Kitzbühel Totale
ORF
ORF
Wirtschaft

Ungewisse Zukunft für Kitzbühel-Tourismus

Der weltweit bekannte Skiort Kitzbühel liegt in einer Höhenlage, für die Klimaforscher in den nächsten Jahrzehnten zunehmenden Schneemangel voraussagen. Wenn es um die Zukunft des Tourismus geht, wollen die meisten Tourismustreibenden am Winterimage der Gamsstadt aber festhalten.

Ein weißes Band auf der grünen Wiese – das war in diesem Winter auch in Kitzbühel wochenlang das vorherrschende Bild. Und wenn es nach den Prognosen der Klimaforscher geht, könnte es ein Bild sein, dass es in den nächsten Jahren noch öfter zu sehen gibt.

Denn eine aktuelle Studie der Geosphere Austria prognostiziert schwierige Winter für die Höhenlagen, in denen auch Kitzbühel liegt. Demnach nimmt ohne wirksamen globalen Klimaschutz in den nächsten Jahrzehnten die jährliche Schneedecke auf 1000 Metern Höhe um 70 Prozent ab. Zwischen 1500 und 2500 Höhenmetern wird es um ein Viertel weniger Tage mit einer Natur-Schneedecke geben. Es ist eine langfristige Prognose, die die Verantwortlichen und Tourismustreibenden in Kitzbühel aber schon heute beschäftigt.

Kitzbühel Piste grüne Wiese Schneeband
ORF Tirol
So sah die Skipiste bis vor kurzem in Kitzbühel aus.

Klimasorgen bestehen

Kitzbühels Bergbahn-Chef Anton Bodner räumt im Gespräch mit dem ORF Tirol Klimasorgen ein. Für die nächsten 30 bis 40 Jahre sieht er aber kein Problem: „Wir bieten zurzeit acht Talabfahrten an. Da wird sich irgendwann vielleicht schon die Frage stellen, wenn es noch technisch möglich ist, ob es wirtschaftlich vernünftig ist, all diesen Abfahrten anzubieten.“

Eine dieser Talabfahrten ist die berühmte Streif. Wenn dieser Tage die ganze Welt dorthin blickt, dann sehen die Zuschauer auch eine pickelharte Rennstrecke. Bei den Verantwortlichen des Hahnenkammrennens will man Diskussionen über den Schneemangel lieber nicht mehr hören, sagt Skiclub-Chef und Rennorganisator Michael Huber: „Das Thema, dass Kitzbühel eigentlich sehr ungünstig liegt, zieht sich über die letzten hundert Jahre durch. Ich bin kein Wissenschaftler, der die Zukunft vorhersagen kann. Ich weiß nur als Organisator, dass wir in den letzten Jahren eher mit zu viel Schnee zu kämpfen hatten als mit zu wenig.“

Streif michael Huber
ORF Tirol
Michael Huber zeigt ORF Tirol-Redakteurin Sybille Brunner die pickelharte Streif.

Sommertourismus als Zukunftsmodell?

Ein paar Meter weiter im Rasmushof sieht man die Situation realistisch. Hotelierin und Gastwirtin Signe Reisch: „Wir haben eine ganz große Chance für 365 Tage Tourismus. Der Sommer ist dabei sicher die große Zukunft, wo noch sehr viel Luft nach oben ist.“

Signe Reisch Rassmushof Kitzbühel
ORF Tirol
Signe Reisch (rechts)

Über Kitz als Wintermarke geht aber auch für die ehemalige Tourismusobfrau gar nichts. Wenn man will, dass der Tourismus, die Wirtschaft und der Wintersport als Steckenpferd Kitzbühels rund läuft, führe auch in Zukunft kein Weg an technischer Beschneiung vorbei: „Das ist essentiell und unbestritten. Und das ist mit Kosten und Energie verbunden.“

Spagat zwischen Erfolgsmodellen und künftigen Realitäten

Es gibt aber auch noch das andere Kitzbühel, abseits vom großen Skigebiet und dem dort herrschenden Trubel. Auf der Bichlalm ist vor sieben Jahren aus einer Almhütte ein 14-Zimmer Hotel entstanden. Der 35-jährige Chef Niko Gasteiger geht andere Wege in Kitz. „Man merkt das auch bei den Gästen, die wollen schon etwas anderes“, ist er überzeugt. Die Prognose für Kitzbühel im Generellen sieht er optimistisch: „Man sieht natürlich, wie es ist, wenn wie in diesem Jahr der Schnee aussetzt. Aber sie kriegen es immer irgendwie hin, machen es immer irgendwie möglich. Kitzbühel ist Kitzbühel. Das wird immer einen speziellen Platz und spezielle Gäste haben.“

Bichlalm Kitzbühel
ORF Tirol
Auf der Bichlalm in Kitzbühel geht der Chef andere Wege.

Kitzbühel steht trotz allem vor einem Spagat zwischen bewährten Erfolgsmodellen und künftigen Realitäten, der, glaubt man den Prognosen, früher oder später bewältigt werden muss.