Pink Ribbon
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gesundheit

Nur 60 Prozent gehen zur Mammographie

Seit 20 Jahren gibt es „Pink Ribbon“ in Tirol. Mit der rosa Schleife soll die Sensibilität für Brustkrebs und Vorsorge-Untersuchungen gestärkt werden. In den zwei Jahrzehnten hat sich viel in der Bewusstseinsbildung und der Medizin getan. Nach wie vor gehen aber nur 60 Prozent der Frauen jährlich zur Mammographie.

500 Frauen erkranken jährlich in Tirol an Brustkrebs. Das bedeutet, dass jede achte bis neunte Frau irgendwann in ihrem Leben mit dieser Diagnose konfrontiert wird. Mit dem Symbol „Pink Ribbon“, einer rosa Schleife, solidarisieren sich Menschen in der ganzen Welt mit den Betroffenen und machen auf die Wichtigkeit der regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen aufmerksam.

Wieviel sich weiterentwickelt hat, zeigt die Erfahrung von Lisbeth Potykanowicz aus Fügen im Zillertal. Sie erkrankte vor 30 Jahren an Brustkrebs. Zu dieser Zeit war Brustkrebs oft ein Tabuthema, Vorsorgeuntersuchungen so gut wie nicht existent. „Damals habe ich niemanden gekannt, der mit Brustkrebs zu tun gehabt hat. Man hat sich geniert, wenn es die Nachbarin gewusst hat. Und niemand ist zu Vorsorgeuntersuchungen gegangen. Heute ist das Gott sei Dank anders.“

Nur 60 Prozent machen jährliche Mammographie

Nach wie vor würden aber viele Frauen die kostenlosen Angebote nicht nützen, sagt Christian Marth, Präsident der Tiroler Krebshilfe und Vorstand der Universitätsklinik für Gynäkologie und Geburtshilfe in Innsbruck: „Wir erreichen derzeit nur 60 Prozent der Frauen. Es sollten viel mehr zur Vorsorgeuntersuchung gehen.“

Mammographie
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Eine jährliche Mammographie kann Leben retten

Brustkrebs-Früherkennungsprogramm:
Frauen im Alter zwischen 45 und 69 Jahren können alle 24 Monate mit ihrer e-card zur Früherkennungsmammografie gehen; eine Einladung oder Zuweisung zur Untersuchung ist nicht notwendig.

Auch die Pandemie hat sich bei der Früh-Erkennung ausgewirkt. Viele Frauen hätten die Untersuchung für ein Jahr ausgesetzt. Dadurch diagnostizieren Ärzte derzeit mehr fortgeschrittene Tumore. Auch hätte sich bei vielen Frauen eine falsche Routine eingeschlichen.

Heilungschancen bei Früherkennung viel höher

Dabei seien die Heilungschancen bei einer Früherkennung sehr gut. „Wir wissen, dass Frauen, die regelmäßig zur Mammographie gehen, etwa ein 30 Prozent geringeres Risiko haben, an Brustkrebs zu sterben. Das ist ein dramatischer Unterschied“, sagt Christian Marth.

Auch neue Therapien erhöhen die Überlebenschancen: „Früher haben wir von einem Brustkrebs gesprochen, heute können wir genau analysieren, um welche Art es sich handelt und wie man ihn am besten behandelt.“ Es gebe eine Vielzahl an Therapien und immer öfter auch Alternativen zur Chemotherapie. „Wir haben Antikörper oder Immuntherapie. Wir können Antikörper mit Chemotherapie verknüpfen, die dann in der Krebszelle Wirkung erzielen. Wir kennen krankmachende genetische Veränderungen und Medikamente, die diese Eigenschaft der Krebszelle gezielt angreifen können“, erklärt Marth.

Villa Blanka 20 Jahre Pink Ribbon Gala
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Viele spendenfreudige Gäste bei der großen 20 Jahre „Pink Ribbon“-Gala in der Villa Blanka

45.000 Euro für psychologische Betreuung

Am Mittwochabend fand zum 20-jährigen Bestehen von „Pink Ribbon“ in Tirol eine große Gala in der Villa Blanka in Innsbruck statt. Dabei konnten insgesamt 45.000 Euro gesammelt werden. Dieses Geld kommt Betroffenen zugute. Dadurch wird eine psycho-onkologische Betreuung ermöglicht, die durch die öffentliche Hand meistens nicht abgedeckt wird. In allen Tiroler Bezirken können Betroffene und Angehörige Hilfe finden, um mit den seelischen Folgen der Krankheit zurechtzukommen.