Augenärztin untersucht einen Patienten
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Wirtschaft

Hohe Hürden für ausländische Fachkräfte

In limitierten Berufen müssen Fachkräfte wie Ärztinnen und Pfleger aus dem Ausland ihre Ausbildung in einer Nostrifizierung anerkennen lassen. In Österreich ist das sehr aufwändig. Viele bleiben darum in Berufen weit unter ihrem eigentlichen Bildungsniveau.

Jährlich kommen gut ausgebildete Fachkräfte aus dem Ausland nach Tirol. Limitierte Berufe wie Pflegerinnen oder Ärzte müssen ihre Ausbildung in einer sogenannten Nostrifizierung anerkennen lassen. Dieser Prozess ist meist mit hohen Kosten, vielen Prüfungen und Bürokratie verbunden.

Großteil unter dem Ausbildungsniveau beschäftigt

Die Anerkennung ist in Österreich im Vergleich zu anderen Ländern langwieriger und komplizierter. In Deutschland arbeiten diese Menschen beispielsweise von Beginn an in ihrem Berufsfeld. In Österreich hingegen können sich Menschen das Anerkennungsverfahren oft gar nicht leisten und bleiben deshalb in Berufen unter ihrem Ausbildungsniveau stecken. Die Anerkennungsstelle beim Zemit (Mensch & Migration im Zentrum) in Tirol zählte in diesem Jahr 878 Klientinnen und Klienten.

Ärzte anonymisiert vor der Klinik in Innsbruck
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Zum Beispiel in Deutschland arbeiten Fachkräfte aus dem Ausland bereits von Beginn an in ihrem Berufsfeld

Der Großteil davon hatte eine höhere Ausbildung. Etwas mehr als 700 davon waren aber entweder gar nicht, nur geringfügig oder überhaupt weit unter ihrem Ausbildungsniveau angestellt. „Die Beschäftigung unter dem Ausbildungsniveau ist ein trügerischer Ausweg. Häufig kommt es dabei zu einer Dequalifizierungsspirale, der schwer wieder zu entkommen ist, mit entsprechenden Lohn- und Motivationseinbußen. Außerdem bleiben dadurch wertvolle Qualifikationen ungenützt“, hieß es von Seiten des Zemit.

Chancen für den Arbeitsmarkt

Speziell Menschen auf der Flucht können sich den Prozess einer Nostrifizierung oft nicht leisten – für einen Aufenthaltstitel brauche es nämlich den Nachweis über ein Mindesteinkommen. Laut den Anerkennungsstellen würde es darum Sinn machen, dass die Anerkennung von Bildungsabschlüssen bereits vor Arbeitsaufnahme möglich ist. Auch beim Zemit zeigte man sich davon überzeugt, dass durch ausbildungsadäquate Anstellungen der Arbeitskräftemangel „in qualifizierten und unqualifizierten Bereichen teilweise durch Migration ausgeglichen werden kann.“

2022 viele Frauen aus der Ukraine

Heuer ließen sich viele Frauen aus der Ukraine bei der Anerkennungsstelle in Tirol beraten. 2021 lag die Zahl der ukrainischen Klientinnen und Klienten noch im einstelligen Bereich. Zwischen Jänner und Ende November 2022 wurden sie mit 167 Menschen zur stärksten Gruppe beim Zemit, gefolgt von 115 Personen aus Syrien und 67 Menschen aus der Türkei.