren abzubauen, indem sie Klassen einlädt, sich den Unibetrieb hautnah anzuschauen, erzählt Florian Westreicher vom Projekt „Mittelschulen an der Universität“.

„Wir möchten die Berührungsängste abbauen, indem man die Uni kennenlernen kann und sieht, dass hier ganz normale Menschen arbeiten“, so Westreicher. Es seien Studierende aus unterschiedlichen Ländern und sozialen Schichten an der Uni, das könne jungen Menschen Perspektiven aufzeigen.

Möglichkeiten „begrenzt“

Auch das Projekt talentescout-tirol der Uni Innsbruck zielt darauf ab, Jugendliche, die als Erste in der Familie studieren möchten, bei der Aufnahme eines Studiums zu beraten und zu begleiten. Die Möglichkeiten der Uni seien dennoch begrenzt, vielmehr sei die Politik gefordert. Doch auch dort gäben oft Akademiker den Ton an, weshalb dann primär Politik für ebendiese Klasse gemacht werde, so Aumair. Es gebe deshalb noch viel zu tun, damit nicht ganzen Gesellschaftsschichten der Zugang zu Bildungschancen verschlossen bleibt.