Der warme Frühling führte in Tirol auch zu einer frühen Blüte. Dank Frostschutzberegnung konnten größere Ausfälle in Frostnächten verhindert werden, teilte die Landwirtschaftskammer anlässlich des „Tags des Apfels“ am Freitag mit. Unter dem Strich konnten heuer rund 3.500 Tonnen Äpfel in Tirol geerntet werden. Laut Kammer sorgten deutliche Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht in den Wochen vor der Ernte für ein intensives Aroma.
Die Erntemenge habe sich zuletzt ganz leicht erhöht. Das hängt auch mit etwas ausgeweiteten Anbauflächen zusammen, so Wendelin Juen, Fachbereichsleiter in der Landwirtschaftskammer. Jedes Jahr würden hier Apfelbäume dazukommen, allerdings nicht im großen Stil. Man müsse im Gegenzug auch darauf achten, dass die entsprechenden Absatzmöglichkeiten bestehen.
20 Prozent der Apfelernte in Tirol seien bereits in Bio-Qualität. Dafür gebe es im eigenen Land zwar durchaus Abnehmer, ein Teil der Bio-Äpfel müsse allerdings außerhalb verkauft werden, erklärt Juen. Insgesamt wird der Bedarf an Äpfeln in Tirol bisher aber nur zu 15 Prozent mit heimischen Früchten gedeckt.
Absatz über neue Direktvermarktungs-Kanäle
Der Verkauf der heimischen Äpfel erfolgt über den Lebensmittelhandel und in sehr großem Maß auch über die Direktvermarktung, wobei ein Teil der Äpfel auch zu Saft und Schnaps verarbeitet werden. In der Direktvermarktung hat sich laut Juen in den vergangenen Jahren neben dem Ab-Hof-Verkauf und Bauernmärkten eine Reihe neuer Verkaufskanäle etabliert. Lieferkisten, Selbstbedienungsläden oder Verkaufsautomaten hätten in der Coronavirus-Pandemie ein zusätzlichen Schub bekommen.
Klimawandel gibt mehr Apfelsorten eine Chance
Wurden in der Vergangenheit in Tirol praktisch nur früher reifende Sorten angebaut, hat der Klimawandel laut dem Obstbauexperten dazu geführt, dass inzwischen mehr Apfelsorten in Frage kommen. Die im langjährigen Vergleich überdurchschnittlichen Temperaturen haben heuer bereits zu einem sehr frühen Erntebeginn geführt. Andererseits bringen höhere Temperaturen auch die Gefahr, dass sich neue Schädlinge in Tirol ausbreiten, für die es früher hier zu kalt war.
In Tirol wird auf mehr als 200 Hektar Fläche Obstbau betrieben, von rund 80 Familienbetrieben im Haupt- oder Nebenerwerb. Die Hauptanbaugebiete liegen im Inntal von Breitenbach im Unterland bis nach Stanz und Prutz im Westen des Landes sowie im Lienzer Becken. Äpfel machen den Hauptanteil im Obst- und Beerenanbau aus. Auf sie entfallen fast drei Viertel des Ertrags. Dahinter folgen Erdbeeren mit rund 520 Tonnen jährlich.