Die Forschungsgruppe von ParityQC-Mitgründer Wolfgang Lechner am Institut für Theoretische Physik der Universität Innsbruck
Fitsch
Fitsch
Wissenschaft

Campus Technik: Technologiezentrum geplant

Am Innsbrucker Campus Technik soll ein Technologiezentrum entstehen. Dies kündigten Tirols Landeshauptmann Anton Mattle (ÖVP) und der Rektor der Universität Tilmann Märk bei einer Pressekonferenz am Freitag an.

In unmittelbarer Nähe zur Universität soll sich eine Mischung aus jungen Start-ups und etablierten Unternehmen ansiedeln, umriss Mattle die Pläne.
Rektor Tilman Märk nahm eine Erfolgsmeldung der 2020 als Spin-Off-Unternehmen der Uni gegründeten Quantenarchitekturfirma ParityQC zum Anlass, um auf die federführende Rolle seiner Institution beim Transfer von Wissen in Wirtschaft und Gesellschaft hinzuweisen. ParityQC hatte sich kürzlich im weltweiten Ringen um einen Auftrag zum Bau von Quantencomputern für das Deutsche Luft- und Raumfahrtzentrum (DLR) durchgesetzt. Landeshauptmann Anton Mattle gratulierte der Universität Innsbruck, dass man hier das Potenzial rechtzeitig erkannt habe, und es gelungen sei, universitäres Wissen mit wirtschaftlichem Erfolg zu verknüpfen.

Uni-Holding an 21 Unternehmen beteiligt

Unternehmertum würde an der Universität Innsbruck stimuliert und forciert, unterstrich Märk. Dass sich der Universitätsstandort Innsbruck bzw. Tirol zum erfolgreichen Wissensproduzenten entwickelt habe, würden auch Studien des Instituts für Höhere Studien (IHS) und der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) belegen, hielt Märk fest. Bereits im Jahr 2008 sei eine Beteiligungsgesellschaft gegründet worden, welche Neugründungen begleite und den Unternehmen ein aktives Beteiligungsmanagement biete, erklärte der Rektor. Aktuell sei die Uni-Holding an 21 Unternehmen beteiligt, die zusammen fast 200 Arbeitsplätze geschaffen hätten und Umsätze in Millionenhöhe generierten. Das Portfolio umfasse Firmen aus den Bereichen Chemie, Ökologie, Digitalisierung, Finanzen, Textiltechnologie und Bautechnik.

Barbara Thaler, Tilmann Märk, Wolfgang Lechner, Magdalena Hauser und Anton Mattle (v.l.)
Uni Innsbruck
Barbara Thaler, Tilmann Märk, Wolfgang Lechner, Magdalena Hauser und Anton Mattle (v.l.)

Jüngst seien mit der Parity Quantum Computing GmbH (ParityQC) und Alpine Quantum Technologies (AGT) zwei Unternehmen hinzugekommen, die Know-how aus der Grundlagenforschung nützen, um Quantencomputer zu entwickeln. Die beiden ebenfalls bei der Pressekonferenz anwesenden Gründer und Geschäftsführer von ParityQC berichteten von dem an Land gezogenen Großauftrag. In den nächsten vier Jahren werde man unter anderem gemeinsam mit dem Chiphersteller NXP und der deutschen Firma eleQtron Teile des insgesamt 208,5 Mio. Euro schweren Auftrages abwickeln.

Lechner: „Weltweit einzigartiges Angebot“

Die Quantenarchitekturfirma beliefert Hard- und Softwarehersteller mit Bauplänen, Betriebssystemen und Algorithmen für Quantencomputer. „Damit sind wir unabhängig sowohl von der Plattform als auch der Methode, die angewandt wird“, sagte CEO Wolfgang Lechner. Lechner hatte die Erfindung, die 2015 patentiert wurde und durch ParityQC nun vermarktet wird, an der Universität Innsbruck mitentwickelt. Mit einem „weltweit einzigartigen Angebot“ könne man das Risiko sehr gut streuen, erklärte Lechner. Heute sei noch nicht absehbar, welche Technologie sich durchsetzen werde.

Hauser: „Wertschöpfung in Tirol und Europa halten“

„Wir tragen Technologie in die Welt hinaus, während wir die Wertschöpfung hier in Tirol und Europa halten können“, führte CEO Magdalena Hauser die Bedeutung des Großauftrags aus. Jener sei in seiner Größe einzigartig und erinnere an die Anfänge des Silicon Valley, wo genauso frühzeitig Aufträge für Computer durch die NASA vergeben wurden, so die beiden Unternehmer.

EU-Abg. Barbara Thaler (ÖVP) sprach von einem „Glück, dieses Know-how vor Ort zu haben“ und von einer daraus entwachsenen „Pflicht, euch zu unterstützen“. Außerdem nahm sie Bezug auf die digitalen Ziele für Europa, die unter anderem im Rahmen der „digitalen Dekade“ oder dem „digitalen Kompass 2030“ festgeschrieben wurden.