Lotse (von hinten) weist Flugzeug (im Hintergrund) ein
Flughafen Friedrichshafen
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Wirtschaft

Flugreisen: Hörl verlangt CO2-Ausweisung

Seilbahnen-Chef und ÖVP-Tourismussprecher, Abg. Franz Hörl, lässt nach seinem Vorstoß für eine Sondersteuer für die Bewerbung „besonders umweltschädlicher Urlaubsformen“ wie Flugreisen und Kreuzfahrten oder für ein Werbeverbot nicht locker. Zustimmung zu Hörls Forderung gibt es mittlerweile auch von grüner Seite.

Die Flug- und Kreuzfahrtbranchen müssen nun „Fakten und Daten auf den Tisch“ legen, so Hörl. Es brauche „seriöse und verlässliche Daten“ dieser Reiseformen, sagte Hörl im APA-Gespräch, der erneut eine CO2-Ausweisung ins Spiel brachte.

Forderung nach „verlässlichen Zahlen“

Für eine solche CO2-Ausweisung bzw. „Kategorisierung“ brauche es – „wenn wir das Thema Klimawandel und Ressourcenschonung ernsthaft diskutieren möchten“ – eben diese „seriösen und verlässlichen Daten“ und Zahlen. Die Seilbahnen würden diese im Gegensatz dazu bereits jetzt „sehr transparent“ kommunizieren, betonte Hörl, der mit seinen erhobenen Forderungen am Montag mächtig Staub aufgewirbelt hatte. Flug- und Kreuzfahrtverkehr würden hingegen momentan „gekonnt in Deckung gehen“.

Charterflugzeug hebt ab
ORF
NR Franz Hörl verlangt Flugreisen auf ihren CO2-Fußabdruck zu untersuchen

Kennzeichnung wie bei Lebensmitteln

„Was bei Lebensmitteln und Elektrogeräten via Ampelkennzeichnung oder bei Kleidung möglich ist, muss auch im Tourismus möglich sein: Die Kunden müssen wissen, was drinsteckt und welche Auswirkungen auf die Umwelt mit der Wahl des Urlaubes verbunden sind“, erklärte der Zillertaler Hotelier und ÖVP-Nationalratsabgeordnete. Man dürfe zudem ja auch nicht vergessen, dass ohnedies „große Veränderungen – siehe etwa EU-Taxonomie oder Lieferkettengesetz – auf uns zukommen“, die genau in diese Richtung gehen würden, so Hörl. „Dem werden wir uns also ohnedies stellen müssen. Und da bin ich lieber proaktiv und vorbereitet als überrascht und überfordert“, legte der Nationalratsabgeordnete und Tiroler ÖVP-Wirtschaftsbund-Chef seine Marschroute fest.

Winterurlaub verursache nur ein Fünftel an Schadstoffen

Der oberste Seilbahnen-Vertreter hat jedenfalls keinen Zweifel, wer klimatechnisch bei einer solchen Kennzeichnung gut aussteigen wird: „Ich bin davon überzeugt, dass der Urlaub in den österreichischen Alpen – egal ob Winter oder Sommer – als Spitzenreiter einer solchen Kategorisierung hervorgehen würde.“ Vom Umweltbundesamt habe man bestätigt bekommen, wie gut ein Skiurlaub in Österreich im Vergleich etwa zu einer Autoreise an die Adria oder einer Flugreise nach Mallorca abschneidet. Eine Woche Skiurlaub hierzulande mache in puncto Treibhausgasemissionen nur „21 Prozent einer Flugreise nach Spanien“ aus, reise man mit dem Zug an, komme man auf gar nur 13 Prozent.

Gondel Lift und Liftstütze mit Berg und blauem Himmer
APA/BARBARA GINDL
Winterurlaub würde wesentlich weniger umweltschädlich sein als eine Fernreise, so Hörl

Hörl für „Augenmaß und Fairness“

„Es frustriert mich, dass man, wenn es um den CO2-Fußabdruck geht, ausschließlich über den Wintertourismus diskutiert“, erklärte Hörl. Dabei habe dieser nachweislich nur einen geringen, andere mit einem wesentlich größeren CO2-Fußabdruck würden hingegen außer Acht gelassen. Die Seilbahnen und der gesamte Wintertourismus leisten in Sachen Energie „vorbildhafte Arbeit“: „0,9 Prozent am gesamten österreichischen Energieverbrauch sprechen da eine klare Sprache. Als Vertreter einer standortrelevanten Branche stelle ich mich hier schützend und richtigstellend nach vorne und verlange nichts mehr als Augenmaß und Fairness.“

Und Hörl sparte erneut nicht mit Kritik an der medialen (Klima-)Berichterstattung: „Ich bin überzeugt, dass die teils faktenbefreite Kritik und das Lechzen nach Bildern von grün umrahmten Skipisten in den vergangenen Wochen einen erheblichen Schaden angerichtet haben.“

Diskussion in Gang gebracht

Bei seiner Forderung nach einem Werbeverbot für besonders schädliche Urlaubsformen wie Flugreisen, etwa für Städtetrips, habe es sich zwar um eine „zugespitzte Darstellung bzw. Formulierung“ gehandelt, er stehe aber dazu, was er gesagt habe. Die Diskussion sei angestoßen worden. Die teils scharfe öffentliche Kritik und Debatte habe ihn zwar überrascht, aber: „Es scheint, dass ein wunder Punkt getroffen wurde.“

Wenige kommen mit Flieger nach Tirol

Zur vielfach geäußerten Kritik, dass schließlich auch viele Österreich- bzw. Tirol-Gäste zunächst per Flieger in die Skigebiete reisen, konterte Hörl: Die per Flugzeug anreisenden Gäste nach Tirol machen nur einen mittleren einstelligen Prozentsatz aus. „Trotzdem müssen wir die umweltfreundliche Anreise vom Heimatort bis zum Hotel noch umfangreicher ausbauen“, sah er auch hier Handlungsbedarf. Die An- und Abreise sei hier „der größte Hebel, um noch sparsamer und umweltschonender zu werden“. „Der Weg kann nur über die möglichst erfolgreiche Umverteilung der Verkehrsströme in Richtung Bahn führen. Das ist uns schon lange bewusst und genau in diese Richtung arbeiten wir auch“, schloss der Seilbahnen-Obmann in der Wirtschaftskammer.

LH Mattle (ÖVP) gibt Hörl recht

Tirols Landeshauptmann Anton Mattle (ÖVP) hatte am Dienstag nach Hörls Vorstößen gemeint: „Alles kann man diskutieren.“ Er merkte allerdings an: „Urlauben und Reisen ist etwas, was die Gesellschaft will.“ Hörl sei eben dafür bekannt, dass er immer zuspitze. Mattle erklärte, dass die An- und Abreise stets für den größten ökologischen Fußabdruck verantwortlich sei. „Das Reisen in die Alpen, um Wintersport zu betreiben, hinterlässt einen wesentlich kleineren ökologischen Fußabdruck als ein Flug in eine Urlaubsdestination“, gab der Landeschef in diesem Punkt allerdings Hörl recht.

Zustimmung von grüner Seite

Die grüne Tourismussprecherin Barbara Neßler nannte den Vorstoß von Hörl „begrüßenswert“. Sie werde auf Hörl zugehen und einen ehestmöglichen Gesprächstermin anbieten. Hörls Forderung nach einer Verbesserung der touristischen Datenlage könne sie auch etwas abgewinnen, so Neßler. Dies müsse aber für die gesamte Branche gelten.

Es brauche neue Kennzahlen zur Erfolgsmessung im Tourismus, so Neßler, die eine alleinige Orientierung an den Nächtigungszahlen kritisiert. „Diese Zahlen sagen uns aber weder, wie viel Wertschöpfung in der Region bleibt, noch geben sie Auskunft über die CO2-Bilanz“, Zahlen zum Reiseverhalten könnten schnell und unkompliziert über das Gästeblatt erfasst werden, so Neßler. Dafür brauche es ein Tourismuskompetenzzentrum auf Bundesebene. Was ein Werbeverbot von Billigflügen betrifft, zeigt sich Neßler gesprächsbereit, „ich bezweifle aber, dass Abgeordneter Hörl damit in seiner eigenen Partei durchkommt".