Thaur
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Landwirtschaft

Glashaus-Megaprojekt spaltet Gemeinde

Gemüsebauern in Thaur wollen um 45 Millionen Euro 15 Hektar Ackerland mit Glashäusern einhausen, hinzu kommen Photovoltaik- und Windkraftanlagen. Man wolle damit Versorgungssicherheit gewährleisten, heißt es. Der Bürgermeister schüttelt den Kopf, die Grünen sehen den Versuch einer Gewinnmaximierung.

Das Projekt heißt „Energiepark Thaurer Felder“, kostet 45 Millionen Euro und ist von enormer Größe: Die Wassergenossenschaft Absam-Thaur will zwischen Innsbruck und Hall eine Fläche von 15 Hektar mit Glashäusern verbauen und dazu eine Photovoltaik- und zwei Windkraftanlagen errichten. 15 Hektar entsprechen etwa 21 Fußballfeldern.

Der Energiepark garantiere Sicherheit in der Lebensmittelversorgung und sei ein Beitrag zur Produktion von umweltschonender Energie, sagte Genossenschaftsgeschäftsführer Josef Plank.

Für Bürgermeister kaum vorstellbar

Der Thaurer Bürgermeister, Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Walser (ÖVP), kann sich eine Genehmigung in dieser Dimension kaum vorstellen. Zudem hätten die geplanten Windräder eine Höhe von 165 Metern – das sei ein Mehrfaches des Thaurer Kirchturms. „Solche Dimensionen gibt es im Inntal nicht“, so Walser.

Feld bei Thaur
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Mit den Glashäusern mit PV-Anlagen könne man künftig fast ganzjährig Gemüseanbau betreiben, heißt es

Plank: Gemüseanbau ein Nebennutzen

Josef Plank, Geschäftsführer der Wassergenossenschaft, entgegnet, dass es primär um Energiegewinnung gehe, der Gemüseanbau sei dabei ein Nebennutzen. Thaur und Absam haben 500 Hektar Gemüseanbaufläche. Diese müsse bewässert werden, und das brauche Strom.

Der Energiepreis habe sich in den letzten drei Jahren versechsfacht, so Plank: „Wenn wir genügend Energie hätten bzw. der Preis normal wäre, müssten wir uns über dieses Projekt keine Gedanken machen. Aber wir müssen unseren Arbeitsplatz erhalten, damit wir auch in Zukunft Gemüse produzieren können.“ Der Mehrertrag läge beim Doppelten bis Dreifachen, da mit der Überdachung die Vegetationsdauer verlängert wird und man so im Herbst und im Frühjahr anbauen könne, so Plank.

Glashaus-Megaprojekt spaltet Gemeinde

Grüne: Andere Flächen für PV-Anlagen nutzen

Josef Bertsch von den Thaurer Grünen sieht in diesem Projekt mehr das Streben nach Gewinnmaximierung und nicht nach Energiegewinnung. Er fürchtet, dass das Beispiel Schule macht und bald auch andere Gemeinden in der Inntalfurche betreffen könnte. Zudem fragt er sich, warum es weitere Bodenversiegelung für Photovoltaikanlagen brauche und dafür nicht beispielsweise die Dachflächen im Gewerbegebiet von Rum genutzt werden.

Die Bauern wollen das Projekt beim Land einreichen, da es sich um Energieerzeugung handle. Ziel des Landes sei es ja, bis 2050 energieautonom zu werden. Zuständig ist Energie- und Agrarlandesrat Josef Geisler (ÖVP), neuerdings auch verantwortlich für die Raumordnung. Dieses Projekt könnte seine Nagelprobe werden.