In Einzelgesprächen und Gruppen entwickeln die Teilnehmenden z. B. Medienkompetenz: Dabei wird anhand des eigenen Social-Media-Verhaltens über Algorithmen, Filterblasen und Trolle aufgeklärt. Dazu kommen Informationen über Rechercheseiten wie Mimikama und Seiten zum Erkennen von Bildmanipulation, die zeigen, in welchen unterschiedlichen Kontexten ein- und dasselbe Bild verwendet wurde und wird.
Dorothea Loske entwickelte Verein Neustart in Innsbruck hat das Programm mit. Die Teilnehmenden, berichtet sie, reagieren sehr interessiert und aufgeschlossen auf diese Inhalte.
Normverdeutlichung und Perspektivenwechsel
Thematisiert wird weiters, gegen welches Gesetz konkret verstoßen wurde. „Wie lautet der Gesetzestext, und was bedeutet er“, schildert Loske. Hier gebe es anfangs oft kaum Problembewusstsein.
Im Anschluss an Vorträge von Richterinnen und Richtern wird in Kleingruppen mit konkreten Beispielen gearbeitet, bei denen die Teilnehmenden selbst beurteilen müssen, ob dieses oder jenes Posting strafbar wäre oder nicht.
Ein weiterer Fokus von Dialog statt Hass widmet sich der Perspektive der Opfer sowie dem Bewusstsein von Folgen von Verhetzung auf das Leben Betroffener. Wer verstanden hat, wie er oder sie gezielt zu aggressiven Kommentaren provoziert wurde, ist künftig weniger gefährdet.
Selbsttest: „Würde ich das jemandem ins Gesicht sagen?“
Soziale Kontrolle fehlt im Internet. Im Programm wird deshalb auch mit der Frage gearbeitet, ob man das, was man leicht schreibt, auch in einer Alltagssituation sagen würde. Würde man in Gesellschaft wirklich sagen, „Die gehören angezündet“ oder „Zurück in die Gaskammer“? Loske verneint, „viele Klienten sind dann ganz entsetzt, weil sie so etwas nie sagen würden.“ Wie kann Kritik geäußert werden, ohne das Gegenüber abzuwerten – Diskurskompetenz heißt das im Programm „Dialog statt Hass“. Insgesamt geht es nicht um die Änderung der Gesinnung, sondern um bessere Kenntnis über Internet und soziale Netzwerke, Diskriminierung und Meinungsäußerung.
Rund 80 Menschen nehmen in ganz Österreich pro Jahr am Programm teil, drei Viertel davon sind Männer. Bedingung für eine Teilnahme ist eine gerichtliche Zuweisung im Rahmen der Bewährungshilfe.